Dienstehe
Die Dienstehe ist neben Brautgabe und Frauentausch eine spezielle Form der Eheschließung mit Entschädigung. Bei der Dienstehe arbeitet der Bräutigam während einem bestimmten Zeitraum für die Eltern oder die Verwandtschaftsgruppe (Lineage) seiner Braut.Je nach Kultur wird der Brautdienst vor oder nach der Heirat geleistet. In uxorilokalen (d.h. matrilokalen) Kulturen hält der Brautdienst die gesamte Dauer der Ehe an. In vielen Fällen jedoch begibt sich das Ehepaar nach Ableistung der "Dienstpflicht" (die je nachdem mehrere Monate bis Jahre dauern kann), zur Familie/Lineage des Mannes, um dort zu leben und zu arbeiten. In diesem Fall spricht man von bilokalem Residenzmuster (im Gegensatz zu uxorilokalen und virilokalem Residenzmuster).
Der Brautdienst ist entweder eine Ergänzung, ein teilweiser oder ein totaler Ersatz der Brautgabe.
In vielen patrilinearen Gesellschaften zieht die Dienstehe (Brautdienst und die damit verbundene temporäre oder dauerhafte uxoripatrilokale Residenz) automatisch einen Prestigeverlust nach sich. Sie kommt deshalb in den betreffenden Gesellschaften nur selten und nur unter hohem ökonomischem Druck (für besonders arme Männer) vor.
Reine Dienstehen (ohne ergänzende Brautgabe) kommen typischerweise in Sammler- und Jägerkulturen oder kleine Gartenbaugesellschaften vor, die über kein Vieh als Tauschmittel verfügen.