Eliteuniversität
Unter einer Eliteuniversität versteht man:
- eine Universität zur Ausbildung einer Elite
- eine Universität zu der (nur) die Elite einer Gesellschaft Zugang hat
Table of contents |
2 Situation in Deutschland 3 Argumentation |
In den USA sind die akademischen Spitzeninstitutionen über einen Zeitraum von typischerweise mehr als 100 Jahren entstanden. Diese sind bis auf wenigen Ausnahmen Privatinstitutionen. Das Spektrum der Institutionen mit hoher Reputation ist fließend und in stetiger Bewegung, so dass, außer für einem traditionellen Kern, die Definition einer klar abgetrennten Gruppe von amerikanischen Elite-Universitäten schwierig ist.
Anders als in manch anderen Ländern (z. B. die meisten der Grandes Écoles in Frankreich) sind sie keine reine "Kaderschmieden", sondern erhielten ihre Reputation primär durch die jahrhundertlangen Wissenschaftspflege in der ganzen Breite. Obwohl oft ihre hohen Studiengebühren (tuition, typischerweise 20 000–30 000 US-Dollar im Jahr) besonders deutlich wahrgenommen werden, deckt diese nur einem relativ kleinen Teil des Gesamthaushalts ab. Die meisten Einahmen sind Drittmitteln, die auch forschungsbezogen ausgegeben werden. Studiengebühren und Kapitalanlage der Institutionen dienen oft nur zur Deckung der grundlegenden Betriebskosten. Diese Einrichtungen sind auch typischerweise nicht als "luxeriös" zu bezeichnen, jedoch höchst effizient in dem entsprechenden Wissenschaftsbetrieb.
Viele Faktoren begünstigten den Erfolg des amerikanischen Systems, das sich stark an die nationale Gegebenheiten angepasst hat. Zu einem gibt es einen enormen und über Generationen ungebrochenen Fluss an Drittmitteln aus den staatlichen Quellen für die Grundlagenforschung und angewandte Forschung, neben Mitteln aus der Industrie. Die staatlichen Förderung werden dann auch über einen viel stärkeren Wettbewerbsmechanismus ausgegeben, zum Teil werden die Ausgabe auch so gestaltet, dass Wettbewerb erst recht entsteht (z. B. durch mehrfache Vergabe). Das System ist nicht auf lebenslangen Professuren in Beamtenstatus ausgelegt, sondern verlangt im tenure-track ständige Leistung von Professoren, während diese durch einen klaren Aussicht belohnt wird. Einem Hochschullehrer steht eine Wettbewerbssituation sogar innerhalb des eigenen Fachbereichs gegenüber, die beträchtlichen Studiengebühren der eigenen Doktoranden müssen erst durch Drittmitteln eingewirtschaftet werden.
Überhaupt auffällig ist auch im amerikanischen System, dass die ganze Welt mitkonkurriert, sowohl bei den Lehrstühlen wie auch bei den Studienplätzen, in beiden Fällen zusätzlich erleichtet durch das recht moderat gehaltene englischsprachige Anforderung. Und gerade hier spielt ein bidirektionales System zum Erhalt der Qualität und somit die Reputation eine wichtige Rolle, das bereits bei den Studenten anfängt: Die besten Institutionen bekunden ihre Aufnahmewillen den ihrer Meinung nach besten Studenten, diese selektiert dann wiederum den besten Institution für seine Studien. In amerikanischen Hochschulen exisitert die Auffassung, dass die Studenten das entscheidendeste Kapital einer Spitzeninstitution ist, entsprechend wird auch mit viel Aufwand die besten Studenten selektiert, und auch untereinander um die beste Studenten gekämpft. Daher steht gerade in den Graduiertenstudien (graduate study) den Besuch einer Spitzeninstitution Studenten aller gesellschaftlichen Schichten offen, wobei dieser über ein geschicktes System der Quersubvention finanziert wird.
In Deutschland haben sich 2004 die Pläne konkretisiert, Eliteuniversitäten einzurichten. In der Diskussion wurde auch an den Ruf deutscher Universitäten aus vergangenen Tagen erinnert, der durch die Nationalsozialisten zerstört wurde, da die meisten bedeutenden Wissenschaftler emigrieren mussten. Eliteuniversitäten hat es aber in Deutschland eigentlich nie gegeben, denn alle Universitäten gelten als gleichwertig, obwohl es selbstverständlich Unterschiede gibt: Je nach Fach ist der Ruf einzelner Universitäten unterschiedlich gut.
Die Bundesregierung möchte Eliteuniversitäten fördern. In einigen Bundesländern, die die Kulturhoheit haben und daher auch für Universitäten zuständig sind, herrscht die Meinung vor, man solle nicht ganze Universitäten, sondern einzelne Fachbereiche an Universitäten fördern.
Falls Fördergelder aufgrund politischer Kompromisse mit dem Ziel regional ausgewogener Verteilung auf viele Universitäten verteilt werden, besteht die Gefahr, dass die auf eine einzelne Universität entfallenden Mittel nicht zur Erreichung des angestrebten Ziels ausreichen werden.
Ob speziell in Deutschland Eliteuniversitäten wirklich von Vorteil sind, ist strittig.
Befürworter führen an, dass Deutschland durch das Fehlen von Eliten gerade im Forschungsbereich immer weiter zurückfällt. Spitzenforscher wandern an angloamerikanische Universitäten ab, da ihnen in Deutschland die entsprechende Unterstützung fehlt.
Außerdem kommen hochqualifizierte Absolventen der Volkswirtschaft zugute.
Gegner argumentieren, dass sie lediglich dem Prestige dienen, während andere Universitäten und ihre Abschlüsse durch Einrichtung von Eliteuniversitäten abgewertet werden. Zudem lässt insbesondere ein Vergleich mit Frankreich und seinem ausgeprägt elitären Bildungssystem nicht hoffen, dass Eliteuniversitäten zu einer wesentlichen Verbesserung der Wirtschaftslage beitragen. Außerdem müsste eine Förderung sehr langfristig angelegt sein, da der gute Ruf von gern als Vorbild angeführten Universitäten wie Harvard insbesondere durch die Kontinuität ihrer Leistungen über viele Jahre hinweg aufgebaut wurde.
Siehe auch: Elite, Universität, Begabtenförderung, Grandes Écoles, Chancengleichheit, Ivy League, Wissenschaft in den USASituation in den USA
Situation in Deutschland
Argumentation
Pro
Contra