Ein-Kind-Politik
Politik der Volksrepublik China, nach der eine Familie nur ein Kind haben darf; eingeführt 1970, nachdem schon vorher versucht worden war, die Zahl der Geburten auf zwei pro Familie zu begrenzen. Damit sollte das rasante Bevölkerungswachstum in China eingedämmt werden. Eheleuten, die sich nicht daran halten, drohte eine Geldstrafe, Kritiker berichten außerdem von staatlich erzwungenen Abtreibungen sowie Sterilisationenen. In der Praxis zeigte sich allerdings, dass die Ein-Kind-Politik nur in den Städten weitgehend durchgesetzt werden konnte, während sie in den ländlichen Regionen schon von Anfang an nur bedingt erfolgreich war. So gab es Ausnahmeregelungen, dass Bauernfamilien ein zweites Kind haben dürfen, wenn das erste ein Mädchen ist. Die nationalen Minderheiten waren gänzlich von den Einschränkungen der Bevölkerungspolitik ausgenommen. Die umstrittene Regelung hat nach Angaben der chinesischen Regierung in den Jahren von 1994 bis 2004 300 Millionen Geburten weniger als ohne sie zur Folge gehabt. Das Ziel, die Bevölkerungszahl Chinas auf maximal 1,2 Mrd. Menschen zu begrenzen, wurde dennoch um etwa 70 Mio. überschritten.Im April 2004 wurde diese Regelung erneut gelockert: in Shanghai dürfen seitdem Geschiedene und wiederverheiratete Partner Nachwuchs bekommen, auch wenn sie schon ein Kind aus einer früheren Ehe haben.
Die Ein-Kind-Politik hat außer den Spannungen durch die Zwangsausführung auch andere soziale Probleme erzeugt. Das bekannteste Problem ist - vor allem in den Städten - die Entstehung einer Generation von Einzelkindern (die "kleinen Kaiser"), die von ihren Eltern und Großeltern besonders verwöhnt werden und so wenig Sozialkompetenz entwickeln können. Das zweite Problem ist die Überalterung der Gesellschaft; zusammen mit dem Umbruch, den die wirtschaftliche Dynamik erzeugt hat und der die sozialen Beziehungen der Menschen (Auflösung der Großfamilie) stark verändert hat, wird das in 30 oder 40 Jahren zu ähnlichen Problemen (zum Beispiel Rente oder Gesundheitsversorgung) wie in Westeuropa führen.