Eigenreflex
Ein
Eigenreflex ist ein
Reflex, der einen Effekt im selben
Organ hervorruft, in dem ein Reiz ausgelöst wird. Er ist meist
monosynaptisch, hat eine kurze
Latenzzeit und ist nicht ermüdbar.
Schädigungen des 1. motorischen Neurons können Eigenreflexe stark steigern, so dass sie in Muskeln auftreten, in denen sie normalerweise nicht beobachtet werden können. Beispiele dafür sind der Zehenbeugereflex und der Adduktorenreflex. Schädigungen im Reflexbogen, zum Beispiel durch eine Neuritis oder durch mechanische Schäden, führen dagegen zum Ausfall des Reflexes.
In der folgenden Aufstellung weist der Begriff Betroffene Nervenbahnen auf die Nerven hin, die den Reiz aufnehmen und den Effekt auslösen. Dabei werden die Hirnnerven, wie üblich, in römischen Zahlen dargestellt, die Abkürzungen C, S, L und Th weisen auf die Rückenmarksnerven.
Achillessehnenreflex
- auch: Triceps-surae-Reflex, ASR
- Auslösung: Dehnung des M. triceps surae; diagnostisch durch leichten Schlag auf die angespannte Achillessehne.
- Effekt: Kontraktion des M. gastrocnemius, Plantarflexion des Fußes.
- Betroffene Nervenbahnen: S1, S2 und N. tibialis
- Kommentar: Ausfall durch Wurzelkompression bei Bandscheibenvorfall, Poliomyelitis oder Tabes orsalis.
Adduktorenreflex
- auch: -
- Auslösung: Schlag auf den Condylus medialis femoris (die mittlere Fläche ses Kniegelenks).
- Effekt: Adduktion der Beine
- Betroffene Nervenbahnen: L3, L4, N. obturatorius
- Kommentar: Bei sehr starker Ausprägung des Reflexes reagieren beide Beine auf eine einseitige Auslösung.
Bizepssehnenreflex
- auch: BSR
- Auslösung: Schlag auf die Sehne des M. biceps brachii bei leicht angewinkeltem Unterarm.
- Effekt: Der Arm wird im Ellenbogengelenk gebeugt.
- Betroffene Nervenbahnen: C5, C6 und N. musculocutaneus
Fingerbeugereflex
- auch: Trömmer-Zeichen, Knips-Reflex, Mayerscher Grundgelenkreflex, Hoffmann-Reflex
- Auslösung: Dehnung der Fingerbeugermuskeln; sicherste Auslösung (nach Wartenberg): Auf die locker gebeugten Finger des Patuienten wird quer der Zeigefinger des Untersuchers gelegt und auf mit dem Reflexhammer auf den Zeigefinger geschlagen.
- Effekt: Die Finger werden gebeugt
- Betroffene Nervenbahnen: C7, C8, N. medianus und N. ulnaris
- Kommentar: Entgegen älteren Darstellungen handelt es sich nicht um ein sicheres spastisches Zeichen, sondern um einen schwellennahen Eigenreflex.
Masseterreflex
- auch: Masseter-Temporalisreflex, Unterkieferreflex
- Auslösung: Ein Reflexhammer-Schlag von oben gegen die untere Zahnreihe oder das Kinn, der den M. masseter und den M. temporalis dehnt.
- Effekt: Der Mund wird geschlossen.
- Betroffene Nervenbahnen: Hirnnerv V
Orbicularis-oris-Reflex
- auch: Schnauzenreflex, Lippenzeichen
- Auslösung: Beklopfen der Mundmuskeln.
- Effekt: Die Lippen werden rüsselartig vorgestreckt.
- Betroffene Nervenbahnen: [Hirnnerv]] VIII
- Kommentar: Ist ein Zeichen für die Übererregbarkeit der Muskulatur, besonders bei Tetanie.
Patillarsehnenreflex
- auch: Quadrizepsreflex, PSR
- Auslösung: Kurzer Schlag auf die Patillarsehne bei gestrecktem Oberschenkel (zum Beispiel durch Überschlagen der Beine).
- Effekt: Der M. quadrizeps wird angespannt und dadurch der Unterschenkel im Kniegelenk gestreckt.
- Betroffene Nervenbahnen: L2, L4 und N. femoralis
Pronatorenreflex
- auch: Pronationsreflex
- Auslösung: Bei angewinkeltem Unterarm wird ein kurzer Schag auf den Radiusköpf (Caput radii) ausgeführt.
- Effekt: Hand und Unterarm werden proniert.
- Betroffene Nervenbahnen: C6, C7, C8 und N. medianus
Radiusperiost-Reflex
- auch: Gemeinsamer Ellenbeuger-Reflex
- Auslösung: Schlag auf die radiale Kante des Radiusköpfchens (Processus styloideus radii) bei leicht gebeugtem Unterarm.
- Effekt: Beugung des Unterarms im Ellenbogengelenk durch gemeinsame Anspannung des M. brachioradialis, M. biceps brachii und des M. brachialis.
- Betroffene Nervenbahnen: C5, C6
Tibialis-posterior-Reflex
- auch: -
- Auslösung: Schlag unter den Malleolus medialis.
- Effekt: Der mediale Fußrand wird gehoben (Supination).
- Betroffene Nervenbahnen: L4, L5 und N. tibialis
- Kommentar: Der Reflex ist schwellennah und kann deshalb nicht immer ausgelöst werden. Bei Bandscheibenschäden im Lumbalbereich L4/L5 ist dieser Reflex ein wichtiger diagnostischer Hinweis.
Trizepssehnenreflex
- auch: TSR
- Auslösung: Bein angewinkeltem Unterarm und abgewinkeltem Oberarm wird auf die Sehne des M. triceps brachii kurz oberhalb des Olekranons ein Schlag ausgeführt.
- Effekt: Der Unterarm wird getsreckt.
- Betroffene Nervenbahnen: C6, C7 und N. radialis
Zehenbeugereflex
- auch: Rossolimo-Zeichen, Babinski-Reflex
- Auslösung: Der Untersuchende schlägt mit den Fingern kurz und heftig auf die Zehenbeeren.
- Effekt: Die Zehen werden gebeugt.
- Betroffene Nervenbahnen: S1/S2, N. tibialis
- Kommentar: Der Zehenbeugereflex kann normalerweise nicht ausgelöst werden. Tritt er auf ist dies ein diagnostischer Hinweis auf eine Schädigung des 1. motorischen Neurons.
siehe auch: Reflexe, Liste der Fremdreflexe
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