Elfriede Jelinek
Elfriede Jelinek (* 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag/Steiermark) ist eine österreichische Schriftstellerin, die in Wien und München lebt.
Table of contents |
2 Leben 3 Auszeichnungen 4 Werke (in Auswahl) 5 Weblinks |
Mit vergleichbarem Zorn auf die österreichische Gesellschaft, wie ihn Thomas Bernhard in seinem Werk immer wieder zum Ausdruck brachte, schreibt Elfriede Jelinek gegen Missstände im öffentlichen, politischen aber auch im privaten Leben an. Dabei entwickelt sie ein sarkastisches, höchst provokantes Sprachfeuerwerk, eine schrille Metaphorik, Sätze wie Ohrfeigen. Jelinek zu lesen ist eine Zumutung - im besten Sinne des Wortes. Jelineks Gesellschafts- und Sprachkritik respektiert keine Grenzen: ihre Texte sind obszön, blasphemisch, vulgär, höhnisch - und gleichwohl ein Lektürevergnügen ohne gleichen.
Verständlich, dass um sie seit Jahren eine heftige Kontroverse tobt zwischen denen, die durch ihre Texte und auch ihre öffentlich kundgetane politische Meinung bis hin zur Schmähung und Aggressivität provoziert werden, und jenen, die sie als Sprachkünstlerin feiern.
Zitat aus: Die Kinder der Toten, Reinbek (1997), S. 35:
Elfriede Jelinek wird 1946 in Mürzzuschlag geboren. Ihre Mutter Olga, geb. Buchner, stammt aus dem Wiener Großbürgertum und erhält die Familie längere Zeit durch ihre Tätigkeit als Buchhalterin. Ihr Vater Friedrich Jelinek ist Chemiker und jüdisch-tschechischer Abstammung. Sein "kriegsdienlicher" Beruf bewahrt ihn vor Verfolgung unter dem NS-Regime; ihm wird ein Arbeitsplatz in der Rüstungsindustrie zugewiesen. Friedrich Jelinek erkrankt während der 50er- Jahre psychisch; während der sechziger Jahre lebt er in zunehmend verwirrtem Zustand zuhause. Er stirbt 1969 in einer psychiatrischen Klinik in völliger geistiger Umnachtung.
Um Jelineks Erziehung kümmert sich die Mutter. Jelinek kommt in einen katholischen Kindergarten und danach in eine Klosterschule, die sie als äußerst restriktiv empfindet (Essay "In die Schule gehen ist wie in den Tod gehen"). Ihr auffälliger Bewegungsdrang bringt sie auf Anraten der Nonnen in die Kinderpsychiatrie, obwohl ihr Verhalten aus medizinischer Sicht im Bereich der Norm bleibt. Abgesehen davon plant die Mutter die Karriere ihrer Tochter als musikalisches Wunderkind und Jelinek erhält bereits in der Volksschule Klavier-, Gitarre-, Flöten-, Geigen- und Bratschenunterricht. Mit 13 wird sie ins Konservatorium der Stadt Wien aufgenommen und studiert dort Orgel, Klavier und Blockflöte. Parallel dazu absolviert sie die Mittelschulausbildung an einem öffentlich-rechtlichen Gymnasium.
Nach der Matura erfolgt der erste psychische Zusammenbruch; sie inskribiert jedoch für einige Semester Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft, bis sie 1967 das Studium durch Angstzustände gezwungen abbricht und ein Jahr lang zu Hause in völliger Isolation verbringt. Während dieser Zeit beginnt sie zu schreiben; ihre ersten Gedichte werden in Zeitschriften und kleinen Verlagen gedruckt, der erste Roman bukolit (1968) bleibt allerdings bis 1979 unveröffentlicht. Nach dem Tod ihres Vaters beginnt sie sich zu erholen; sie engagiert sich im Umfeld der 68er-Bewegung und lebt für einige Monate lang in einer linken Wohngemeinschaft u.a. mit Robert Schindel.
1971 schließt sie die Orgelprüfung am Konservatorium bei Leopold Marksteiner ab. Maßgeblich für ihr weiteres literarisches Schaffen ist in dieser Zeit die Auseinandersetzung mit den Theorien von Roland Barthes, welche sie in dem Essay die endlose unschuldigkeit verarbeitet. 1972 lebt sie mit Gert Loschütz in Berlin, kehrt im Jahr darauf aber wieder nach Wien zurück. 1974 tritt sie der KPÖ bei und engagiert sich beim Wahlkampf sowie bei Kulturveranstaltungen. Im selben Jahr heiratet sie Gottfried Hüngsberg. Dieser schreibt damals Filmmusik für Rainer Werner Fassbinder, ist jedoch seit Mitte der 70er als Informatiker in München tätig.
Seit der Heirat lebt Elfriede Jelinek abwechselnd in Wien und München. Der literarische Durchbruch gelingt ihr 1975 mit dem Roman die liebhaberinnen, der marxistisch-feministischen Karrikatur eines Heimatromans. Vor allem in den 70ern entstehen zahlreiche Hörspiele; Anfang der 80er erscheinen die Ausgesperrten als Hörspiel, Roman und schließlich auch als Film mit Paulus Manker.
Der erste große Skandal um Jelinek wird 1983 durch die Uraufführung von Burgtheater heraufbeschworen. Das Drama setzt sich mit der (nicht vorhandenen) NS- Vergangenheitsbewältigung in Österreich auseinander. In der öffentlichen Wahrnehmung erscheint der Text jedoch reduziert auf persönliche Anspielungen auf damalige prominente Mitläufer/innen. Jelineks Ruf als Nestbeschmutzerin beginnt sich zu festigen. Im gleichen Jahr erscheint der Roman Die Klavierspielerin. In den Rezensionen überwiegt jedoch die biographische Deutung; die Auseinandersetzung mit dem Text tritt in den Hintergrund.
Das nächste Aufsehen erregende Werk ist Lust. Jelineks Auseinandersetzung mit der feministischen Pornografiedebatte der 80er- Jahre wird im Vorfeld als "weiblicher Porno" vermarktet; die Kritiken bewegen sich am Text und am Thema vorbei. Nach einer ähnlichen Rezeption des Theaterstücks Raststätte und persönlichen Angriffen auf die Autorin auf Wahlplakaten der Wiener FPÖ 1995 gibt Jelinek ihren Rückzug aus der österreichischen Öffentlichkeit bekannt und erlässt ein Aufführungsverbot ihrer Stücke für die Staatstheater.
Die Rückkehr ans Burgtheater dauert pro Nachmittag/Abend ganze sechs Stunden: 1998 inszeniert Einar Schleef das Sportstück. Das zweite Aufführungsverbot folgt jedoch 2000 bei der schwarz-blauen Regierungsbildung in Österreich. Andere Texte Jelineks nehmen konkret auf die aktuelle Tagespolitik Bezug; bei einer regierungskritischen Kundgebung wird Das Lebewohl. Ein Haider- Monolog verlesen. Die im selben Jahr entstandene Textmontage Ich liebe Österreich kritisiert den Umgang mit Asylwerber/innen. 2003 inszeniert Christoph Schlingensief am Burgtheater Bambiland. Im selben Jahr hat Olga Neuwirths Musiktheater "Lost Highway" Premiere; das Libretto stammt von Elfriede Jelinek.
1. Romane:
3.1 von Romanen:
Überblick
Leben
Auszeichnungen
Werke (in Auswahl)
2. Dramen:
3. Übersetzungen:
3.2 von Dramen:
3.3 Lyrik und Kurzgeschichten (latein-)amerikanischer AutorInnen