Die verlorene Ehre der Katharina Blum
Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann ist eine Erzählung von Heinrich Böll. Es ist 1974 im Kiepenheuer & Witsch-Verlag erschienen. Böll verarbeitet darin unter anderem seine Erfahrungen einer Pressekampagne der Bild-Zeitung gegen ihn, nachdem er Anfang der 1970er Jahre eine sachliche Presseberichterstattung gegenüber der RAF gefordert hatte.
Table of contents |
2 Rezeption 3 Literatur 4 Weblinks |
Am Vorabend von Weiberfastnacht verlässt eine junge Frau von siebenundzwanzig Jahren gegen 18.45 Uhr ihre Wohnung, um an einem privaten Tanzvergnügen teilzunehmen. Vier Tage später klingelt sie an der Wohnungstür des Kriminaloberkommissars Walter Moeding und gibt zu Protokoll, sie habe mittags gegen 12.15 Uhr in ihrer Wohnung den Journalisten Tötges erschossen...
Titelfigur Katharina Blum lernt an Fasching Ludwig Götten kennen. Hals über Kopf verliebt sie sich in ihn und verbringt die Nacht mit ihm. Am nächsten Morgen bricht ein Sonderpolizeieinsatztrupp in ihre Plattenbauwohnung ein, um Götten als gesuchten Schwerverbrecher festzunehmen. Dieser ist jedoch schon weg, Katharina hat ihm zur Flucht verholfen.
Das gesamte restliche Buch handelt hauptsächlich von dem Vernehmungsprozess von Katharina und ihren Kontaktpersonen. Eine wichtige Rolle spielt in der Folge die Zeitung. In typischer Boulevarpresse-Manier dringt sie in Katharinas Privatleben ein und setzt den "Berichten" frei erfundene Lügen bei. Katharina Blum sieht sich am Ende derart in die Enge gedrängt, dass sie den Journalisten Werner Tötges mit einer Waffe eines Bekannten erschießt. Daraufhin wird sie inhaftiert.
Böll bringt in seinem Buch - wie er es üblicherweise macht - eine Vielzahl von Charakteren ein, die nicht immer näher erläutert werden. Im Folgenden werden die Personen deshalb einzeln aufgeführt:
Die Finanzierung des 1,7 Millionen DM teuren Films kam wie folgt zustande: 500.000 DM zahlte der WDR, 500.000 DM eine Koproduktion von Paramount Orion, ein 300.000 DM hohes Darlehen von der Filmförderungsanstalt (Es wurde durch das Einspielergebnis zurückgezahlt). Der noch fehlende Betrag von etwa 400.000 DM wurde vom Produzenten beglichen (Eigenbeteiligung).
Der Film feierte am 10. Oktober 1975 Premiere in neun Kinos der Bundesrepublik Deutschland und wurde erstmals am 18. Mai 1978 im ARD gezeigt. Anfang Oktober 1975 wurde der Film auf dem New Yorker Filmfestival gezeigt und kam anschließend in andere Kinos der Vereinigten Staaten. 1977 lief er in 30 Moskauer Filmtheatern, danach in (fast) allen Großstädten der Sowjetunion.Inhalt
Klappentext
Kurzbeschreibung
Liste der Personen
Hauptfigur
Geboren 1947
Vater von Katharina Blum, Bergbauarbeiter, 1916 geboren, stirbt mit 37, als Katharina sechs Jahre alt ist.
Mutter von Katharina. Stirbt noch im Handlungsverlaufs des Buches, da sie die Prozeduren, die Tötges mit ihr durchmacht, nicht übersteht (sie befindet sich als Krebskranke auf einer Intensivstation eines Krankenhauses)
Bruder von Katharina. Während des Handlungsverlaufes im Buch inhaftiert.
Geboren 1930, unverheiratet. Tante von Katharina Blum.
Arzt, bei dem Katharina als Hausgehilfin nur ein Jahr lang arbeitete, da er "zudringlich" wurde.
Wirtschaftsprüfer, Katharina Blum nimmt bei ihm eine Stelle als Wirtschafterin und Hausgehilfin an, er ermöglicht ihr weitere Bildungskurse. Ende 1969 wegen Steuerhinterziehung verhaftet, dann kam er ins Gefängnis.
Im Buch derzeitiger Arbeitgeber der Katharina Blum
Auch bekannt als die rote Trude (wegen ihrer Haarfarbe). Architektin, die Katharina Blum zu einem 30.000-DM-Kredit verhilft.
Verheiratet mit Frau Dr. Blorna.
Kriminalhauptkomissar, der die Verhandlungen leitet bzw. durchführt.
Kriminaloberkomissar. Nach Blums Mord an Tötges von ihr alamiert, Assistent Beizmennes.
Staatsanwalt und Freund von H. Blorna
Durchführender Journalist, wurde von Katharina Blum erschossen.
Wurde nach der Ermordung Tötges in einem Waldstück erschossen, Fall im Buch nicht geklärt.
mutmaßlicher Schwerverbrecher, jedoch "des Verbrechens nicht überführt"
Heimlicher Liebhaber von Katharina.
Ex-Mann der Blum, wird von Tötges ausfindig gemacht
Rezeption
Verfilmung
Die Erzählung wurde für das Theater bearbeitet und von Volker Schlöndorff in einem 102-Minuten langen Film 1975 verfilmt. Musik: Hans Werner Henze.Allgemeines
Darsteller | Charakter im Buch |
Angela Winkler | Katharina Blum |
Mario Adorf | Komissar Beizmenne |
Dieter Laser | Werner Tötges |
Jürgen Prochnow | Ludwig Götten |
Heinz Bennent | Dr. Blorna |
Hannelore Hoger | Trude Blorna |
Rolf Becker | Staatsanwalt Hach |
Harald Kuhlmann | Moeding |
Herbert Fux | Weninger |
Regine Lutz | Else Woltersheim |
Werner Eichhorn | Konrad Beiters |
Karl-Heinz Vosgerau | Stäubleder |
Angelika Hillebrecht | Frau Pletzer |
Horatius Häberle | Staatsanwalt Dr. Korten |
Henry van Lyck | "Schaich" Karl |
Leo Weisse | Schönner (Fotograf) |
Walter Gontermann | Pater Urbanus |
Hildegard Linden | Hedwig Plotten |
Stephanie Thoennessen | Claudia Stern |
Josephine Gierens | Hertha Scheumel |
Peter Franke | Dr. Heinen |
Achim Strietzel | Lüding (Konzernherr) |
Der Verfilmung wurde eine Vielzahl von Auszeichnungen verliehen, unter anderem:
Auszeichnungen
Angela Winkler erhielt folgende Preise:
- Filmband in Gold (Bundesfilmpreis)
- Kritikerpreis 1975 der Sparte Darstellung der Titelfigur
Margarethe von Trotta führte im Mai 1976 das Stück nach der Erzählung von Heinrich Böll an der Werkstattbühne des Bonner Stadttheaters auf.
Im Gegensatz zum Film (s.o.) bekam diese Rezeption jedoch wesentlich mehr negative Kritiken.
Das eigentliche Buch ist momentan im Deutscher Taschenbuch Verlag erhältlich.
Es gibt sehr viele deutsch- sowie auch englischsprachige Forschungsliteratur zu Bölls Werk, sie zu nennen, sprengt den Rahmen.
Daneben sind auch recht viele journalistische Rezeptionen, besonders vom Nachrichtenmagazin Der Spiegel und Zeitungen im Ruhrgebietsraum, erschienen.
Letzten Endes gibt es auch noch eine ganze Menge didaktisch orientierter Publikationen, die aufgrund Zusammenfassungen von anderer (Sekundär-)Literatur lesenswert sind.Bühnenbearbeitung und Oper
Literatur
Ausgaben
Ferner ist es als Erzählung in folgenden Werken erhältlich:Sekundärliteratur