Eigenbewegung
Als Eigenbewegung bezeichnet man in der Astronomie die auf tatsächlichen räumlichen Bewegungen beruhende scheinbare Bewegung von Sternen an der gedachten Himmelskugel, d. h. eine fortschreitende Veränderung des Sternortes. Die Eigenbewegung wurde erst 1728 von James Bradley erkannt, da sie sich nur sehr langsam vollzieht; bis dahin wurde deshalb allgemein von Fixsternen gesprochen. Sie wird in Bogensekunden pro Jahr, Einheit "/a, gemessen und hat meist das Formelzeichen μ.Davon zu unterscheiden sind scheinbare Bewegungen an der Himmelskugel, die auf andere Weise hervorgerufen werden:
- Die jährliche Bewegung der Erde um die Sonne bewirkt eine Parallaxe, d. h. nahe Sterne verschieben sich aufgrund des unterschiedlichen Beobachtungswinkels leicht vor dem Hintergrund wesentlich weiter entfernter Sterne.
- Die Schwankungen der Erdachse, im Wesentlichen Präzession und Nutation, führen zu einer gleichförmigen Verschiebung der gesamten Himmelskugel.
- Die endliche Lichtgeschwindigkeit führt zusammen mit der Erdbewegung zur Aberration (Abirrung) des Sternenlichts, da die Erde sich unter dem einfallenden Licht fortbewegt.
Um neben dem Winkelunterschied pro Jahr auch die scheinbare Richtung der Eigenbewegung an der Himmelskugel anzugeben, werden zwei Systeme verwendet:
- Neben der Gesamteigenbewegung pro Jahr wird zusätzlich ein Positionswinkel vermerkt, als Abweichung von der Nordrichtung. Dabei ist Norden 0°, Osten 90°, Süden 180° und Westen 270°. Für das Beispiel Barnards Pfeilstern wird daher neben μ = 10,34"/a noch der Positionswinkel von 355,8° angegeben.
- Die Gesamteigenbewegung pro Jahr wird in zwei Komponenten μ(RA) und μ(Dec) zerlegt; μ(RA) gibt die jährliche Eigenbewegung in Richtung Rektaszension an, μ(Dec) in Richtung Deklination. Für Barnards Pfeilstern lauten die Werte: