Dienstleistungsgesellschaft
Der Begriff Dienstleistungsgesellschaft beruht auf die Drei-Sektoren-Hypothese von Jean Fourastié.
Table of contents |
2 Ursachen 3 Ehemalige DDR 4 Folgen der Tertiarisierung (Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft) 5 Weitere Informationen |
Mithilfe der Anzahl der Erwerbstätigen oder dem Anteil am BSP (Bruttosozialprodukt) kann man sehen, dass das Deutschland bis Ende des 19. Jahrhundert eine Agrargesellschaft, bis in die 70er des 20. Jahrhunderts eine Industriegesellschaft war. Der expansive tertiäre Sektor überholte dann in den 70ern den sekundären Sektor und man kann seitdem in der BRD von einer Dienstleistungsgesellschaft sprechen.
Die über jahrhunderte bedeutende Schicht der Bauern verlor immer mehr an Bedeutung, heute sind sie mit weniger als 1% Anteil an allen Erwerbstätigen eine „Quantité négligeable“ (frz.: eine zu vernachlässigende Größe). Die Bauern verfügen über erhebliche Vermögenswerte, aber ihre finanzielle Situation ist häufig sehr angespannt. Das durchschnittliche Nettohaushalteinkommen pro Kopf ist sogar niedriger als das eines Arbeiters und das bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 59 Stunden.
Seit der industriellen Revolution im 18. Jhd. war die Arbeiterschaft eine dominierende Schicht bis sie Ende der 70er (des 20.Jhd.) von den Beamten und Angestellten abgelöst wurden. Im Zuge des Wirtschaftswunders ist die sinkende Arbeiterschaft sozial aufgestiegen. Sie bekamen einen höheren Lebenstandart und eine bessere soziale Absicherung, doch ihre schwere physische Belastung blieb. Ihre Kinder haben immer noch schlechtere Bildungschancen und das Arbeitermilieu bleibt unter sich. Sie haben ein niedriges soziales Ansehen und es besteht eine große Gefahr arbeitslos zu werden.
Angestellte und Beamte: Heute ist die größte Gruppe in der Mitte der Gesellschaft die Angestellte. Als ersten kamen sie um die Jahrhundertwende auf und stiegen bis heute auf rund 50% der Erwerbstätigen. Man kann ihre Tätigkeiten in 3 klassische Bereiche (kaufmännische, technische und Büro- und Verwaltungsangestellte) gliedern. Es tauchen aber auch immer mehr in den Sektoren von Verkehr, Kommunikation, Information,… auf. Die meisten Angestellten treten im tertiären Sektor auf, doch es arbeiten auch viele in der Industrie seit der Tertiarisierung des sekundären Sektors.
Siehe auch: WirtschaftssektorEntwicklung
Ursachen
Durch die Produktivitätssteigerung in den ersten beiden Sektoren wurden Arbeitskräfte frei und der Dienstleistungsbereich diente als „Auffangbecken“ für die freien Arbeitskräfte. Im Dienstleistungssektor (z.B. bei der Bildung, Pflegedienst) kann nicht so leicht rationalisiert/automatisiert werden wie bei der Autoherstellung. Ein weiterer Grund sind die steigenden Realeinkommen, welche die private Nachfrage nach Dienstleitung steigern. Verstärkt wird dies durch die Veränderungen in den Lebensbedingungen (sinkende Arbeitszeit --> Nachfrage nach Freizeitangebote) und in der Bevölkerungsstruktur (Alterung der Bevölkerung --> erhöhter Bedarf an Pflegediensten).
Zusätzlich gibt es einen erhöhten Bedarf im Bereich der Planung und Durchführung der Güterproduktion und der Verteilung der Güter nach Dienstleistungen innerhalb der produzierenden Gewerbe. Es wird deshalb die Gesellschaft in Deutschland als industrielle Dienstleistungsgesellschaft bezeichnet.
Eine weitere Ursache dafür ist die wachsende Komplexität sozialer und ökonomischer Systeme. Dabei steigt der Bedarf an Regelung, Vermittlung und Steuerung.Ehemalige DDR
Die DDR hatte zum Zeitpunkt des Mauerfalles (1989) die gleiche sozioökonomische Struktur wie die BRD um 1965. Die Ursachen dafür liegen in der niedrigen Produktivität und der Vernachlässigung des Dienstleistungssektors durch die sozialistische Wirtschaftsplanung. Es waren zu viele in den ersten beiden Sektoren beschäftigt. Die Dienstleistungen sind schwer planbar und der Dienstleistungssektor wurde als Volkseinkommen verzehrender Bereich angesehen; es passte dementsprechend nicht in die Ideologie des Arbeiter- und Bauernstaates. Nach der Wiedervereinigung haben die neuen Bundesländer sich schnell zu einerDienstleistungsgesellschaft entwickelt, das liegt vor allem an der Deindustrialisierung.Folgen der Tertiarisierung (Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft)
Arbeitsmarkt insgesamt: Die Berufe mit dem höchsten Beschäftigungszuwächsen sind z.B.: Bürokräfte, Pflegeberufe und Datenverarbeitungsfachleute. Die Anforderungen an die Arbeitnehmer steigen vor allem im Bereich der fachlichen und inhaltlichen Qualifikation und der sozialen Kompetenzen (z.B. Teamfähigkeit und Eigenständigkeit).
In den reichen Ländern geht die Nachfrage nach einfacher Arbeit zurück, das vor allem durch den internationalen Handel und den technischen Fortschritt hervorrufen wird.