Dreifaltigkeit
Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität ist die christliche Kirchenlehre (Dogma) von der Dreiheit der Personen (Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiliger Geist) in der Einheit des Göttlichen Wesens.
Weder eine ausdrückliche Lehre der Dreieinigkeit, noch die verwendeten Begriffe kommen in der Bibel vor:
Das griechische Wort trias für Gott Vater Sohn und Heiligen Geist wird erstmals erwähnt in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts bei dem Apologeten Athenagoras: "sie [die Christen] kennen Gott und seinen Logos, wissen was die Einheit des Sohns mit dem Vater ist, was die Gemeinschaft des Sohnes mit dem Vater ist, was der Geist ist, was die Einheit dieser drei, der Geist, der Sohn, und der Vater, ist, und was ihre Unterscheidung in der Einheit ist."
In der Westkirche wurde das entsprechende lateinische Wort trinitas einige Jahrzehnte später von Tertullian eingebracht. Auch das Wort Person wird in der Bibel nicht im Zusammenhang mit dem Vater, Jesus Christus oder dem Heiligen Geist gebraucht. Von Haus aus Jurist erklärte er das Dogma in der Sprache des römischen Rechtswesens. Er verwendete substantia, das den rechtlichen Status in der Gemeinschaft bezeichnet, für die Gesamtheit von Vater Sohn und Heiligen Geist, und personae (Partei im rechtlichen Sinn). In der substantia soll Gott einer sein, aber in der monarchia - der Herrschaft des einen Gottes - wirken drei personae, Vater, Sohn und Heiliger Geist, meinte er. Einer anderen Version zufolge entlehnte Tertullian die Methapher "Person" dem Theater von Carthago, wo die Schauspieler Masken vor ihr Gesicht hielten, je nach Rolle, die ihnen zukamen. Er verstand die Trinität als drei "Masken", drei "Rollen" eines einzigen "Schauspielers", also Gottes.
Kirchenväter, Theologen und Kirchenhistoriker verwenden die Trinitätslehre, um die aus ihrer Sicht in der Bibel beschriebene Gottheit von Jesus Christus und dem Heiligen Geist auszudrücken.
Die Lehre gehört zu jedem bedeutenden Glaubensbekenntnis in der Geschichte der Christenheit und wurde von Kirchenvätern, Konzilien und allen größeren Konfessionen anerkannt.
Die Kirchenlehre sieht die Trinität auch als eine spezifisch christliche Gotteslehre, die es so in anderen Religionen nicht gibt. Kritiker der Lehre setzen sie oft mit der Triade gleich (s.u.), die es in vielen Religionen gibt.
Die meisten Konfessionen zählen die Lehre von der Trinität zu den christlichen Mysterien, weil sie in sich widersprüchlich ist und deswegen im "Glauben" angenommen werden muss. Verschiedene Kirchenväter und Theologen haben daher mit Zugangsmodellen versucht, die Lehre zu veranschaulichen.
Von einem Teil der Christen kann die biblische Basis des Dogmas neben dem in der Bibel nicht enthaltenem Vokabular auch inhaltlich nicht gesehen werden (s.u.).
Fragen nach der Beziehung zwischen Gott dem Vater, Jesus Christus und dem Heiligen Geist sowie nach deren Eigenschaften wurden schon in den ersten Jahrhunderten diskutiert.
Irenäus von Lyon sah beispielsweise den Sohn als Logos, die Vernunft Gottes und den Heiligen Geist als Gottes Weisheit. "Sein Wort und Seine Weisheit, Sein Sohn und Sein Geist sind immer bei ihm."
Diese Feinheiten entwickelten sich jedoch anfangs des 4. Jahrhunderts zu heftigen theologischen Kontroversen, die im vierten Jahrhundert zeitweise zu einer faktischen Spaltung der Kirche zwischen Trinitariern und Arianern führte. Streitpunkte waren dabei u.a.:
eines Wesens mit dem Vater"">
Herkunft der verwendeten Begriffe
Akzeptanz
Geschichte
Vorläufer in der Frühen Kirche
Unter anderen hatte Arius, ein Gemeindevorsteher aus dem ägyptischen Alexandria, um 317 dem widersprochen und vertreten, dass Jesus Christus als Sohn Gottes ganz klar Gott untergeordnet - also "subordiniert" sei. Besondere Unterstützung erfuhr Arius durch den Bischof Eusebius von Nikomedia (dessen Anhänger wurden Eusebianer genannt). Einwände dagegen gab es unter anderem von seinem eigenen Bischof Alexander von Alexandria.Das Bekenntnis von Nicäa: "Jesus ist eines Wesens mit dem Vater"
Die christologische Frage um die Beziehung zwischen Gott und Jesus Christus eskalierte im Streit auch in der Bevölkerung derart, dass der damalige nichtchristliche Kaiser Konstantin die Stabilität im Reich gefährdet sah. So rief er 325 318 Bischöfe im ersten Konzil von Nicäa nahe Konstantinopel zusammen und setzte nach hitzigen Diskussionen die Position des Alexander gegen die Anhänger des Arius, die Arianer, durch. Die Synode verabschiedete das Bekenntnis von Nicäa, in dem es zu Anfang heißt:
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Mit den Formulierungen "wahrer Gott von wahrem Gott" und "gezeugt, nicht geschaffen" grenzte sich die Versammlung gegen die die Auffassung des Arius ab. Arius wurde mit zwei Bischöfen exkommuniziert und verbannt. Zwei weitere Bischöfe wurden kurze Zeit später ebenfalls verbannt. Die Schriften des Arius wurden verbrannt, auf ihren Besitz stand nunmehr die Todesstrafe (was allerdings in der Praxis vom Kaiser nicht durchgesetzt wurde, nachdem bereits vier Jahre später der Arianer Eusebius von Nikomedia sein Hofbischof war).
Die erhoffte Einigung blieb aus. Statt dessen war die nun folgende Zeit geprägt von gegenseitigen Anklagen der nizänischen Partei und der Arianer, von Verleumdungen, Absetzungen und Verbannungen. Es traten verschiedene Synoden zusammen, die ihre Beschlüsse gegenseitig verwarfen. Die arianische Sicht bekam aber nach dem Konzil langsam die Oberhand und drohte das Bekenntnis von 325 zu verdrängen (siehe unter Arianischer Streit).
Erst Theodosius I., (ab 379 n.Chr. Herrscher über Ostrom) sollte das Blatt zugunsten der Trinität wieder wenden.
Das Nicäno-Konstantinopolitanum: "Der Heilige Geist ist Herr"
Neben der christologischen Frage, die im Konzil von Nicäa im Vordergrund gestanden war, kam Mitte des Jahrhunderts weiterer Klärungsbedarf auf: Die Stellung des Heiligen Geistes. Ist der Geist Gottes eine Person oder eine unpersönliche Kraft Gottes?
"Der Heilige Geist ist selbstverständlich kein Gott", so propagierte eine Theologengruppe, die von ihren Gegnern "Pneumatomachen" (Geistbekämpfer) genannt wurden. Die Trinitarier waren anderer Meinung: Der Heilige Geist war für sie ebenso Gott wie der Vater und der Sohn, nur wie sollte das formuliert werden? Ein erster Versuch kam im Konzil von Alexandria (362). Dann entwickelten die Kirchenlehrer Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa und Basilius von Caesarea, "die drei großen Kappadozier", die Ergebnisse von Alexandria weiter. Ein Wesen bzw. Sein (ousia) - drei Hypostasen hieß es nun. Es ist also nicht mehr von "Wesenseinheit" sondern von "Wesensgleichheit" zwischen Vater und Sohn die Rede. Eine wesentliche Leistung der Kappadozier war es, die nichtbiblischen Begriffe hypostase, ousia, homoousious und homoiousious, die von den verschiedenen Parteien im arianischen Streit mit unterschiedlicher Bedeutung verwendet worden waren, klar zu definieren.
381 wurde das erste Konzil von Konstantinopel einberufen, um den arianischen Streit beizulegen. Dort wurde das mit dem nicäischen Glaubensbekenntnis verwandte Nicäno-Konstantinopolitanum beschlossen, das insbesondere den Teil bezüglich Heiligem Geist erweiterte. Ein genauer Textvergleich findet sich unter Nicäno-Konstantinopolitanum.
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Fortan sollte also auch der Heilige Geist, der nach dem Bekenntnis aus dem Vater hervor ging, mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht werden.
Mit diesem Konzil war aber die heute bekannte Lehre aber immer noch nicht formuliert, gleichwohl der Weg bereitet war. Theodosius, der 394 das gesamte Reich vereinigen konnte, gab dem Nicäno-Konstantinopolitanum die Autorität römischen Gesetzes, so dass alle, die nicht daran glaubten, per römischem Gesetz gezwungen waren, sich entweder von der Kirche loszusagen oder aber die Konsequenzen und Strafe zu tragen.
Erst im 6. Jahrhundert entstand dann, vermutlich im Westen, das nach Athanasius von Alexandria bezeichnete aber nicht von ihm verfasste Athanasische Glaubensbekenntnis, das die heute bekannte Formulierung der Dreinigkeitslehre enthält. Die Theologie dieses Glaubensbekenntnisses basiert stark auf den Gedanken der Kirchenväter Ambrosius (gest. 397) und Augustinus (gest.430).
Das Athanasische Glaubensbekenntnis: "Ein Gott, drei Personen"
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Während sowohl die östliche und die westliche Tradition der Kirche die Trinität seit dem Konzil von Konstantinopel als festen Bestandteil ihrer Lehre sehen, gibt es doch Unterschiede: In der östlichen Tradition wird noch etwas mehr Wert auf die drei Personen gelegt, die westliche Tradition betont eher die Einheit. Die unterschiedliche Auffassung führte schließlich zum Filioque-Streit, der eine der Ursachen für das Morgenländische Schisma war und bis heute nicht beigelegt ist.
Unter den Germanen, Goten und Langobarden hielt sich der Arianismus noch über 300 Jahre. So konnte Leander von Sevilla erst 589 den arianischen König der Westgoten mit allen Adeligen und Geistlichen in die römische Kirche aufnehmen.
Die katholische Kirche formuliert die Trinitätslehre in der 11. Synode von Toledo 675 als Dogma, bestätigt das im 4. Laterankonzil 1215 und stellt sie auch danach nie in Frage.
Von lutheranischen und baptistischen Reformatoren wurde die Trinität im Gegensatz zu anderen Dogmen der römisch-katholischen Kirche (z.B. Fegefeuer) übernommen und als Teil der allgemeinen christlichen Lehre vertreten. Sie ist auch in allen seither verfassten evangelischen Bekenntnissen aufgeführt.
Ebenso ist die Trinität (wie auch die Gottheit von Jesus Christus) in der Verfassung des ökumenischen Rats der Kirchen aufgeführt.
In der Kirchengeschichte sind aber auch immer wieder Theologen (z.B. K.-H. Ohlig) und kleinere Gemeinschaften aufgetreten, die die Trinitätslehre ablehnen. 1548 - 1574 entstanden in Polen antitrinitarische Gemeinden, auch Unitarier genannt, die in ganz Europa verfolgt wurden. Auch der in der Aufklärung aufkommende Deismus lehnte die Trinität ab. Im 17. Jh. bildeten sich auch in England und ab dem 18. Jh. in den späteren USA unitarische Gemeinden. Einige der frühen Staatsmänner und Präsidenten der USA waren bekennende Unitarier. Die heutigen amerikanischen "Unitarian Universalists", die daraus entstanden, aber heute eher Universalisten (siehe ebenfalls unter Unitarier) als Christen sind, kann man damit nicht mehr gleichsetzen. Nichttrinitarische Gruppen waren oder sind die Adventisten, teilweise die Quäker, die Unitarier, The Way International, die Mormonen, die Zeugen Jehovas und die Urchristen-(Christadelphian-)Gemeinden .
Die in der Grafik erkennbaren geometrischen Anordnungen finden sich häufig als sog. Maßwerk (also schmückende ornamentale Formen) in der gotischen und neugotischen Baukunst. Beide im folgenden erklärten Formen des Maßwerkes findet man in vielfach ausgeschmückter und auch unterschiedlich gedrehter Ausrichtung.
Das blau dargestellte Dreiblatt soll den einem Blattgewächs nachempfundenen Begriff der dreigliedrigen Ausfaltung der Aspekte Gottes darstellen: die Dreifaltigkeit. Das nach unten zeigende Blatt symbolisiert nach vereinzelten Quellen beispielsweise Jesus als "Ausfaltung" aus dem Wesen Gottes, somit als "Ausdruck Gottes" auf Erden. Diese Idee findet sich ausführlicher diskutiert bei Cusanus.
Im türkisen Dreipass mit Kreisen dagegen, deren Berührungspunkte mit dem gemeinsamen Umkreis ein gleichseitiges Dreieck bilden, sollen die die sich gegenseitig umfassenden Aspekte des Gottesbegriffes der Dreieinigkeit dargestellt sein.
Im Sprachgebrauch wird zwischen Dreieinigkeit (Dreipass) und Dreifaltigkeit (Dreiblatt) meist nicht unterschieden, obwohl es theologische Diskussionen um dem Unterschied der beiden Begriffe gibt.
Die Bewegung des New Age verwendet teils die Bezeichnungen Trinität bzw. Dreieinigkeit ebenfalls, bezieht sie aber meist auf die ägyptische Triade und benützt die Bezeichnungen als Synonym für Triade.
Daneben gibt es auch das Konzept des Modalismus: Eine Gottheit erscheint in verschiedenen (oft auch drei) Gestalten: So wurden vorchristliche Göttinnen im asiatischen, kleinasiatischen und europäischen Raum (wie z.B. die keltische Morrigan) oft als drei verschiedene Personen abgebildet: als Jungfrau ("Liebesgöttin"), als Mutter ("Fruchtbarkeitsgöttin") und als Altes Weib ("Todesgöttin") - jeweils zuständig für den Frühling, den Sommer und den Winter - alles Manifestationen derselben Göttin.
Während die Trinität in der Kirchenlehre als eine nur im Christentum vorkommende Gottesvorstellung gesehen wird, weisen Kritiker auf Ähnlichkeiten zum Dogma hin: Es ist meist von drei gleichrangigen Gottheiten (Trinität: "Personen") die Rede, die in sich verbunden sind und in der Gesamtheit wieder eine Bedeutung (Trinität: "Gott") haben.
Die feministische Theologie übt manchmal Kritik an der Trinität, da es sich nur um männliche Personen handle. Dem halten Christen entgegen, dass Gott weder männlich noch weiblich ist, und entsprechende Personnamen nicht in einseitiger Weise auf das männliche oder aber (wie in der feministischen Theologie) auf das weibliche Geschlecht bezogen werden dürfen. Der menschgewordene Sohn Gottes Jesus Christus ist als Mensch freilich männlichen Geschlechts, was jedoch nicht als einseitige Bevorzugung dieses Geschlechts durch Gott zu deuten ist -- als wahrer Mensch konnte er eben nur eines von den beiden Geschlechtern haben.
Das Dogma in neuerer Zeit
Zugangsmodelle
Analogien zur Trinität, die von Kirchenvätern verwendet wurden, meist mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass sie nur ganz unvolkommene Bilder sind:
Graphisch dargestellter Unterschied zwischen Dreifaltigkeit und Dreieinigkeit
Verschiedene nichttrinitarische Vorstellungen in der Kirchengeschichte
Die klassische Lehre von der Trinität von "drei Personen in einer einzigen göttlichen Wesenheit", wurde aufgrund der unklaren Formulierung in verschiedenen Richtungen verstanden, die nicht zur Orthodoxie gehörten:
Dreifaltigkeitsfest
Das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit wird in der Westkirche zu Trinitatis, am Sonntag nach Pfingsten gefeiert. In der Ostkirche gilt das Pfingstfest selbst als Fest der Dreifaltigkeit. Theologische Auseinandersetzung
Argumente für die Trinität
Alttestamentliche Bibelstellen, die in der Apologie der Trinitätslehre bevorzugt verwandt wurden (Beispiele)
Neutestamentliche Ansätze einer trinitarischen Theologie (Beispiele)
Argumente gegen die Trinität
Vergleiche mit dem Heidentum
Göttliche Triaden (Dreiheiten, d.h. drei verschiedene, zusammengehörende Gottheiten), bestehend aus Vater, Mutter und Kind (wobei das Kind der Erlöser ist), sind aus den meisten Mythologien bekannt, wie im Römischen Reich Jupiter, Juno und Minerva oder im Hinduismus die Triade ("Trimurti") aus den Göttern Brahma (dem Schöpfer), Vishnu (dem Bewahrer) und Shiva (dem Zerstörer). Weitere Aspekte
Im Islam wird gesagt, dass orthodoxe (und auch katholische) Christen den Schöpfer, Jesus und Maria anbeten. Dem wird entgegengesetzt, dass diese "sehr körperliche" Vorstellung der Trinität nicht der Trinität entspreche, wie sie das Christentum versteht, das die absolute Geistigkeit Gottes betont: Der Sohn wird vom Vater gezeugt nicht auf körperliche, sondern auf geistige Weise. Ebenso geht der Heilige Geist - nach westkirchlicher Ansicht aus der Liebe von Vater und Sohn, nach ostkirchlicher Ansicht aus dem Vater - auf geistige Weise hervor. Weblinks
Trinitarische Weblinks
Antitrinitarische Weblinks
Literatur