Eduard IV. (England)
Eduard IV. (* 28. April 1442 in Rouen; † 9. April 1483) aus dem Haus Lancaster war der zweite Sohn von Richard Plantagent, Herzog von York, Graf von March, und dessen Gemahlin Cäcilie Neville. Richard hatte ein begründetes Anrecht auf den englischen Thron, möglicherweise sogar ein größeres als Heinrich VI selbst. Heinrichs VI. Großvater, Heinrich V., hatte den englischen Thron usurpiert, obwohl sein Cousin Edmund Mortimer das größere Anrecht auf die Thronfolgerschaft hatte. Richard Plantagenet war der Großenkel Edmunds, Eduard IV. demnach der Urgroßenkel. Sowohl die Linie Richard Plantagenets und Eduards IV. (York) als auch die Heinrichs VI. (Lancaster) gehörten dem Haus Plantagenet an. Die Auseinandersetzungen zwischen ihnen bzw. ihren Sympatisanten gingen als Rosenkriege in die englische Geschichtsschreibung ein.
Herrschaftsantritt und erste Regierungsjahre
Eduards Vater Richard fiel schon früh im Verlauf der Rosenkriege, 1460 bei Wakefield Bridge nahe Sandal Castle, kurz nachdem er von Heinrich VI. als sein Nachfolger anerkannt worden war. Der zu diesem Zeitpunkt 18-jährige Eduard von York übernahm an Stelle seines Vaters die Führung des Hauses York. Auch die mächtige nordenglische Magnatenfamilie Neville unterstützte unter Richard dem Jüngeren, Graf von Warwick, dem kingmaker, die Yorkisten. Dieser musste aber bei St. Albans eine Niederlage gegen lancastrische Truppen hinnehmen. Eduard von York konnte jedoch im Februar 1461 bei Mortimer's Cross einen ersten glanzvollen Sieg erfechten. Unmittelbar vor der Schlacht war es ihm gelungen, sein angesichts einer Luftspiegelung, die drei Sonnen zeigte, in Panik verfallendes Heer in die Offensive zu zwingen. Diese Begebenheit begründete seinen Ehrennamen Sunne in Spendour. Gemeinsam mit Richard von Warwick fügte Eduard am Palmsonntag 1461 bei Towton den lancastrischen Truppen eine vernichtende und damit vorerst entscheidende Niederlage zu. Am 28. Juni wurde er als Eduard IV. zum englischen König gekrönt. Dadurch ging die Herrschaft vom Haus Lancaster (rote Rose) an das Haus York (weiße Rose) über. Die Anfangsphase seiner Regierung war von Erfolgen gekrönt. Lancastrische Aufstände in Wales und in Nordengland wurden niedergeschlagen, Schottland zum Frieden gezwungen und schließlich der geisteskranke Heinrich VI. im Londoner Tower gefangen gesetzt.
Der Höhepunkt der Rosenkriege
Derweil trat das Haus Lancaster unter der Führung der Königin Margaret von Anjou, der Gemalin Heirnichs VI., sein Exil in Schottland an. Gemeinsam mit ihrem Sohn Edmund, dem Prinzen von Wales, sammelte sie Truppen für eine lancastrische Gegenoffensive. Der Zeitpunkt war gekommen, als Richard Neville, der Graf von Warwick, 1470 von York auf die Seite Lancasters wechselte. Dazu war es gekommen, weil Eduard IV. am 1. Mai 1464 ohne das Wissen seiner Berater Elisabeth Woodville geheiratet hatte. In den drei vorhergehenden Jahren hatte Neville sich darum bemüht, eine Ehe zwischen Eduard und Bonne von Savoyen, der Schwägerin des französischen Königs Ludwig XI auszuhandeln. Als im September 1464 bekannt wurde, dass der König bereits geheiratet hatte, fühlte der Graf von Warwick sich hintergangen und gedemütigt.
Elisabeth Woodville gehört zu den am meisten diskutierten Frauengestalten des englischen Mittelalters. Sie stammt väterlicherseits aus dem niederen englischen ittertum und über ihre Mutter Jacquetta von Luxemburg aus dem europäischen Hochadel, war aber selbst nur Ritterliche. Ihr erster Mann Sir John Grey hatte zum lancastrischen Lager gehört. Vermutlich hatte die Heirat Eduards IV. mit ihr nicht nur politische Gründe. Zwar dürfte der demonstrative Protest des jungen Königs gegen seine mächtigen Berater, allen voran Richard Neville, eine Rolle gespielt haben, doch hätten sich im europäischen Adel zahlreiche geeignetere Kandidatinnen gefunden. Nicht nur dieses Verhalten Eduards löste Empörung in der englischen Öffentlichkeit aus, sondern auch Elisabeths Bestreben, ihre zahlreiche Geschwister mit einträglichen Adelstiteln zu versorgen.
1469 kam es zum endgültigen Bruch zwischen Eduard IV. und Richard Neville. Dieser zog sich nach Calais zurück, begleitet von Eduards jüngerem Bruder George Plantagenet, Herzog von Clarence, der kurz darauf Nevilles älteste Tochter Isabelle heiratete. Zeitgleich entfachte Richard Neville in Nordengland einen Aufstand gegen die Krone unter Robin von Redesdale und verbündete sich mit dem Haus Lancaster unter Margarete von Anjou. Die Aufständischen siegten am 26. Juli bei Edgecote gegen ein königliches Kontingent, das von Eduards Schwiegervater Graf Rivers und dessen Sohn John Woodville befehligt wurde. Richard Neville ließ die beiden umgehend hinrichten. Richards Bruder, Erzbischof George Neville von York, konnte Eduard IV. selbst in Middleham gefangen setzen. Da der König im Gegensatz zu seiner Woodville-Verwandtschaft weiterhin äußerst beliebt war, musste Neville ihn im Oktober wieder freilassen. Ein weitere Aufstandsversuch im kommenden Frühjahr schlug fehl. Richard Neville und George Plantagenet mussten erneut nach Calais fliehen.
In dieser Situation scheint Neville von seinem Vorhaben, George zum neuen König zu machen, umgeschwenkt zu sein und unterstützte von nurn an unmittelbar das Haus Lancaster mit dem immer noch lebenden Heinrich VI. Im Juli 1470 trafen Richard Neville und Margarete von Anjou zusammen, um die zukünftige Wiedereinsetzung Heinrichs zu beschließen. Darüber hinaus sagte Ludwig XI. finanzielle und militärische Unterstützung für das Vorhaben zu. Angesichts dieser Übermacht gingen Eduard IV. und sein Bruder Richard, dem Herzog von Gloucester und spätere englische König Richard III, im Oktober 1470 nach Alkmaer in Holland ins Exil.
Das Haus Lancaster schien die Rosenkriege für sich entschieden zu haben. Richard Neville und Georg Plantagenet zogen am 6. Oktober prunkvoll in London ein. Am 13. Oktober wurde Heinrich VI. erneut als König eingesetzt. Das Parlament erklärte Eduard IV. für abgesetzt. Dieser begann im niederländischen Exil allerdings bereits mit dem Sammeln von Truppen. Zudem hatte ihm Elisabeth Woodville nach drei Töchtern endlich einen Sohn und Thronfolger geboren. Sein Schwager Herzog Karl der Kühne von Burgund sagte ihm im Januar 1471 Geld und Truppen zu. Der kingmaker Richard Neville hatte derweil unter der königstreuen Londoner Stadtbevölkerung auch die letzte Unterstützung gezogen. Heinrichs VI. Schwachsinnigkeit trat bei seinen wenigen offiziellen Auftritten deutlich zu Tage, Clarence zeigte sich politisch vollkommen uninteressiert und Margarete befand sich in Frankreich. Am 14. März 1471 landeten Eduard IV. und sein Bruder Richard bei Ravenspur und marschierte in Richtung London. Kurz darauf traf Clarence sich mit seinen Brüdern, erhielt von Eduard die Vergebung und schloss sich wieder dem Haus York an.
Das folgende Osterfest sollte blutig werden. Der kingmaker Richard Neville fiel im April 1471 in der Schlacht von Barnet, das entscheidende Gefecht zwischen den Truppen Yorks und Lancasters sollte aber am 4. Mai bei Twekesbury stattfinden. Nicht zuletzt aufgrund der militärischen Unerfahrenheit Eduards, des Sohns Heinrichs VI., der gemeinsam mit seiner Mutter und einem französischen Heer nach England gekommen war, wurde die Schlacht zu einer vernichtenden Niederlage für Lancaster. Der Prinz selbst wurde auf der Flucht erschlagen, möglicherweise von Clarence, wichtige lancastrische Anführer nach einem Schauprozess hingerichtet. Margarete geriet in die Gefangenschaft Eduards IV. Noch in der Nacht nachdem der Sieger in London einzog, wurde Heinrich VI. im Tower ermordet. Mit ihm erlosch die Linie der Lancasters.
Georg sank derweil immer weiter in der Gunst seines Bruders Eduard IV. Nach dem Tod seiner Frau Isabella 1476 versuchte er, eine Hochzeit mit Maria, der Erbin Burgunds, zu arangieren, was Eduard ihm aber verbot. Als er kurz darauf in mehrere Prozessen unzulässig Druck auf die Gerichte ausübte, leitete Eduard einen Hochverratsprozess gegen seinen Bruder ein. Am 18. Februar 1478 wurde der Tod Georgs bekanntgegeben. Der Sage nach durfte er, als letzte Gnade seines Bruders, seine Todesart aussuchen: George Plantagenet, der Herzog von Clarence, wurde in einem Fass Malmsey-Wein ersäuft.
Nach dem Wiedererlangen seiner Herrschaft, wurde Eduard IV. schnell auch außenpolitisch wieder aktiv. Verbündet mit dem Herzog von Burgund ging er gegen Frankreich vor und landete 1475 bei Calais, schloss aber schnell mit Ludwig XI Frieden und lieferte Margarete von Anjou gegen umfangreiche Lösegeldzahlungen an ihn aus.
Im Innern stützte Eduard IV. sich auf Ritterschaft und Städte und schritt energisch gegen die geistlichen und weltlichen Lords ein. Eine kluge Finanzwirtschaft und strenge Eintreibung der Steuern und Zölle machten ihn zu einem der reichsten Fürsten seiner Zeit; durch Verträge mit der Hanse und den Niederländern suchte er Sicherheit der Schiffahrt herzustellen.
Am 9. April 1483 starb Eduard überraschend nach nur einwöchiger Krankheit. Das Königreich hinterließ er seinem ältesten Sohn Eduard, zum Verweser bestimmte er Richard von Gloucester, der sich kurz darauf selbst als Richard III zum König machte.
Er hatte aus seiner Ehe mit Elisabeth sieben Töchter und drei Söhne:
Die letzten Regierungsjahre
Fast sofort begannen neue Auseinandersetzungen, diesmal zwischen den beiden jüngeren Brüdern Eduards, Georg von Clarence und Richard von Gloucester. Georg hatte als Ehemann Isabella Nevilles den Anspruch auf die Hälfte der umfangreichen Nevillschen Besitzungen, die von der Krone eingezogen worden waren. Da er seinen Schwager Eduard getötet hatte, der mit der jüngeren Neville-Tochter Anne verheiratet gewesen war, beanspruchte er das komplette Erbe. Hier setzte allerdings der neunzehnjährige Richard an, der Anne heiraten wollte. Georg konnte Richards Ansprüche vorerst nicht ganz unterdrücken, machte aber seine Zustimmung zur Hochzeit im Februar 1472 von der massiven Zuteilung politischer Ämter und Neville-Ländereien durch Eduard IV. abhängig. Richard durfte schließlich Anne heiraten, wurde aber mit kleineren Ländereien und Ämtern in Nordengland vergleichsweise bescheiden bedacht. Dort gelang es ihm aber in den Folgejahren, eine stabile Machtbasis aufzubauen, vor allem in der vormals lancastrischen Stadt York.
Zudem war er Vater der unehelichen Kinder Elisabeth und Arthur.
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