Ende der Geschichte
Der Begriff Ende Der Geschichte (engl: End of History) wurde vom Politikwissenschafter Francis Fukuyama durch einen Artikel und ein Buch mit diesem Titel (The End of History and the Last Man (1992) geprägt.
Fukuyamas vertritt die These, dass sich nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus bald die Prinzipen des Liberalismus in Form von Demokratie und Marktwirtschaft endgültig und überall durchsetzen würde.
Die These Fukuyamas baut ironischerweise auf den Überlegungen von Marx und Hegel auf. Für Marx ist die Geschichte nicht bloß eine zufällige Aneinanderreihung von Ereignissen, sondern wird durch eine innere Dynamik geleitet. Er sieht vor allem Interessensgegensätze (Widersprüche), die als Motor der Geschichte dienen (vergl.: Dialektischer Materialismus, Historischer Materialismus). Sind alle Widersprüche beseitigt, so gibt es nach dieser Vorstellung auch keine Motivation für Veränderung mehr: Die Geschichte hat ihr Ende.
Das Pikante an Fukuyamas Buch ist, dass er mit den Methoden des Marxismus dessen Untergang begründet. Mit dieser Vermischung zweier gegensätzlicher Weltanschauungen stieß er allerdings in beiden Lagern auf vehemente Kritik.
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Fukuyamas Thesen gehen von einer Zwangsläufigkeit im historischen Ablauf aus. Daher wurde sein Buch von all jenen liberalen Kritikern abgelehnt, die - etwa im Geiste von Karl Popper dem Menschen die Freiheit zugestehen, Geschichte nach eigenem Willen zu gestalten. Nach dieser Vorstellung ist es unmöglich, kommende geschichtliche Entwicklungen vorherzusagen - daher ist auch das Ausrufen des "Endes der Geschichte" verfehlt.
Kritiker in der Tradition von des Historischen
Materialismus stimmen zwar mit Fukuyamas Vorstellung einer historischen
Zwangsläufigkeit überein, sie teilen aber nicht seine Meinung, dass
neoliberale Marktwirtschaft die Gegensätze zu aller
Zufriedenheit auflösen wird.
Vielmehr treten die Widerspüche im Kapitalismus, die vorher durch die
Systemkonkurrenz überdeckt wurden, jetzt um so offensichtlicher
hervortreten: Überall werden lang erkämpfte soziale Sicherungsysteme
zerschlagen, es wird wieder offen über Arbeitszeitverlängerungen diskutiert,
ein Grossteil der Weltbevölkerung ist gänzlich vom Wohlstand augeschlossen,
... (vergl: Globalisierungskritik)Kritik