Dokumentarfilm
Der Dokumentarfilm ist ein Film, in dem versucht wird, Aspekte der uns umgebenden Welt abzubilden, zu erzählen oder zu untersuchen. Im Gegensatz zum Spielfilm geschieht dies (meistens) ohne engagierte Schauspieler oder bezahlte Darsteller. An ihre Stelle treten Menschen, Orte, Situationen, die mit den erzählten Geschichten übereinstimmen.Es gibt viel eher eine große Bandbreite von verschiedenen Dokumentarfilmarten, die sich vom Versuch, ein möglichst reines Dokument zu erschaffen, bis hin zur Doku-Soap erstreckt. Dabei spielt die Inszenierung des Filmers eine große Bedeutung: Wie geht man mit den vorgefundenen Bildern um, was wird ergänzt, verstärkt. Ein weiterer Schritt ist das Nachspielen von Szenen, die so hätten stattfinden können, oder zum Teil auch so stattgefunden haben. Von den Zuschauern wiederum werden oft besonders stark inszenierte Bilder als "echt" angeschaut.
Wahrheit und Echtheit
Da man relativ schnell gemerkt hat, dass sich jede Situation durch die Anwesenheit einer Kamera und eines - wenn auch im Vergleich zum Spielfilm viel bescheideneren - Kamerateams verändert, ebenso der Blickwinkel des Filmemachers (oder seine Fragestellung) die Wirklichkeit sofort beeinflusst, musste man von der Vorstellung des "reinen Dokumentes" Abschied nehmen. In dem Sinn gibt es keinen "echten" Dokumentarfilm.
"Für mich ist es ziemlich egal, mit welchen Mitteln ein Film arbeitet, ob er ein Schauspielerfilm ist mit inszenierten Bildern oder ein Dokumentarfilm. In einem guten Film geht es um die Wahrheit, nicht um die Wirklichkeit." Sergej Eisenstein, 1925
Bookah
Geschichte
Die ersten "bewegten Bilder" waren per Definition Dokumentarfilme. Es waren einzelne Einstellungen, die Momente aus dem Leben auf Film bannten (Der Zug, der in den Bahnhof einfährt, das andockende Boot, die Arbeiter, die die Fabrik verlassen). Im frühen Film, Ende 19. Jahrhundert dominierte immer noch die Darstellung von Ereignissen. Es wurden kaum Geschichten erzählt, dies vor allem auf Grund technischer Grenzen: Die Kameras waren groß und hatten nur Platz für wenig Filmmaterial.
Im Jahr 1922 produzierte Robert J. Flaherty den ersten abendfüllenden Dokumentarfilm, "Nanook of the North". Schon in diesem Film verabschiedete sich der Dokumentarfilm von der "Wahrheit": Zahlreiche Inszenierungen und Anweisungen des Regisseurs wurden zur besseren Unterhaltung und zum Darstellen eines vermeintlich "stimmigeren" Bildes eingesetzt. So bestand Flaherty darauf, dass kein Gewehr im Film vorkommt, obwohl sich die Inuit schon lange an dessen Gebrauch gewöhnt hatten. An einer anderen Stelle wurde ein halber Iglu errichtet, so dass die Kamera das Leben innerhalb des Iglus filmen konnte. Die Darsteller, obwohl nicht Schauspieler, "spielten" die Handlung für die Kamera.
Michael Moores politischer Dokumentarfilm "Fahrenheit 9/11" schrieb im Juni 2004 Filmgeschichte, da es zuvor noch niemals vorkam, dass ein Dokumentarfilm an der Spitze der US-Kinocharts stand. Bereits der letzte Film Moores "Bowling for Columbine" 2002 war ein US-Einspielrekord gewesen, hatte aber nicht an einem einzigen Wochenende 21,8 Millionen Dollar eingespielt.