Erlanger Theologie
Erlanger Theologie, (auch: Erlanger Schule, selten: fränkische Erweckungstheologie), in Erlangen entstandene reformierte theologische Richtung innerhalb der protestantischen Erweckungstheologie
Die Erlanger Theologie gehört in das Feld der neulutherischen konfessionellen Theologie (Entwicklung siehe: Neuluthertum), hat aber keinen repristinativen Ansatz, wie bsplw. bei Wilhelm Hengstenberg. Hie und da wird die Erlanger Schule auch komplett zum Neuluthertum gerechnet.
Ihre Wurzeln lagen in der Erweckungsbewegung des beginnenden 19. Jahrhunderts, in der der auch in der Theologie noch lange verwurzelte Vernunftgläubigkeit des Rationalismus (siehe dort zur Entwicklung) entschieden Widerspruch geleistet wurde. Die Vertreter der Erlanger Schule, die sich zu dieser Zeit an der kleinen Erlangener Universität sammelten, waren noch überwiegend Nicht-Theologen. Lediglich Christian Krafft war kein Laie. Neben ihm waren der Orientalist Johann Arnold Kanne (1819-1824 in Erlangen), der romantische Philosoph Gotthilf Heinrich Schubert (1819-1827 in Erlangen) und der Geologe und Pädagoge Karl von Raumer wirksam. Auch Friedrich Schellings Vorlesungen 1821-1823, dann Schleiermacherss und Hegels Werk und die Beiträge Thomas Lehmus' wirkten enorm. Durch letzteren gewann aus der Ferne das Werk des Dichters Johann Georg Hamann in nicht zu unterschätzender Weise Einfluss auf Erlangen:
Hamann, wie in der neueren Forschung gern hervorgehoben wird, nahm in seinem Leben wie seinem Werk schon bedeutsame Eckdaten der beginnenden Erlanger Schule, wie die »extrarationale« Erfahrung der Wiedergeburt, die »Herablassung« Gottes in die Heilsgeschichte wie auch die Neuentdeckung Luthers, vorweg. Und wenn, wie Roth schreibt "unter allen Deutschen, die seit Luther gewesen sind, [...] vielleicht keiner demselben ähnlicher an Sinn und Rede gewesen [ist] wie J.G. Hamann." (F. Roth), so wundert es nicht, dass im 19. Jahrhundert Erlangen zu einem "[...] Zentrum der Hamann-Verehrung und einer Stätte des Hamann-Studiums" (F.W.Kantzenbach) wurde.
Der genannte Friedrich Roth wiederum war auch (zusammen mit Friedrich Immanuel Niethammer) der Herausgeber eines Büchleins mit dem Titel Die Weisheit D. Martin Luthers (3 Bde. 1825-1838), das das neu erwachte Luther-Interesse anschaulich belegt. Roth, später durch König Ludwig I zum Präsidenetn des Münchener Oberkonsistoriums berufen, war in dieser Position dann für die entscheidenden Berufungen von Adolf Harleß, Höfling, Thomasius, Olshausen und Johann Christian Konrad Hofmann verantwortlich.
Haupt-Organ der gerade entstehenden Erlanger Schule wurde aber das Homiletisch-liturgische Correspondenzblatt (HLC), das nicht nur die wiedergewonnene Frömmigkeit transportierte, sondern dies auch in ungewohnt polemischer, manches mal an die Satire oder Persiflage heranreichender Weise tat. Hier stachen vor allem die Brüder August und Heinrich Bomhard hervor - die bsplw. über die rationalistischen Prediger ihrer Zeit zu sagen wussten:
Ursprung und Bedeutung
Die Erlanger Theologie beginnt nun also mit der rationalen Erkenntnis oder der kritischen Erforschung der Schrift, sondern der Neusetzung des Menschen, seiner sog. Wiedergeburt im Glauben. Zu dieser Erfahrung der Wiedergeburt gehörte dann auch die überindividuelle Faktizität der kirchlichen Normen (Schrift und Bekenntnis). Ihr korrespondierte die Offenbarung als Pendent, in dem nicht mehr der Mensch (und dessen ratio), sondern Gott Subjekt war. Eine Grundlage, auf der (wie gesagt) nun Luther wie auch die Bekenntnisschriften wiederentdeckt werden könnten:
- "Ich kann die Überraschung und Rührung nicht beschreiben, mit welcher ich fand, dass deren [sc. der Bekenntnisschriften] dem konform sei, wessen ich aus der Schrift und aus der Erfahrung des Glaubens gewiss geworden." (Harleß)
Literatur