Dieter Baumann
Dieter Baumann (* 9. Februar 1965 in Blaustein) ist der erfolgreichste Langstreckenläufer der deutschen Sportgeschichte. Der Leichtathlet konnte alleine 40 nationale Meistertitel verbuchen.Auf seiner Spezialstrecke, dem 5000-m-Lauf errang er zwei olympische Medaillen: 1988 in Seoul musste er noch mit Silber vorlieb nehmen, 1992 in Barcelona errang er in einem dramatischen Spurtfinale dann die Goldmedaille. Im Jahr seines Olympiasieges wurde er auch zum Sportler des Jahres gewählt. Weitere Erfolge sind die Europameisterschaft 1994 und der Sieg beim Weltcup 1998.
Der Tübinger zählte zu den beliebtesten deutschen Sportlern, bis eine Doping-Affäre im Jahre 1999 die öffentliche Meinung spaltete. Zu Beginn der Affäre erhielt der Sportler noch breite Unterstützung von weiten Teilen der westdeutschen Öffentlichkeit; auch die meisten Medienvertreter hielten am weitgehend integren Bild des Läufers fest. Erst ein reisserischer Aufmacher (Neue Dopingbeweise: Ein Kronzeuge packt aus!) der Zeitung Bild am Sonntag im Dezember 1999 sorgte für einen Umschwung der Stimmung. Obwohl sich heraustellte, dass die Titelgeschichte vermeintliche Beweise des Wissenschaftsjournalisten Peter Udelhoven falsch referiert und in einen spekulativen Zusammenhang gesetzt hatte (das Blatt wurde gerichtlich zum Druck einer Gegendarstellung verpflichtet), hatte sich durch die Mediengewalt des Blattes das öffentliche Bild des gefallenen Sporthelden unwiderruflich etabliert. So hat sich die Tatsache, dass Baumann schlussendlich einen Freispruch (der jedoch von Seiten der Dopingkontrollkommission und des DLV nicht in seiner Gesamtheit mitgetragen wurde, und auch bei anderen Leistungssportlern als umstritten gilt) vor den entscheidenden Gremien des DLV durchsetzen konnte, bis auf dem heutigen Tag nicht im öffentlichen Bewußtsein festsetzen können.
Bei der auffälligen Substanz handelte es sich um Stoffwechselprodukte von Nandrolon; eine mögliche Quelle des Stoffes wurde am 29.11.1999 in einer, unter der Leitung des Biochemikers Prof. Schänzer stehenden Hausdurchsuchung gefunden und schlußendlich am 01.12.1999 - nach einem Selbstversuch im Labor - nachgewiesen. Unklar bleibt in den Augen einer breiten Öffentlichkeit, ob der Dopingfund in der Tube
- (a) auf ein wissentliche Leistungsmanipulation des Sportlers zurückgeht,
- (b) zur Verschleierung der eigentlichen Quelle diente, oder ob
- (c) die Anschlagtheorie des Sportlers dadurch glaubhaft untermauert wird. Die Vermutung, dass
- (d) eine produktionelle Verunreinigung von industriell hergestellter Zahnpasta möglich ist, wurde durch Tests entkräftet.
Baumann ist auch als Buchautor in Erscheinung getreten, dessen Veröffentlichungen sich aus dem Einerlei üblicher Sportlerbücher hervorheben. Insbesondere die beiden autobiographischen Publikationen dokumentieren, dass der Sportler Baumann es nie gescheut hat, sich mit Funktionären und Verbänden anzulegen. Auch dann nicht, wenn ein taktisches Einlenken für seine sportliche Karriere von Nutzen gewesen wäre. Dem Deutschen Leichathletik-Verband galt er bis zuletzt als "schwieriger Athlet", der nie ein Blatt vor den Mund genommen hat. Die besondere Tragik, dass Baumann als vorderster Kämpfer für Doping-Trainingskontrollen ausgerechnet zum spektakulärsten deutschen Dopingfall seit Katrin Krabbe wurde, gibt der Biographie des Sportlers streckenweise eine Dramatik, die der Läufer in seinen Bekenntnissen zu verarbeiten weiß.
- "Ich laufe keinem hinterher", 1995 - Autobiographie
- "Lebenslauf", 2002 - Autobiographie
- "Laufen Sie mit", 2003 - Lauf-Ratgeber
Dieter Baumann wurde von seiner Ehefrau Isabelle trainiert. Das Paar hat eine Tochter und einen Sohn.