Drusen
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Religionsgemeinschaft der Drusen. Für andere Bedeutungen siehe bitte Drusen (Begriffsklärung).Die Drusen (offiziell Din al-Tawhid, soviel wie "Religion der göttlichen Einheit") sind eine 1010 als Ableger des Islam entstandene Religionsgemeinschaft. Drusen leben heute hauptsächlich im Nahen Osten, insbesondere im Libanon (ca. 400.000 Drusen) und in Israel (1,6% der Bevölkerung im Staat Israel, ca. 55% auf dem Golan (1998)).
Der Gründer Sultan al-Hakim Biamrillah war der Herrscher der ägyptischen Fatimiden, einer schiitischen Dynastie, die sich auf
Fatima, einer der Töchter des Propheten Mohammed, zurückführen. Die Fatimiden betrachteten Ismael, einen Sohn des sechsten Imam, als ihren Erlöser. Der Sultan betrachtete sich als Manifestation Gottes auf Erden, und sein Tod im Jahre 1021 wird von seinen Anhängern als Übergang in einen Zustand der Verborgenheit verstanden, aus dem er nach 1000 Jahren wieder zurückkehren wird, um die Herrschaft über die Welt anzutreten.
Nachdem al-Hakim Biamrillah in die Verborgenheit ging, entwickelten die beiden schiitischen Gelehrten Hamza ibn-Ali und Mohammed al-Darazi die theologische Lehre der Drusen, worin der Kalif al-Hakim als Inkarnation Gottes gilt. Die Bezeichnung Drusen stammt eventuell von al-Darazi (Jünger des Darazi) oder von daraza (studieren, d. h. der heiligen Schriften).
Die Mission und Konvertierung Andersgläubiger wird von den Drusen nicht betrieben. Außenstehende wurden nur zu Zeiten der Gründung der Religion aufgenommen; heute ist nur Druse, wer Kind drusischer Eltern ist.
Obwohl der Glaube der Drusen stark von der ismailitischen Tradition geprägt ist, sind die Unterschiede so groß (z. B. Beimischung des Platonismus und Neuplatonismus, Seelenwanderung), dass man von einer eigenständigen Religion, und nicht von einer Richtung des Islam sprechen muss. Insbesondere die Ablehnung des Propheten Mohammed und die Ansicht, dass der Koran keine absolute Offenbarung sei, setzt die Drusen von allen Richtungen des Islam ab.
Die Lehre von der Seelenwanderung widerspricht ebenfalls den Prinzipien des Islam. Demnach wandert die Seele eines Menschen mit dessen Tod sofort in einen neugeborenen Menschen (jedoch nicht in Tiere oder andere Wesen). Auf dem Weg von Mensch zu Mensch strebt die Seele nach Perfektion, und geht nach Erreichen dieser in eine Einheit mit al-Hakim ein.
In diesen Lehren liegt die in Ägypten einsetzende islamische Verfolgung der Drusen begründet, aufgrund dessen sie sich in die entlegenen Gebirgsgegenden des Libanon (Chouf, Metn) zurückzogen. Dort gab es zeitweise politische Allianzen mit den dort lebenden maronitischen Christen, die jedoch seit dem Ottomanischen Reich und erneut seit dem libanesischen Bürgerkrieg einer offenen Feindschaft Platz machte.
Die Gläubigen werden in Unwissende und Eingeweihte (Uqqal) unterteilt. Letztere, sowohl Männer als auch Frauen, sind Hüter und Bewahrer der Religion und ihrer Geheimnisse, die den Unwissenden nicht bekannt sind. Sowohl diese Struktur als auch eine Abschottung gegenüber Außenstehenden aufgrund der Verfolgungen bedingen, dass die Praktiken und Einzelheiten der Religion der Drusen nicht außerhalb der Gemeinschaft bekannt sind.Ursprung
Lehre