Diego Velázquez
Diego Rodriguez de Silva y Velázquez (* 6. Juni 1599 in Sevilla; † 6. August 1660 in Madrid) war ein spanischer Maler.
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2 Merkmale von Velázquez' Malerei 3 Werke (Auswahl): 4 Weblinks |
Leben
Velázquez bildete sich anfangs bei Francisco Herrera dem Älteren und später bei Francisco Pacheco in der Malerei aus. 1618 heiratete er Pachecos Tochter. Ein großes Vorbild war für den jungen Künstler die Natur. Er malte nach dem lebenden Modell und entwickelte sich so zum größten Naturalisten der spanischen Schule. Einer der Schwerpunkte seines Schaffens wurde die Bildnismalerei. Unter seinen frühesten Werken finden sich Porträts von einzelnen Personen und Gruppen aus dem Volksleben. Zu diesen gehören der Wasserträger von Sevilla, ein Bild, das sich durch unbefangene Natürlichkeit der Ausfassung und Freiheit der malerischen Behandlung auszeichnet, sowie zwei naturalistisch aufgefasste religiöse Bilder: Die Anbetung der Könige (1619, Prado, Madrid) und Die Anbetung der Hirten (National Gallery, London). 1622 begab sich Velázquez nach Madrid, um dort als Hofmaler beschäftigt zu werden, erreichte aber zunächst sein Ziel nicht. Erst im Frühjahr 1623 wurde er auf Veranlassung des Herzogs von Olivarez nach Madrid berufen, wo er durch ein Reiterbildnis des Königs Philipp IV dessen Gunst gewann und am 6. Oktober 1623 als Hofmaler in den Dienst des spanischen Königs trat. Er erhielt ein Atelier im königlichen Schloss und führte dort im Auftrag des Königs eine große Zahl von Bildnissen der Mitglieder der königlichen Familie und anderer Hofleute aus. Auch den König selbst porträtierte er in allen Lebensaltern. In dieser ersten Madrider Periode entstand auch ein Bild mit Trinkern, Los Borrachos (Madrid, Prado), welches den jugendlichen Bacchus darstellt, wie er Kränze an Zechbrüder aus dem einfachen Volk verteilt.
1629 ging Velázquez nach Italien, wo er in Venedig Tintoretto und in Rom Raffael und Michelangelo studierte, aber die bereits fest ausgebildeten nationalen Eigentümlichkeiten seines Stils behielt er bei. In Italien, wo er bis Anfang 1631 blieb, entstanden unter anderen zwei Historienbilder: Die Söhne Jakobs bringen diesem Josephs blutigen Rock (Escorial) und Apollo in der Schmiede Vulkans (Madrid, Prado) sowie einige landschaftliche Ansichten aus Rom. In Madrid beschäftigte er sich wieder verstärkt mit der Bildnismalerei. Neben verschiedenen Porträts des Königs, der Königin und der königlichen Prinzen malte er in dieser zweiten Periode seiner Madrider Zeit eine Reihe von wichtigen Bildern: darunter um 1640 das große Reiterbildnis des Herzogs von Olivarez (Madrid, Prado), dann eine Reihe von Spaßmachern, Hofzwergen und behinderten Menschen, die zur Belustigung am spanischen Hofe dienten, mehrere Ansichten aus dem Park von Aranjuez, einen Christus am Kreuz für das Nonnenkloster San Placido (jetzt Madrid, Prado) sowie das Hauptwerk unter seinen Historienbildern, die unter dem Namen Las Lanzas bekannte Übergabe von Breda (um 1647, Madrid, Prado). Ende 1648 ging Velázquez zum zweitenmal nach Italien, um im Auftrag des Königs Kunstwerke als Vorbilder für eine in Madrid zu gründende Kunstakademie anzukaufen. Er blieb bis Juni 1651 in Italien, wo er unter anderem ein Bildnis des Papstes Innozenz X schuf, das zu den besten Papstporträts zählt, die je gemalt wurden. Nach Madrid zurückgekehrt, sah sich Velázquez wegen der zweiten Heirat des spanischen Königs mit Maria Anna von Österreich genötigt, seine Aktivitäten als Hofmaler noch zu verstärken. Ferner wurde er zum Hofmarschall ernannt. Daneben fand er aber auch noch Zeit, ein religiöses Bild wie den Besuch des heiligen Abtes Antonius bei dem heiligen Einsiedler Paulus in der Wüste und zwei Meisterwerke ersten Ranges zu malen: die Teppichwirkerinnen, ein Bild, das die Fabel der Arachne darstellt, und das unter dem Titel Las Meninas (Die Hofdamen) bekannte Gemälde, das Velázquez selbst zeigt, wie er die königliche Familie malt (alle Madrid, Prado). Seine aufreibende Tätigkeit im Dienste des Königs blieb nicht ohne Auswirkungen auf seine Gesundheit. Er zog sich ein "hitziges Fieber" zu, an welchem er am 6. August 1600 in Madrid starb.
Merkmale von Velázquez' Malerei
Velázquez ist einer der größten Bildnismaler aller Zeiten, der neben der seinerzeit vorherrschenden idealistischen Kunstauffassung auch den Naturalismus zu einem gleichberechtigten Stil erhoben hat. Sein höchstes Ziel war die streng objektive Nachahmung der Natur bei geistreicher und individueller Auffassung. Deshalb übte sein Stil auf die ihm geistesverwandte Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen großen Einfluss aus. Velázquez' Malweise hat verschiedene Wandlungen durchgemacht: Von einer kräftig-pastosen, warmen Farbgebung mit bräunlichen Schatten ausgehend, lernte er allmählich die Einwirkung des natürlichen Tageslichtes auf die Farbigkeit der Figuren und Gegenstände kennen. Schließlich hüllte er alle Lokalfarben in einen kühlen, grauen Ton, durch den seine reifsten Schöpfungen gekennzeichnet sind. In seinen letzten Arbeiten löst er die dargestellten Motive in lauter einzelne, leicht hingesetzte Pinselstriche auf, die erst bei der Betrachtung aus größerer Entfernung zu einem einheitlichen Ganzen von geschlossener Harmonie zusammenwachsen. Er kam in seinem Spätwerk daher der impressionistischen Auffassung sehr nahe. Außerhalb von Madrid findet man Werke von Velázquez, vor allem Porträts, besonders in der Gemäldegalerie im Kunsthistorischen Museum in Wien, in englischen Sammlungen und in den Museen zu Berlin, Dresden und Frankfurt am Main.