Eiserner Vorhang (Politik)
Mit Eiserner Vorhang wird in der Politik und Zeitgeschichte eine hauptsächlich ideologisch unüberwindbare Grenze nach ihrem Vorbild aus dem Theaterbau (siehe Eiserner Vorhand im Theater) beschrieben. Insbesondere bezieht sich der Begriff auf die Grenze zwischen Bundesrepublik Deutschland und DDR bzw. zwischen den kapitalistisch und marktwirtschaftlich orientierten Staaten des Westens (angeführt durch die USA) und den Staaten Osteuropas mit real-existierendem Sozialismus (teilweise angeführt durch die UdSSR) während des Kalten Krieges.Die Bezeichnung wurde von Joseph Goebbels am 23. Februar 1945 in der Zeitschrift Das Reich (übernommen von der Times) in Anspielung auf den eisernen Vorhang im Theater geprägt: "...und ein 'eiserner Vorhang' sich über Europa senken werde."
Winston Churchill hat den Ausdruck dann als Bezeichnung für die Abschottung des Ostblocks gegen den Westen übernommen:
Nachdem er diesen Begriff erstmals am 12. Mai 1945 in einem Telegramm an US-Präsident Truman verwendete, formulierte er am 6. März 1946 in Fulton, Missouri:
- From Stettin in the Baltic to Trieste in the Adriatic an has descended across the Continent. Behind that line lie all the capitals of the ancient states of Central and Eastern Europe. Warsaw, Berlin, Prague, Vienna, Budapest, Belgrade, Bucharest and Sofia; all these famous cities and the populations around them lie in what I must call the Soviet sphere, and all are subject, in one form or another, not only to Soviet influence but to a very high and in some cases increasing measure of control from Moscow.
- (5. März 1946, Fulton, Missouri)
Wenn auch der Eiserne Vorhang Deutschland durch die Trennung besonders traf, zog sich er sich eigentlich durch ganz Europa vom Eismeer bis zum Mittelmeer und hinterließ in allen betroffenen Ländern seine Spuren. Es bestand auch in Österreich die Gefahr einer solcher Trennung bis 1955 quer durch das Land. Viele nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Staaten diesseits und jenseits des Vorhangs verschwanden im Zuge der Jahrzehnte. Besonders wirtschaftlich war diese Grenze eine tote Grenze, so dass bis zum Krieg dort bestehende Betriebe abwanderten. Als Folge wanderten auch viele Bewohner aus diesen Gegenden ab. Auch die Sprachbarrieren wurden wesentlich größer, denn kaum jemand in den westlichen Ländern lernte die Sprache des unmittelbaren aber doch nicht erreichbaren Nachbarlandes. Österreich konnte auf Grund seiner dem Staatsvertrag folgenden Neutralität wenn auch nicht auf politischer, so doch auf kultureller Ebene den Vorhang in Richtung seiner nördlichen und östlichen Nachbarn etwas aufweichen. So konnten Österreicher wesentlich früher als die übrigen Europäer nach Ungarn ohne Visum einreisen. Allerdings durften trotzdem keine Ungarn nach Österreich ausreisen.
Auch auf östlicher Seite wurden oft kilometerbreite Sperrzonen errichtet, wo die Bewohner ausgesiedelt wurden und dafür das Militär das Gebiet in Beschlag nahm.
Trotz der Grenzbefestigungen, die im Laufe der Zeit immer weiter und effektiver ausgebaut wurden, gelang zahlreichen Menschen die Flucht in den Westen. Wer bei dem Versuch scheiterte, wurde in der Regel wegen Republikflucht zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Viele hundert Menschen wurden bei Fluchtversuchen getötet. Genaue Zahlen zu gelungenen und gescheiterten Fluchten sind bis heute nicht bekannt.
Der Eiserne Vorhang war nicht nur physisch da, er war auch in den Medien, im Sport, in der Wirtschaft, natürlich primär in der Politik und in der UNO, er fand auch seine Verlängerung bis in die Länder der Dritten Welt, wo zahlreiche Stellvertreter-Konflikte zwischen Ost und West ausgetragen wurden.
In Europa wurde der Eiserne Vorhang zuerst von Ungarn am 2. Mai 1989 abgebaut, die Tschechoslowakei baute ihre Grenzbefestigungen noch im gleichen Jahr (im Dezember) ab. Die Öffnung der Berliner Mauer bedeutete in Deutschland den Anfang vom Ende des Eisernen Vorhangs und damit auch die Beendigung des Kalten Krieges.
Grenzen aus Stacheldraht, Mauern und Sicherheitssperren, die man immer noch als Eisernen Vorhang bezeichnen könnte, existieren heute vor allem in Korea, Israel und Zypern.
Nach dem Vorbild "Eiserner Vorhang" sind ähnliche Begriffe geprägt worden: Chinas Abschottungspolitik wurde teilweise als Bambusvorhang bezeichnet, die entsprechende Politik Myanmars (Burma) wird gelegentlich mit Teakvorhang beschrieben.