Dreikönigsschrein
Dreikönigsschrein im Kölner Dom ist die größte und nach Meinung vieler auch schönste Goldschmiedearbeit des Mittelalters in Europa.110 cm breit, 153 cm hoch und 220 cm lang verkörpert er wie eine Basilika die Dreieinigkeit Gottes. 74 getriebene Figuren aus vergoldetem Silber schmücken den Schrein. Edelsteinbesetzte Filigranplatten, farbige Bänder aus Emailstreifen, blaugoldene Inschriftenzeilen, gegossene Metallkämme an den Giebelfeldern der Front- und Rückseite gliedern und umschließen das kostbare Behältnis. Über 1000 Edelsteine und Perlen erhöhen den Glanz. Zahlreiche antike Gemmen und Kameen stellen für sich schon alleine mit 300 geschnittenen Steinen weltweit die größte Bildsammlung antiker Bildsteine des Mittelalters dar.
Der goldene Schrein im Kölner Dom hat die Form einer dreischiffigen Basilika; es stehen gleichsam zwei Sarkophage nebeneinander, auf deren Dachfirsten ein dritter Sarkophag aufruht. Die Rückseite mit ihren Kleeblattbögen und den darüberliegenden Dreiviertelkreisnischen läßt den Sachverhalt deutlich werden. Die Architektur des Ganzen offenbart sich als Ergebnis einer einheitlichen und langen Bauzeit von über 40 Jahren mit kaum veränderter Planung. Die Wände stehen auf einer doppelten Bodenplatte und werden ringsum von gekuppelten Emailsäulchen vor Braunfirnisgründen umstellt. Unten am Dreikönigsschrein befinden sich die großen vergoldeten Propheten, darüber die Apostel. Nikolaus von Verdun hat diese Figuren an den Längsseiten mit Hilfe seiner Schüler in den Jahren 1180 - 1191 geschaffen. Der Stil und ein Prägestempel wie beim Klosterneuburger Altar bestätigen dies. Die Propheten der unteren Längswände sowie die Könige David und Salomon fügen sich stilistisch an die Emailbilder an. An der goldenen Vorderseite erscheint Christus bei der Anbetung der Drei Könige, die die gesamte Menschheit repräsentieren, bei der Taufe im Jordan und zuoberst als Weltenrichter am Ende der Zeiten. Die Rückseite zeigt unten Leiden und Sterben des Herrn und oben die Krönung der heiligen Felix und Nabor, deren Gebeine auch im Schrein ruhen.
Die Überlieferung kann als gesichert gelten, wonach Erzbischof Philipp von Heinsberg (1167 - 1191) die Reliquien der Heiligen Drei Könige in den Schrein gebettet hat (Vita Eustorgii, ca. 1200: "Zu Zeiten des Bischofs Philipp wurde der Schrein gebaut, wie mir selber Augenzeugen berichteten, die bei der Umbettung zugegen waren." Original: Floß, Dreikönigenbuch, 1864, Seiten 116-122 (Latein); Kopie ca. 1250: Gilles von Orval, MGH 25, 108). Ebenso fand man 1864 bei der Öffnung des Dreikönigenschreins neben den vielen die Reliquien umhüllenden Stoffresten eine Münze von Philipp und Rainalds von Dassel (Floß, S. 108). Also 1191 war der Dreikönigenschrein in wesentlichen Teilen fertiggestellt, nur die Vorder- und insbesondere die Rückseite wurde unter mehrjährigen Ruhepausen verschönert und vollendet. Dabei werden wahrscheinlich an der goldenen Vorderseite die Figuren Mariens, des Weltenrichters und des linken Engels (der rechte wurde von Pollack ergänzt) bereits fertig gewesen sein. Die Drei Könige mit Otto IV und die Taufe wurden 1198 -1206 von einem anderen Kölner Meister geschaffen. Da der Gegenkönig Otto IV. in den Händen ein Kästchen hält, bedeutet dies, dass er aus politischen Gründen einen immensen Geldbetrag der Kölner Kirche spendete (1199: "König Otto schenkte der Kölner Kurie drei Kronen aus Gold für die Häupter der Drei Magier."; MGSS 17, 292).
Erst zwischen 1220 - 1225 ist die Rückwand in einem von der französischen Monumentalbildnerei beeinflussten Stil (Reimser Portale) hinzugefügt worden. Zu der Zeit sagte der Kölner Erzbischof Engelbert von Berg , der Erzieher des die Kunst fördernden Prinzen Heinrich, Sohn von Kaiser Friedrich II: "Ein neuer Dom muß gebaut werden." Ebenso wurde der ab 1180 angefertigte (Urkunden vom 27.7. und 18.8.1180) Kölner Stadtmauerring geschlossen. Die Grundmauern der Ulrepforte sind von ca. 1220, an den anderen 11 Torburgen wurde noch 30 Jahre lang weitergearbeitet.
Der Dreikönigenschrein stellt das Ergebnis einer mehrfachen Wiederherstellung dar. Ca. 1750 wurde durch den Kölner Goldschmied J.Rohr bei einer Restaurierung die trapezförmige Verschlussplatte vor den Häuptern der Heiligen Drei Könige völlig erneuert, wobei er auch den großen gelblichen Citrin für einen im Jahr 1574 in Verlust geratenen Kameo einsetzte und die Kameen vertauschte, wie man in alten überlieferten Stichen erkennen kann. 1807 und 1821 restaurierte auf Veranlassung von F.F.Wallraf der Goldschmied W.Pollack mit seinen Söhnen den Schrein, wobei jedoch die Proportionen durch die als notwendig erachtete Kürzung der Bodenplatte stark verändert wurden. 1961 - 1973 wurde in mehrjähriger Restaurationsarbeit der ab 1180 angefertigte und ca. 1225 vollendete Dreikönigsschrein in Originalgröße wiederhergestellt.
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