Einsatzgruppen
Die Einsatzgruppen waren ein Bestandteil der Sicherheitspolizei und des SS-eigenen Geheimdienst SD.Am 23. Juni, ein Tag, nachdem das Unternehmen Barbarossa (Hitlers Angriff auf die Sowjetunion) angelaufen war, fielen die Einsatzgruppen, der Wehrmacht folgend, in Russland ein. Ihr Auftrag lautete:
"Die Beseitigung der jüdisch-bolschewistischen Intelligenz, die Vernichtung von Bolschewistenhäuptlingen und Kommissaren, sowie aller Juden, die die Sicherheit der kämpfenden Truppe gefährden."
Auf diesen Befehl waren die Einsatzgruppenführer und die ihnen untergebenen Einsatzkommandoführer von Reinhard Heydrich im März oder April 1941 in einer Besprechung in Pretzsch an der Elbe eingeschworen worden.
Die Kommandos legten diesen Befehl jedoch so großzügig aus, dass sie die gesamte jüdische Bevölkerung, einschließlich Kinder, Frauen und Greise ganzer Gemeinden in Massen erschossen. Der Umstand, dass die Wehrmacht von der nichtrussischen nichtjüdischen Bevölkerung anfangs teilweise als Befreier von der ortsansässigen Bevölkerung begrüßt wurde, erleichterte den Kommandos die grausame Arbeit erheblich.
Die jüdische Bevölkerung Russlands versank in einem Meer aus Blut und Scheußlichkeiten . Die Einsatzgruppen versuchten sich gegenseitig mit ihren Liquidationen zu übertrumpfen und meldeten immer neue und höhere Zahlen an das Reichssicherheitshauptamt in Berlin.
Table of contents |
2 Aufstellung der Einsatzgruppen 3 Einsatzgruppenführer 4 Einsatz-/Sonderkommandoführer 5 Literatur 6 Weblinks |
Die mit Abstand bedeutendste historische Quelle über die Einsatzgruppen in der Sowjetunion sind die ihre Einzelberichte zusammenfassenden Ereignismeldungen UdSSR mit dem Briefkopf des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich. Für den Zeitraum vom 23. Juni 1941 bis zum 24. April 1942 erschienen insgesamt 195 Ereignismeldungen, von denen 194 erhalten sind, die insgesamt über 2.900 Schreibmaschinenseiten umfassen. Sie können im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde im Bestand R 58/214 bis 221 eingesehen werden. Die Authentizität der Originale ist unbestritten und von zahlreichen Beschuldigten und ihren Verteidigern in Strafprozessen vor bundesdeutschen Gerichten nicht angezweifelt worden.
Die Ereignismeldungen umfassen, entsprechend den Aufgliederungen der Einsatzgruppen und -kommandos, inhaltlich den gesamten Tätigkeitsbereich der jeweiligen Abteilungen Gestapo, Kriminalpolizei und SD. Die Meldungen über den Massenmord an den sowjetischen Juden nehmen infolgedessen nur einen relativ kleinen Teil der gesamten Berichterstattung ein.
Aus dem überaus reichlichen Material werden hier zur Illustration einige Auschnitte aus den Ereignismeldungen zitiert, die die exekutive Tätigkeit des Sonderkommandos 4 a betreffen, das von allen Kommandos der Einsatzgruppe C die mit Abstand höchste Exekutionsrate aufzuweisen hatte.
Ereignismeldungen UdSSR
Ereignismeldung UdSSR Nr. 97 vom 28.9.1941 über den Einmarsch des Sonderkommando 4 a in Kiew:
- ''Bei den ersten Aktionen 1.600 Festnahmen. Angeblich 150.000 Juden vorhanden. Maßnahmen eingeleitet zur Erfassung des gesamten Judentums. Exekution von mindestens 50.000 Juden vorgesehen. Wehrmacht begrüßt Maßnahmen und erbittet radikales Vorgehen. Stadtkommandant (Anm.: Generalmajor Kurt Eberhard) öffentliche Hinrichtung von 20 Juden befürwortet.
- Das Sonderkommando 4 a hat in Zusammenarbeit mit Gruppenstab und zwei Kommandos des Polizei–Regiments Süd am 29. und 30.9.41 in Kiew 33.771 Juden exekutiert.
- Den von den Kommandos durchgeführten Exekutionen liegen folgende Motive zugrunde: Politische Funktionäre, Plünderer und Saboteure, aktive Kommunisten und politische Ideenträger, Juden die unter falschen Angaben die Entlassung aus dem Gefangenenlager erschlichen haben, Agenten und Zuträger des NKWD, Personen, die durch Falschaussagen und Zeugenbeeinflussung maßgeblich an der Verschickung von Volksdeutschen beteiligt waren, jüdischer Sadismus und Rachgier, unerwünschte Elemente, Asoziale, Partisanen, Politruks, Pest– und Seuchengefahr, Angehörige russ. Banden, Freischärler, Versorgung russ. Banden mit Lebensmitteln, Aufrührer und Hetzer, verwahrloste Jugendliche, Juden allgemein.
- Was die eigentliche Exekutive anbelangt, so sind von den Kommandos der Einsatzgruppe bisher etwa 80.000 Personen liquidiert worden. Darunter befinden sich etwa 8.000 Personen, denen aufgrund von Ermittlungen eine deutsch-feindliche oder bolschewistische Tätigkeit nachgewiesen werden konnte. Der verbleibende Rest ist aufgrund von Vergeltungsmaßnahmen erledigt worden. Mehrere Vergeltungsmaßnahmen wurden im Rahmen von Großaktionen durchgeführt. Die größte dieser Aktionen fand unmttelbar nach der Einnahme Kiews statt; es wurden hierzu ausschließlich Juden mit ihrer gesamten Familie verwandt. Die sich bei der Durchführung einer solchen Großaktion ergebenden Schwierigkeiten – vor allem hinsichtlich der Erfassung – wurden in Kiew dadurch überwunden, dass durch Maueranschlag die jüdische Bevölkerung zur Umsiedlung aufgefordert worden war. Obwohl man zunächst nur mit einer Beteiligung von etwa 5.000 bis 6.000 Juden gerechnet hatte, fanden sich über 30.000 Juden ein, die infolge einer überaus geschickten Organisation bis unmittelbar vor der Exekution noch an ihre Umsiedlung glaubten. Wenn auch bis jetzt auf diese Weise insgesamt etwa 75.000 Juden liquidiert worden sind, so besteht doch schon heute Klarheit darüber, dass damit eine Lösung des Judenproblems nicht möglich sein wird. Es ist zwar gelungen, vor allem in kleineren Städten und auch in Dörfern eine restlose Bereinigung des Judenproblems herbeizuführen; in größeren Städten dagegen wird immer die Beobachtung gemacht, daß nach einer solchen Exekution zwar sämtliche Juden verschwunden sind, kehrt aber alsdann nach einer bestimmten Frist ein Kommando nochmals zurück, so wird immer wieder eine Anzahl Juden festgestellt, die ganz erheblich die Zahl der exekutierten Juden übersteigt.
- Die Zahl der durch das Sonderkommando 4 a durchgeführten Exekutionen hat sich inzwischen auf 55.432 erhöht. In der Summe der in der zweiten Hälfte des Monats Oktober 1941 bis zum Berichtstage durch das Sonderkommando 4 a Exekutierten sind wiederum neben einer relativ geringen Anzahl von politischen Funktionären, aktiven Kommunisten, Saboteuren usw. in erster Linie Juden, und hier wieder ein großer Teil von durch die Wehrmacht überstellten jüdischen Kriegsgefangenen enthalten. In Borispol wurden auf Anforderung des Kommandanten des dortigen Kriegsgefangenenlagers durch einen Zug des Sonderkommandos 4 a am 14.10.41 752 und am 18.10.41 357 jüdische Kriegsgefangene, darunter einige Kommissare und 78 vom Lagerarzt übergebene jüdische Verwundete erschossen. Gleichzeitig exekutierte derselbe Zug 24 Partisanen und Kommunisten, die vom Ortskommandanten in Borispol festgenommen worden waren. Hierzu ist zu bemerken , dass die reibungslose Durchführung der Aktion in Borispol nicht zuletzt auf die tatkräftige Unterstützung durch die dortigen Wehrmachtsdienststellen zurückzuführen war. (...) Im Bereich des Sonderkommandos 4 b wurde seitens der Wehrmacht der sicherheitspolizeilichen Tätigkeit des Sonderkommandos überall volles Verständnis entgegengebracht.
Man kann sich kaum vorstellen, welch namenloses Grauen und Entsetzen sich hinter diesen nüchternen Zahlen verbirgt. Nach vorsichtigen Schätzungen beträgt die Gesamtzahl der Opfer 560.000.
Beispiel der Personalstärke einer Einsatzgruppe(hier EG A):
Aufstellung der Einsatzgruppen
Einsatzgruppenführer
Einsatz-/Sonderkommandoführer
(Im Mai 1943 bestanden noch die EK 10 a, 11 b und 12)
(Quelle: Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen, Ludwigsburg)
Die Einsatzgruppe A war die größte und Einsatzgruppe D die kleinste der EG.
Siehe auch: SS-Dienstränge.Bei Bedarf wurden die Kommandos durch Personal der Wehrmacht, Ordnungspolizei und Waffen-SS verstärkt.
Literatur
Weblinks