Emmanuel Lévinas
Emmanuel Lévinas *12. Januar 1906 (nach dem julianischen Kalender der 30. Dezember 1905) in Kaunas, Litauen, † 25. Dezember 1995 in Paris, Frankreich, war ein französisch-jüdischer Philosoph.Der mit der hebräischenen Bibel, Puschkin und Tolstoi aufgewachsene Lévinas studierte in Straßburg (1923), Freiburg (1928-1929) und Paris (ab 1930), wurde 1930 in Frankreich eingebürgert und blieb dort bis zu seinem Tode. Seine Philosophie ist stark beeinflusst von zwei Traditionen: einerseits der Phänomenologie Edmund Husserls und dem Denken Martin Heideggers, andererseits der jüdischen Überlieferung der Bibel, des Talmud und der Geschichte des jüdischen Volkes.
Das in der ganzen Entwicklung seines Denkens erkennbare Grundanliegen Lévinas' ist es, die Bedeutung des Anderen zu würdigen. Die (vorphilosophische) Begegnung oder Beziehung mit dem Anderen ist nach Lévinas fundamental für unser Welt- und Selbstverhältnis. Erst die Beziehung zum Anderen, die Asymmetrie zwischen dem Anderen und mir, macht mich zu einem Ich. Damit ist nicht nur der Subjektbegriff, sondern die abendländische Ontologie grundsätzlich problematisiert. Ihr Vorrang als prima philosophia geht in Lévinas' Verständnis an die Ethik über.
Lévinas, der bei Husserl und Martin Heidegger studierte, aber auch bei Maurice Halbwachs, trug wesentlich dazu bei, seit 1930 das Denken Husserls, das u.a. auch Sartre prägte, in Frankreich bekannt zu machen. Sein Freund Jacques Derrida machte auf ihn mit dem Text "Gewalt und Metaphysik" aufmerksam. Die Betonung legt Lévinas auf den irreduziblen, unendlichen Anderen. Der Andere ist absolut anders, nicht nur ein Alter ego; er ist nicht auf seine Erscheinung als ein bestimmter Anderer zu reduzieren, wie dies in den Sozialwissenschaften noch vielfach geschieht, etwa in der Sozialphänomenologie von Alfred Schütz und im Symbolischen Interaktionismus.
Literatur
siehe auch: Portal Philosophie