Die Verwandlung
Die Verwandlung ist eine surreale Erzählung von Franz Kafka.
1) Gregor Samsa, ein Reisender in Tuchwaren, hat eines Morgens den Wecker überhört. Er findet sich „in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt“. Während er versucht, das Bett zu verlassen und die Eltern und seine Schwester Grete durch die verschlossene Tür wegen der Verspätung zu beruhigen, kommt der Prokurist seiner Firma, um ihn zur Rede zu stellen. Mühsam gelingt es Gregor, aufzustehen und die Tür seines Zimmers zu öffnen. Der Anblick lässt den Prokuristen aus der Wohnung flüchten. Der Vater treibt Gregor mit einem Stock in sein Zimmer zurück. Dort bleibt er verletzt liegen.
2) Gregor, der seit dem Zusammenbruch des väterlichen Geschäftes vor fünf Jahren, allein zum Lebensunterhalt der Familie beigetragen hat, muss von seiner Schwester wie ein Tier mit Nahrung versorgt werden. Indessen nimmt der Vater eine Stelle als Diener bei einer Bank an. Da Gregor an den Wänden und an der Decke herumkriecht, beschließt seine Schwester zwei Monate später, mit der Mutter gemeinsam das Zimmer auszuräumen. Gregor versucht wenigstens ein Bild an der Wand zu retten. Die Mutter fällt, als sie ihn sieht, in Ohnmacht. Während Gregor ihr helfen will, kehrt der Vater in die Wohnung zurück. Er missversteht die Situation und bombardiert Gregor mit Äpfeln. Einer von ihnen bleibt im Rücken von Gregor stecken.
3) Gregor leidet über einen Monat an seiner Wunde und isst kaum etwas. Er nimmt aber noch ein wenig am Familienleben teil, da abends die Tür zum Wohnzimmer geöffnet wird. Eines Tages wird ein Zimmer der Wohnung an drei Zimmerherren vermietet. Diese bitten Grete, bei ihnen Violine zu spielen. Von der Musik angezogen, versucht Gregor sich seiner Schwester an diesem Abend durch die geöffnete Tür zu nähern. Er wird von einem der Zimmerherren aber entdeckt, die darauf drohen, ihre Unterkunft zu kündigen. Die Familie ist entnervt, und Grete trägt sich nur noch mit dem Wunsch, das „Untier“ loszuwerden. Gregor stirbt noch in derselben Nacht. Die resolute neue Bedienerin der Familie beseitigt am nächsten Morgen die Leiche. Danach unternehmen die Samsas einen Ausflug vor die Stadt und besprechen neue Pläne für die Zukunft.
Es besteht ein scharfer Kontrast zwischen der Ungeheuerlichkeit des Erzählten und dem sachlichen Berichtstonfall. Die Frage, warum es zu dieser Verwandlung gekommen ist, wird nirgends gestellt. Sie wird als unumstößliche Tatsache hingestellt. Der Leser wartet bis zum Ende vergeblich auf eine Erklärung.
Gregor Samsa: Gregor heißt „der Wachsame“. Von Beruf ist er Handelsreisender für Tuchwaren und hat stets einen Musterkoffer bei sich. Er lebt nur für seinen Beruf.
Allerdings liebt er seinen Beruf nicht. Er übt ihn nur aus Sorge um das Wohl seiner Eltern und seiner Schwester aus, die ohne ihn nicht überlebensfähig wären. Dies erweist sich am Ende jedoch als Irrtum! Gregor ermöglicht den Eltern einen sorgenfreien Ruhestand und der Schwester materielle Sicherheit. Dies wird von den anderen als Selbstverständlichkeit angesehen. Es ergibt sich keine familiäre Wärme.
Käfer: Gregor hat sich in einen Käfer (mit menschlichen Zügen) verwandelt, der durch einen Panzer geschützt ist. Er zieht sich in sein Inneres zurück. Auch als Käfer verändert Gregor sein Verhalten nicht.Wie zuvor nimmt er auf alles Mögliche Rücksicht (Familie, Firma).
Mit Ungeziefer ist die Vorstellung von Widerwärtigem verbunden. Der Käfer ernährt sich von Küchenabfällen und hat im Mund eine braune Flüssigkeit. Mit seinen klebrigen Sekreten hält er sich an den Wänden fest und betrachtet die Welt aus der Froschperspektive. Eine Parallele zur Außenwelt: Zu seinem Chef musste Gregor immer aufschauen. Er zeigte ihm gegenüber ein unterwürfiges, kriecherisches Verhalten
Grete: Sie ist die Schwester von Gregor. Mit ihr fühlt er sich am meisten verbunden. Er möchte ihr sogar ein Studium der Musik an einem Konservatorium ermöglichen. Grete ist zunächst unselbständig, verändert sich aber durch die Geschehnisse und will Verkäuferin werden. Grete wird von Gregor als fürsorglich dargestellt, ihre Handlungen widersprechen dem aber. Sie ist die erste, die zwischen dem Menschen Gregor und dem Tier Gregor eine Grenze zieht. Aus 'er' wird 'es'. Auch spricht Grete aus, dass Gregor verschwinden muss.
Vater: Er ist ein alter Mann. Früher war er der Versorger der Familie. Infolge hoher Schulden musste er diese Stellung an den Sohn abtreten. Der Sohn als Versorger wird in die Rolle des Vaters gedrängt (= Machtkonflikt zwischen Vater und Sohn). Nach der Verwandlung gewinnt der Vater wieder seine ursprüngliche Position. Er arbeitet als Bankdiener (in Uniform) und wird zum unumschränkten Gebieter in der Familie.
Chef: Der Chef könnte die Familie Samsa wegen der hohen Schulden zu Grunde richten. Eine Absprache legte fest, dass Gregor für ihn arbeitet und im Laufe der Jahre die Schulden abbezahlt. Gregor wird so zum Sklaven seines Chefs. Der Chef ist das Sinnbild der Zwänge, der Übervater.
Zimmerherren: Sie symbolisieren das Eindringen der Öffentlichkeit in die Familie (drei vollbärtige Männer, die immer im Plural handeln). Von ihnen geht die Forderung aus, Gregor fortzuschaffen. Die Schwester Grete geht schließlich darauf ein. Nach dem Tode weist die Familie die Zimmerherren aus der Wohnung.
Fenster in Gregors Zimmer:
Bild der Dame mit Pelzhut:
Zimmer in der Wohnung der Familie Samsa:
Waffen des Vaters (Stock, Zeitung, Äpfel):
Sonne am Ende der Erzählung:
Die Verwandlung erschien zuerst im Oktober 1915 in "Die Weißen Blätter", herausgegeben von René Schickele. Im November 1915 erschien sie in der von Kurt Wolff herausgegebenen Reihe Der jüngste Tag.
Inhalt
Gliederung
Schilderung
Erklärungsmöglichkeiten für die Verwandlung
Simple Interpretationen und Einwände
Einwände: Jeder Schriftsteller lässt Selbsterlebtes in sein Werk einfließen. Die eigene Familie diente als Folie. Die "Verwandlung" ist die Niederschrift einer Lebenskrise. Gregor Samsa ist nicht Kafka, sondern nur eine Versuchsgestalt.Personen
Personencharakterisierung
Symbole
Erstausgabe
Daten
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