Ethno Jazz
Abgesehen von Definitionen zu Ethno-Musik anderswo (z.B.: Ethno Rock, Ethno Jazz, etc. in Wicke/Ziegenrücker, Handbuch der populären Musik, 2001), die populäre Musik inklusive
Jazz außerhalb der
Industrieländer wie
USA und
Europa meint und die Vermarktung solcher Musik besonders in den Industrieländern, gibt es dazu nachfolgende Anmerkungen. Ethno Jazz wird zeitweilig gleichgesetzt mit World Music oder diese als sein Vorläufer angesehen, besonders in der Zeit vor 1990. Eigenständige Bedeutung erreicht der Ethno Jazz ab etwa 1990 mit einsetzender
Globalisierung und später weltweitem
Internet sowie vor allem kommerziellen Erfolgen von Ethno-Bands und -MusikerInnen. Bedeutend werden aus US-amerikanischer und europäischer Sicht Interpreten aus
Schwellenländern, besonders den neuen globalen Wachstumszentren Südostasiens und Chinas. Hingegen erreichten globale Regionen wie
Indien,
Lateinamerika oder
Afrika schon vor 1990 immer wieder Bedeutung im Sinn von Ethno-Musik und speziell Ethno Jazz; z.B. die Entstehung des Jazz überhaupt durch die teilweise belegbare musikalische Wechselwirkung zwischen
New Orleans und
Kuba; der Afro Cuban Jazz der 1940er/50er; arabische Einflüsse im Jazz der 1950er und frühen 1960er; Indien bei The
Beatles und im Rock Jazz der 1960er und 1970er; Jerry Gonzalez (tp, cong) in den 1980er/90er Jahren; etc. Ethno Jazz bedeutet besonders ab den 1990er Jahren zwar Jazz gemäß US- und europäischer Auffassung, aber durchsetzt mit typischen musikalischen Unterschieden der nicht-US- und nicht-europäischen Regionen, besonders der heutigen südostasiatischen und chinesischen Wachstumszentren. Oberflächlich und aus US- und europäischer Sicht erscheint solch Ethno Jazz manchmal gar nicht als Jazz, doch vermutlich fehlt neben der musikalischen Analyse dann ebenso noch ein geeigneter Wertmaßstab. Während der 1990er Jahre fördert nach dem Verschwinden des Ost-West-Gegensatzes eine Zeitlang vermeintlich globale Begeisterung die Entwicklung der Ethno-Musik und speziell des Ethno Jazzes. Weiterhin fördert in den 90ern die sprunghafte Zunahme global wirkender Riesenstädte (über zehn Millionen Einwohner wie
Tokio,
Seoul,
Shanghai,
Jakarta,
Bombay,
Sao Paulo,
Mexiko City, ...) die im wesentlichen auf Verstädterung beruhende Entwicklung auch des Ethno Jazzes. Die Anschläge vom
11. September 2001 teilen die Welt jedoch plötzlich wieder in gegensätzliche global-politische Lager, von der auch der Ethno-Bereich nicht ausgespart bleibt, z.B. im Hinblick auf die Einbeziehung islamischer oder arabischer Einflüsse. - , 7/04