Eurokommunismus
"Eurokommunismus" ist ein um das Jahr 1975 von nichtkommunistischer Seite geprägter Ausdruck, der die Abwendung einiger kommunistischer Parteien (KPs) Europas vom Sozialismus sowjetischer Prägung bezeichnete.Die Eurokommunisten verneinten den internationalen Führungsanspruch der KPdSU und proklamierten unter Verzicht auf die Parole der "Diktatur des Proletariats" einen demokratischen Weg zum Sozialismus innerhalb der parlamentarischen Systeme Europas. In den 1970er und 1980er Jahren vertraten vor allem die kommunistischen Parteien Italiens, Spaniens und Frankreichs eurokommunistische Ansichten. Wichtiger Vertreter des Eurokommunismus war Enrico Berlinguer, langjähriger Generalsekretär der Italienischen Kommunistischen Partei (PCI - Partito Comunista Italiano).
Auch die einflussreiche Kommunistische Partei Japans (KPJ) galt und gilt als eurokommunistisch, obwohl nicht in Europa.
Wohl nicht per Zufall waren im Westen die politisch erfolgreichen kommunistischen/sozialitstischen Parteien, d.h. KPs mit ständigen Mandaten in Parlamenten, Bürgermeistern oder teilweiser Regierungsbeteiligung praktisch alle eurokommunistisch; die sowjetisch ausgerichteten KPs wie z.B. die westdeutsche DKP dagegen fanden keinen Rückhalt in grösseren Teilen der Bevölkerung.
Seit dem Zusammenbruch der UdSSR Anfang der 1990er Jahre kann man fast alle kommunistischen Parteien und Bewegungen Europas zum Eurokommunismus zählen. Der Begriff hat aber an Bedeutung verloren, da er ja bewußt als Pendant zum Sozialismusbegriff der UdSSR entwickelt wurde.