Don Carlos (Schiller)
Don Carlos ist ein Drama von Friedrich Schiller.
Carlos und Posa sind eng befreundet. Beide haben das Ziel, Flandern zu befreien. Für Posa gibt es nur dieses Ziel und er versucht Carlos davon zu überzeugen, da Carlos als Königssohn auch mehr Einfluss hat. Carlos hingegen lässt sich von seiner Liebe zu Elisabeth von diesem Ziel ablenken. Seine Liebe erscheint für ihn anfangs wichtiger als die Befreiung Flanderns. Als die Prinzessin Eboli, die in Carlos verliebt ist, herausfindet, dass Carlos die Königin liebt, beteiligt sie sich an der Intrige um ihre Ziele durchzusetzen. Am Ende erzählt sie aber Carlos die Wahrheit. Posa verbündet sich mit König Philipp, um seine Ziele für Flandern durchzusetzen und Carlos zu schützen. Philipp, als Schüler des Großinquisitors (S. 177; Z.5148), will keine Freiheit für Flandern, sondern den Erhalt seiner Macht und die Durchsetzung seiner Religion. Für diese Durchsetzung ist auch der Großinquisitor, der den Menschen auch keine Glaubensfreiheit geben will, sondern damit für eine Unterdrückung der Glaubensfreiheit ist. Unter dem Großinquisitor steht Domingo, der Beichtvater, der den Glauben vertritt und auch für die Unterdrückung von Flandern steht. Alba, der anstatt von Carlos nach Flandern geschickt wird, steht dem König sehr nah. Er dient dem König und hat ansonsten das Ziel im Ansehen des Königs zu steigen und damit seine Stellung am Hof zu verbessern. Er verrät Carlos an den König (3.Akt; 3.Auftritt) und ist „erklärter Feind des Prinzen“ (S.70; Z.2169).
In diesem Aspekt geht es um die Liebe des Infanten Carlos zu seiner Stiefmutter Elisabeth, seiner ehemaligen Verlobten, jetzige Frau von Phillip II, König von Spanien.
Doch Elisabeth kann und will kein Verhältnis mit dem Infanten eingehen. So bittet sie den Infanten seine ganze Liebe Spanien zu widmen und endlich König zu werden oder nach Flandern zu gehen und dieses von der Schreckensherrschaft seines Vaters Phillip II zu befreien.
Die Tragik dieser Situation besteht in dem inneren Konflikt den der junge Carlos führt: Er ist zwischen der ersten Liebe zu Elisabeth und seinem jugendlichen Tatendrang, die Befreiung Flanderns, hin und her gerissen.
Der Höhepunkt dieser tragischen Situation liegt in der Nichterteilung der Erlaubnis Phillip II für Carlos nach Flandern zu gehen. Somit findet Carlos‘ Liebe zur Königin kein Fundament und deren Sublimierung, die Befreiung Flanderns, schlägt ebenfalls fehl.
Der emotionale Infant Don Carlos widmet somit seine Aufmerksamkeit wiederum der Königin.
Bei einem heimlichen Treffen werden sie vom König Phillip II entdeckt und Carlos wird der Inquisition ausgeliefert.
Um diese Frage zu beantworten, muss man beachten, dass im Absolutismus der Herrscher als Vater seiner Untertanen betrachtet wurde. Wenn Philipp also die Konflikte in seiner Familie nicht lösen kann, diskreditiert er sich auch als Herrscher. Damit sind alle scheinbar privaten Konflikte auch politisch.
Trotzdem machen die Liebesverwicklungen einen großen Teil der Spannung des Dramas aus.
Die besondere Fähigkeit Schillers beide Themen in solch komplexer Weise zu koppeln, zeigt seine dichterische Intelligenz. Man muss aber wohl davon ausgehen, dass das politische Element überwiegt.
Um die dramatische Bauform an Friedrich Schillers „Don Carlos“ nachzuweisen, wird das Werk auf typische stilistische Merkmale eines Dramas untersucht.
Dramen werden je nach Epoche in geschlossener oder offener Bauform unterschieden.
Mit „Don Carlos“ wendet sich Schiller eindeutig zur traditionellen geschlossenen Form zurück.
Diese Bauform wird vor allem durch das Merkmal der drei Einheiten Regel gekennzeichnet:
1. Einheit des Ortes: „Don Carlos“ spielt durchgängig am spanischen Hof. Die Einheit des Ortes ist also durchaus gegeben auch wenn die einzelnen Szenen in verschiedenen Räumen spielen.
2. Einheit der Zeit: Die Zeitspanne der Handlung ist in „Don Carlos“ mit wahrscheinlich 5 Tagen relativ kurz. Im strengen traditionellen Sinn sollte die Handlung eines Dramas in 24 stunden abgeschlossen sein, dennoch kann man hier von einer einheitlichen Zeit ausgehen.
3. Einheit der Handlung: Auch die Einheit der Handlung ist in „Don Carlos“ gegeben. Zwar könnten Szenen wie die Eboli Handlung auch für sich selbst existieren, grenzen sich aber auch nicht vom linearen Handlungsverlauf ab sondern schließen sich zusammen. Die Handlung drängt zielstrebig in einer durchgehenden Spannungskurve auf das Ende hin.
Die Ständeklausel: Die Charaktere eines Traditionellen Dramas repräsentieren immer Personen hohen Standes. Alle Personen die in „Don Carlos“ von Bedeutung sind, kommen entweder aus dem Königshaus oder sind Adlige.(Bsp.: Don Carlos – Kronprinz, Philipp II – König von Spanien)
Die Verssprache: Das gesamte Werk ist in einer fünfhebigen jambenform geschrieben. Diese Versform wird auch als Blankvers bezeichnet und verleiht dem Werk inhaltlich als auch hinsichtlich der Form ein Höchstmaß von stilistischem Niveau.
Das wohl bedeutendste Merkmal eines Dramas ist aber die Aufteilung der Handlung in 5 Akte.
1. Akt (Exposition): Verhängnisvolle Liebe des Prinzen.
Neuerliches Bekenntnis des Prinzen zum Freiheitsideal und zum politischen Engagement.
2. Akt (Zuspitzung): Carlos‘ Rückfall und die dadurch angelegten Schwierigkeiten (die Feindschaft der Eboli und des Herzogs Alba). Am Aktschluß wird Carlos durch posas Eingreifen zur Besinnung gebracht.
3. Akt (Klimax) Die Scheinbare Möglichkeit einer Verständigung zwischen dem absoluten Monarchen und dem Vorkämpfer der Freiheit.
4. Akt (Peripetie) Umschwung der Handlung durch die im 2. Akt angelegte Intrige und die dadurch notwendig werdende Aktion Posas, bis hin zum scheitern Posas und zum Triumphieren der Hofpartei am Aktschluß.
5. Akt (Katastrophe) Carlos‘ Scheitern in der Realität im Augenblick der inneren Vollendung.
Don Carlos ist also eindeutig ein Drama der geschlossenen Form!
Schiller bricht damit mit seinen Jugenddramen, die formal offen waren und hält sich an die engen Regeln der klassischen Dramentheorie. Andererseits wird das Drama noch immer von einem hohen Freiheitspathos getragen. Damit steht das Drama an der Grenze zwischen Sturm und Drang und Weimarer Klassik.
1479 entstand der einheitliche spanische Staat unter der Regierung von Karl I. 1519 als zugleich der deutsche Kaiser Karl V regierte, stieg Spanien zur Weltmacht auf. Es umfasste den größten Teil der Pyrenäenhalbinsel (außer Portugal), Sizilien, Sardinien und das Königreich Neapel. Dazu kamen bald die Länder des so genannten Burgundischen Erbes.
Später als Spanien Krieg gegen den französischen König Franz I führte, kamen Mailand und eine Anzahl oberitalienischer Gebiete dazu.
Nach Karl V regierte ab 1556 sein Sohn Philipp II. Wenig später fielen die Niederlande an Spanien. Philipp II beutete durch seine rücksichtslose Steuerpolitik viele Provinzen aus. Die Niederlande protestierten gegen die Einführung der Inquisition und die Vermehrung der Bistümer. Während der Terrorherrschaft des Herzog von Alba (1567 – 1573) fielen der Inquisition 50 000 Menschen zum Opfer. 1648 wurde die Revolution der Niederländer durch die Anerkennung der Republik beendet.
Der Wendepunkt in der Geschichte Spaniens als Weltmacht war die Niederlage im Seekrieg gegen England. Im Juli 1588 entsendete Philipp II die „ unüberwindliche“ Armada aus. Diese umfasste 130 Schiffe. Jedoch waren diese sehr unbeweglich und veraltet. Somit gelang es nicht die besser ausgerüsteten englischen Schiffe zu besiegen. Die englischen Admirale wichen einer großen Seeschlacht aus und griffen stattdessen die Armada an. Dabei wurden nicht alle Schiffe zerstört. Ein Sturm tat den Rest. Nur wenige Schiffe kehrten nach Spanien zurück. Somit war die Kontrolle über die Handelswege im Atlantischen Ozean verloren.
Die Regierungszeit Philipp II endete mit einem großen Misserfolg im Krieg der französischen Katholiken gegen die Hugenotten. Philipp II starb 1598 und hinterließ seinem Nachfolger Staatsschulden in Höhe von 100 Millionen Gulden und ein politische geschwächtes und kleineres Reich.
Sehr großzügig ging Schiller mit den spanischen Geschichtsdaten in „Don Carlos“ um.
Schiller stellte die Entsendung Albas nach Flandern und die Begrüßung des Herzogs von Medina – Sidonia nach dem Untergang der Armada zeitlich identisch dar. In der Realität lagen zwischen beiden Ereignissen 20 Jahre.
Handlung
Die Liebe des Infanten und deren Sublimierung
politisches Drama oder familiäre Tragödie
Aspekte für die Einordnung als politisches Drama
Der zeitgeschichtliche Hintergrund, besonders der Abfall der Niederlande von Spanien, im Drama als Befreiungskampf gedeutet, spielt eine große Rolle.
Außerdem besteht ein wichtiger Teil der Handlung darin, dass Marquis Posa Don Carlos lehren will, seine sinnlose Liebe zu seiner Stiefmutter aufzugeben, und sich seiner politischen Aufgabe zu stellen.Aspekte für die Einordnung als familiäre Tragödie
Andererseits spielen die rein privaten Konflikte ebenfalls eine wichtige Rolle,
besonders die Liebe Don Carlos zu seiner Stiefmutter und die konfliktreiche Beziehung zu seinem Vater, den König, die daraus erwächst.Gibt es nun eine eindeutige Einordnung?
Die Dramatische Bauform (Don Carlos)
Offene und Geschlossene Bauform
Weitere wichtige Merkmale eines Dramas:
Der zeitgeschichtliche Hintergrund