Entführungsheirat
Eine Entführungsheirat ist eine mit Zustimmung der Frau durchgeführte Entführung, die dem Zweck dient, einer arrangierten Heirat zuvorzukommen oder die Zahlung eines Mitgifts zu umgehen und trotzdem eine rechtmäßige Ehe einzugehen.
Banyamwezi/Ostafrika:
Bei den Banyamwezi ist die Entführungsheirat unter dem Namen kluehya, Nachthochzeit, bekannt. Diese via Entführung zustandegekommene Ehe wird dort als rechtmäßig anerkannt und nicht als Konkubinat klassifiziert. Die Ehe wird jedoch ohne Mitgift durchgeführt und durch eine Entführung verheiratete Frauen sind älter als Frauen in einer Ehe mit Mitgift.
Toba-Batak/Nord-Sumatra:
Bei den Toba-Batak ist diese Heiratsform unter dem Namen mangalua boru, die Frau/Tochter entführen, bekannt. Obwohl die Frau hier die entscheidenden Schritte unternimmt, wird der Mann als Verführer und Entführer der Frau verantwortlich gemacht: Durch die Entführung hat er seinen Mut unter Beweis gestellt und die Rechte des Brautgebers missachtet, wofür er letztendlich eine Buße zahlen muss. Bis die Verwandten der Braut über die Entführungsheirat in Kenntnis gesetzt worden sind, darf das Paar noch kein eheliches Leben (zum Beispiel mit Beischlaf) führen, der Mann muss sogar auf jeden Fall vermeiden bis zur Instandsetzung der Hochzeit auch nur kurze Zeit mit seiner Frau allein zu bleiben, da dies sonst den Strafbestand einer unrechtmäßigen Beziehung darstellen würde.Verbreitung