Ernst Toch
Ernst Toch (* 1887 in Wien, † 1964 Los Angeles) war ein deutsch-Österreichischer Komponist im Übergang vom Stil der Spätromantik zur Moderne. Seine Werke finden erst in letzter Zeit wieder mehr Beachtung.Toch wuchs in Wien auf, lernte Klavier und andere Instrumente (?) und studierte an den Universitäten von Wien und Heidelberg Philosophie und Medizin. Seine kompoitorische Tätigkeit begann er um 1900 als Autodidakt mit Mozart als Vorbild (Streichquartette, 1905 Stammbuchverse für Klavier).
Eines seiner ersten Streichquartette wurde 1908 in Leipzig uraufgeführt, sein sechstes (Opus 12, 1905) im Jahr 1909. Seine Kammersinfonie in F-Dur von 1906 erhielt 1909 den Mozart-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Dies war für Ernst Toch der Anlass, die Musik hauptberuflich zu betreiben. Er studierte Klavier und Komposition und wurde 1913 für diese beiden Fachgebiete an die Mannheimer Musikhochschule berufen. Nach fünf großen Preisen (u.a. mehrmals österreichischer Staatspreis wurde er 1914 für 4 Jahre Soldat in der k.u.k-Armee an der Italienfront (siehe Isonzo). 1916 heiratete er die Bankierstochter Lilly Zwack und kehrte nach dem 1. Weltkrieg nach Mannheim zurück, wo er bis 1928 weiter unterrichtete und einen neuen Stil der Polyphonie entwickelte:
- 9. Streichquartett op. 26 (1919)
- Rundfunk-Tätigkeit gemeinsam mit Paul Hindemith
- Vertrag mit dem Verlag Schott und nun freier Komponist
- "Fuge aus der Geographie für Sprechchor (1930).
- Donaueschingen Drei Stücke für Welte-Mignon-Klavier (1926)
- Fünf Capriccetti (1925)
- Klavierkonzert 1926: zahlreiche Aufführungen mit den bedeutendsten Interpreten und Dirigenten (Gieseking, Monteux, Ney, Furtwängler u.a.)
- 1932 erste große USA-Tournee.
Nach Hitlers Machtergreifung ging er ins Exil: 1933 nach Paris und London (Filmmusiken), 1935 Einladung nach New York (New School for Social Research, Big Ben-Variationen). Gesichert wurde seine Existenz aber erst in Kalifornien durch Filmkompositionen für Hollywood.
Als Professor an der University of Southern California hatte er neben Komposition auch Philosophie zu vetreten und hielt Gastvorlesungen in Harvard. Die dort vorgetragene Musiktheorie fasste er in der Schrift "The Shaping Forces in Music" (1948) zusammen. Ab 1950 komponierte er 7 große Sinfonien, für deren Dritte (op.75, 1954) er 3 Jahre später den Pulitzer-Preis erhielt. Nun wagte er, wieder zum spätromantischen Stil seiner Anfangszeit zurück zu kehren.
Einige Jahre nach dem Grammy Award (1960) nannte er sich "the world's most forgotten composer of the 20th century". Doch diese Gruppe ist wohl größer, als er damals meinte.