Emma Herwegh
Emma Herwegh geborene Siegmund (* 10. Mai 1817, Berlin, † 24. März 1901, Paris) war eine deutsche Revolutionärin.Einen Platz in der deutschen Geschichte hat sich die am 10. Mai 1817 in Berlin geborene Seidenhändlerstochter Emma Siegmund nicht unter ihrem Mädchennamen erworben, sondern als Lebensgefährtin des gleichaltrigen Revolutionsdichters Georg Herwegh. Bis zum Zusammentreffen der beiden in Berlin und ihrer Verlobung am 13. November 1842 führte Emma Siegmund ein Leben, das durchaus als überdurchschnittlich bezeichnet werden kann. Das hoch begabte Mädchen erhielt eine vorzügliche private Ausbildung, erlernte mehrere Sprachen, erwarb außergewöhnliche Kenntnisse in Literatur und Geschichte und krönte ihren Lerneifer mit einer Ausbildung zur Pianistin und Malerin.
Die Gedichte des "Freiheitssängers" Georg Herwegh sorgten letztendlich für den Beginn einer nicht nur für damalige Verhältnisse bemerkenswerten Beziehung. Bald nach der Verlobung wurde Georg Herwegh in etlichen deutschen Staaten zur unerwünschten Person erklärt und fand Zuflucht in der Schweiz, wohin ihm seine Braut folgte.
Am 8. März 1843 heirateten die beiden im Kanton Aargau, verbrachten ihre Flitterwochen in Italien und Südfrankreich und ließen sich danach in Paris nieder. In der damaligen Kulturmetropole Europas pflegten die Herweghs Kontakte zu Künstlern und Intellektuellen, denen die Änderung der herrschenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Europa das vorrangige Ziel war.
Als Georg Herwegh die Führung der Deutschen Demokratischen Legion übernommen hatte und sich mit seinen Freischärlern im Frühjahr 1848 von Paris aus zur Unterstützung der badischen Revolutionäre in Richtung Deutschland aufmachte, begleitete ihn Emma Herwegh und erledigte die risikoreiche Aufgabe der Kundschafterin. Aus dieser Zeit stammt das Bild, das kennzeichnend für Emma Herwegh werden sollte: Die Amazone in schwarzen Hosen aus Tuch, schwarzer Samtbluse mit breitem Gürtel und breitkrempigem Hut, die das Reiten ebenso beherrschte wie das Schießen.
Gemeinsam flüchteten die Herweghs am 24. April 1848 nach dem Scheitern der badischen Revolution in die Schweiz. Zwei Jahre später zog Emma Herwegh ins italienische Genua, nachdem ihr Mann eine Beziehung mit der Frau eines Freundes begonnen und sich von seiner Familie getrennt hatte. 1853 kehrte sie auf dessen Bitten zu Georg Herwegh zurück.
Die darauf folgenden Jahre waren geprägt von der Unterstützung, die das Paar Giuseppe Garibaldi und den italienischen Freiheitskämpfern ebenso zukommen ließ wie der sich zunehmend regenden Arbeiterbewegung. Das Herweghsche Haus war Zufluchtsstätte für Flüchtlinge aus ganz Europa.
Nachdem 1866 eine allgemeine Amnestie für politische Flüchtlinge in Deutschland ergangen war, verließ die Familie Herwegh die Schweiz und wählte Baden-Baden als Wohnort. Neun Jahre lebte Emma Herwegh in der Kurstadt. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie nach Paris zurück, wo sie sich ihren Lebensunterhalt als Übersetzerin und Französischlehrerin verdiente und wieder ein Leben in intellektuellen Kreisen führte. So verband sie zum Beispiel von 1892 an eine enge Freundschaft mit dem deutschen Dramatiker Frank Wedekind.
Am 24. März 1904 endete Emma Herweghs Leben in Paris. Ein Leben, das derart vollgepackt war mit Ereignissen, dass sich das Bild der Amazone aus einer vergleichsweise kurzen Lebensepisode nicht unbedingt als kennzeichnend für Emma Herwegh manifestieren sollte, sondern vielmehr ihr lebenslanger Einsatz für demokratische ebenso wie Frauen respektierende Verhältnisse: "um das gewaltige Rad in Bewegung zu setzen, und die Begeisterung hat Riesenkräfte; oder weckt Riesenkräfte auch in Frauen.", wie sie in einem ihrer Brautbriefe an Georg Herwegh formulierte.
Ihre letzte Ruhestätte fand Emma Herwegh wie ihr Mann in Liestal.
100 Jahre nach ihrem Tod würdigte die Stadt Baden-Baden Emma Herwegh durch das Anbringen einer Gedenktafel am Haus Sophienstraße 21.