Edward Limonow
Edward Limonow (* 1944) ist ein russischer Autor und Politiker. Er ist eine der umstrittenstens, widersprüchlichsten und schillernsten Personen des heutigen Russlands.Limonow wurde in den 1970ern als russischer Untergrundliterat berühmt und eckte schon früh mit den Behörden an. Er wurde als bekannter Dissident Landes verwiesen . Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kehrte er zurück und gründete die nationalbolschewistische Partei. Im Jahr 2003 wurde er aufgrund einer umstrittenen Anklage wegen terroristischer Umtriebe verurteilt, ist aber mittlerweile in Freiheit. Viele prominente Unterstützter, darunter der PEN-Club setzen sich für seine Freilassung ein.
Limonow, der sich als untergrund Avant-Garde-Lyriker einen Namen gemacht hatte, wurde 1974 aus der Sowjetunion ausgewiesen. In den folgenden Jahren lebte er in den USA und Frankreich. Aber auch dort bewahrte er sich die Rolle des vehementen Protestlers gegen Machtstrukturen. Er wurde zum Dissidenten innerhalb der Dissidentenszene. Er warf den USA vor, ein ähnliches System wie in der Sowjetunion zu besitzen; nur sei das US-amerikanische wesentlich weiter entwickelt und hätte eine weiter entwickelte Propaganda. Echter Dissenz sei auch in den USA unerwünscht. Limonow hatte große Probleme seine politischen Ansichten in den USA publizieren zu können. Auch der Versuch auf Romane umzusteigen schlugen fehl. Auch Bücher wie der 1979 autobiographisch geprägte Roman Fuck Off, Amerika fanden im dem Land keinen Anklang, ließen ihn aber international zum Kultautor werden. Als seine Bücher allerdings in Frankreich positiv aufgenommen wurden, seidelte er 1982 in dieses Land über. In den folgenden Jahren veröffentlichte er einige Bücher, die als herausragend in der zeitgemäßen russischen Literatur gelten. Darunter die Memoiren eines russischen Punks - die epische Erzählung des Wochenendes eines russischen Teenagers im Post-stalisnistchen Charkiw. Sein Stil war dabei kalt und brutal. Er nahm die französische literarische Szene im Sturm. Das Cosmopolitan-Magazin zählte ihn 1987 zu den 40 wichtigsten Intellektuellen Frankreichs, im selben Jahr erhielt er ebenfalls die französischen Staatsbügerschaft. Auch in Frankreich schrieb er in politischen Magazinen: er begann auf der radikalen Linken, wechselte dann aber zur radikalen Rechten.
1991 erkannte ihm Michail Gorbatschow wieder die russische Staatsbürgerschaft zu. Sein Roman "It's me, Eddie", hatte bis dahin 1,5 Millionen Exemplare verkauft. Danach wurde sein politisches Handeln endgültig anti-westlich. Er unterstutze die Putschisten gegen Boris Jelzin, kämpfte auf seiten der Serben im Jugoslawienkrieg. Er sass als designierter Innenminister im Schattenkabinett des Nationalisten Wladimir Schirinowski und gründete schließlich die nationalbolschewistische Partei Russlands. In ihr arbeitet er eng mit dem Frontmann Jegor Letow der Punk-Band Grazhdanskaya Oborona, die in Russland als musikalisch packendste Punk-Band gilt, deren Konzerte allerdings meist in exzessiver Gewalt enden. Für viele ehemalige Freunde und Bekannte gilt er mittlerweile als Antisemit und Rassist, obwohl von ihm selbst keine Äußerungen bekannt sind, die dies substanziell bestätigen würden.
Zurück in Russland publizierte er unter anderem das vehement regierungskritische Limonka-Magazin. Er wurde verhaftet kurz nachdem er ein Buch über den Aluminium-Oligarchen Anatoli Bikow kompletiert hatte. Limonow fordert die Verstaatlichung des Eigentums, den Boykott westlicher Waren und beschimpft russische Liberale als Marionetten des Westens. Insbesondere in der alternativen Jugendkultur und unter Intellektuellen kann er auf Anhänger rechnen.
Limonow ist von Daniil Charms, Wladmimir Majakowski beeinflusst. In der westlichen Literatur hat ihn vor allem die Avantarde der 1960er und 1970er bewegt. Er sagt, die ersten westlichen Texte, die er übersetzt waren von Lou Reed. Seine Begeisterung zur Skinhead-Kultur stammt wahrscheinlich von den Sex Pistols und The Clash.
Seit April 2001 saß er im Lefortowo-Gefängnis des FSB bei Moskau ein. Er wird angklagt einen Putsch in Kassachstan zu planen, illegal Waffen zu besitzen und eine illegale Miliz gegründet zu haben. Sollte er in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu 30 Jahren Haft. Die Stichhaltigkeit der Anklage beruht auf der Aussagen zweier Teenager, denen viele Beobachter unterstellen, dass sie versuchten ihren eigenen Kopf zu retten. Limonow gilt für viele als einer der wenigen, der es geschafft hat, gleich in zwei politischen Systemen als Dissident verfolgt zu werden. Seit 2002 wurden insbesondere in Frankreich Bestrebungen deutlich seine Freilassung zu fordern. Eine Petition dieses Inhalts wurde von zahlreichen Autoren, Verlegern und Journalisten unterzeichnet. Darunter befinden sich ebenso russische Exilanten wie geborene Franzosen von allen Seiten des politischen Spektrums. Die PEN-Clubs in Russland, Italien, Spanien, Belgien, Taiwan und anderen Ländern setzten sich für seine Freilassung ein. Im Frühjahr 2003 wurde er wegen Terrorismus' verurteilt, nach Anrechnung der Untersuchungshaft, ist Limonow aber wieder in Freiheit.Leben
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