Egon von Neindorff
Egon von Neindorff (* 1.11.1923 in Döbeln, Sachsen, † 19. Mai 2004) verstand sich als Diener der klassischen Reitkunst und war bis vor kurzem einer der letzten Repräsentanten der Reinen Lehre.Er erhielt seine reiterliche Ausbildung zunächst von seinem Vater, später durch bekannte deutsche Reitmeister wie Felix Bürkner, Richard Wätjen, Ludwig Zeiner, Otto Lörke und auch Alois Podhajsky.
1946 zog Egon von Neindorff nach Lörrach, gründete mit einigen mitgeführten Pferden eine Reitschule und führte das wohl erste Turnier Deutschlands durch.
Von 1947 bis 1954 war er auf Turnieren außerordentlich erfolgreich.
1949 zog er mit seinen Pferden in das denkmalgeschützte Reithaus in Karlsruhe um, wo er bis zu seinem Tod im Mai 2004 als Lehrer der Klassischen Reitkunst tätig war.
Seit 1954 spiegeln die öffentlichen Veranstaltungen des Reitinstituts die Arbeit des Hauses wieder und weisen immer wieder eindrucksvoll Weg und Richtung der korrekten Ausbildung. Reitmeister aus der ganzen Welt schickten ihre Schüler immer wieder zur Ausbildung zu Egon von Neindorff.
Im Institut wird großer Wert auf die innere Einstellung der Reitschüler gelegt. Ethische, moralische Werte und Grundeinstellungen, eine gewisse Etikette im Umgang miteinander und mit den Pferden, gutes Benehmen, Respekt, Bescheidenheit, Höflichkeit, Selbstdisziplin und ein ordentliches Erscheinungsbild - all dies waren und sind wichtige Bestandteile der Lehre der klassischen Ausbildungsstätte.
Reitkunst bedeutet, die Bewegung des Pferdes mit der geringstnötigen Anstrengung zu kultivieren, so Egon von Neindorff. Das Resultat ist das sich in jeder Gangart selbsttragende Pferd, welches auf die Anweisungen des Reiters geradezu wartet. Jedoch wird es nie zum reinen Befehlsempfänger degradiert - es ist freiwilliger Partner und gibt freiwillig sein Bestes. Der im Institut gelehrte perfekte Sitz und feinste Hilfenabstimmung bringen das Pferd in ein perfektes Gleichgewicht unter dem Reiter.
Lebenslanges Arbeiten auf dieses Ziel hin ist manchmal gerade lang genug. Seit der Gründung des Reitinstituts fanden viele Reiter aus aller Welt unter seiner Anleitung Schulung, Rat und Reifung.
Egon von Neindorff war in der Tat einer der letzten Zeitzeugen und Reitmeister mit einem entsprechenden Wissen und Erfahrungsschatz, der uns noch näher bringen kann, wo die Wurzeln unserer heutigen Reitweisen eigentlich liegen und wieviel unsere eigene Lebenseinstellung und unsere Persönlichkeit immer auch unsere Art zu Reiten prägt. Es ist gerade die Einfachheit, die Schlichtheit und das Unspektakuläre, was den klassischen Meister auszeichnet. Eigenschaften, die in der heutigen kommerzialisierten Reitwelt und beim Bedienen des Massenpublikums nicht von Vorteil sind.
Egon von Neindorff ist unter anderem Inhaber des Bundesverdienstkreuzes und des deutschen Reiterkreuzes in Gold.
Am 19.Mai 2004 ist Egon von Neindorff verstorben. Noch wenige Stunden vor seinem Tod hat er seinen Schülern Unterricht gegeben.
Siehe auch: Hippologie