Eunuch
Ein Eunuch (v. griech: euné Bett, echô hüten, bewachen) ist ein Mann, der der Kastration unterzogen wurde. Das Phänomen kam zu fast allen Zeiten der Weltgeschichte in vielen Kulturen vor. Die Entmannung als einerseits schwerste und entehrendste Strafe hatte durchaus einen zweiten Aspekt. In einem Eunuchen sahen Herrscher vergangener Kulturen ihren geeigneten "zweiten Mann". Er konnte zu hohen Ehren und großem Ansehen aufsteigen, da er niemals als "biologischer" Konkurrent auftreten konnte. Weder für den Bereich der eigenen Frau(en), noch durch eigene Nachkommen, deren Bestand er gegen einen Rivalen zu sichern hatte. Als Wächter im Harem beziehungsweise "Schützer des ehelichen Bettes" eines Potentaten hat so der Eunuch seinen Namen gefunden.Auch im religiösen Bereich standen Eunuchen in verschiedenen Religionen in hohem Ansehen. In der Antike waren etwa die Priester der Kybele Eunuchen. In Indien standen und stehen sie auch heute teilweise noch in priesterlichem Dienst einer Göttin als Hijra. Im Judentum ist die Kastration dagegen strikt verboten, sogar die von Tieren. Ein Eunuch durfte nach dem Gesetz des Mose auch nicht als Konvertit aufgenommen werden. Auch im Christentum dürfen schon seit ältester Zeit Männer, die sich freiwillig hatten kastrieren lassen, keine Weiheämter wie das Priestertum empfangen; unfreiwillig Kastrierten war dies dagegen erlaubt.
Zu religiösen Entmannungen im Christentum siehe auch die Skopzen, das Schicksal Abälards, oder Uta Ranke-Heinemanns Polemik Eunuchen für das Himmelreich.
In der Antike standen Eunuchen in politischem und gesellschaftlichen Bereich im Rang von Ministern, in Byzanz waren sie hohe Offiziere, in China waren sie als Palasteunuchen geschätzt; im Barock verehrte man den Kastraten wegen seiner Gesangsstimme, die man als überirdisch schön empfand.
siehe auch: Kastrat, Kastration