Dezimaltrennzeichen
Die Benutzung eines Dezimaltrennzeichens entwickelte sich aus der Verwendung von Stellenwertsystemen, die schon von den Sumerern im 18. Jahrhundert v. Chr. eingesetzt wurden. Aus der daraus folgenden möglichen Bruchschreibweise entwickelte sich die Abtrennung des ganzzahligen Teils vom gebrochenen Teil einer Zahl. Bei der Verwendung der Dezimalbruchschreibweise wurde mit der Zeit der Nenner weggelassen und der gebrochene Teil durch verschiedene Schreibweisen vom ganzzahligen getrennt. In der altchinesischen Mathematik (beispielsweise bei Li Jan') wurde der gebrochene Teil durch tiefergesetzte Ziffern gekennzeichnet, also z. B. für 123,35
Um 1400 schrieb Al-Kasi den ganzzahligen Teil mit schwarzer Tinte, den gebrochenen Teil mit roter Tinte. Die erste bekannte Quelle für die Benutzung eines Dezimalpunktes ist dann 1492 die Schrift "Compendio del Abaco" von Francesco Pellos, einem italienischen Mathematiker. Er schreibt also, bezogen auf das Beispiel, einfach 123.35.
Weiterhin werden verschiedene Darstellungsweisen für Dezimalzahlen mit Bruch eingesetzt, so zum Beispiel verwendet François Viète 1579 im Canon unterschiedliche Notationen, wobei er als Tausendertrennzeichen das Komma verwendet:
John Napier 1617 setzte in der Rhabdologia als Dezimaltrennzeichen erst das Komma, später dann den Punkt, vor allem in seinen Logarithmentafeln, die sich weit verbreiten. In der nachfolgenden Zeit wurde in den Lehrbüchern und unter Fachleuten vorwiegend der Dezimalpunkt verwendet, von Johannes Kepler über Henry Briggs, Vlacq und Lalande (1805).
Im 18. Jahrhundert kam im kontinentalen Europa im Alltagsgebrauch und Unterricht jedoch zunehmend das Dezimalkomma auf, Friedrich L. Bauer vermutet hier französischen Einfluss. Es fand Eingang vorwiegend in populärwissenschaftliche Bücher (als Beispiele werden genannt: Abraham Gotthelf Kästner 1758, Joseph Spengler 1779, Ludwig Ideler 1831, Martin Ohm 1829). Auch bei Joseph-Louis Lagrange (1808) und in der deutschen Übersetzung der Introduotio in Analysin Infinitorum von Leonhard Euler, die von H. Maser 1885 vorgenommen wurde, findet sich das Dezimalkomma. Im Meyers Konversationslexikon (1888-1890, 4. Aufl.) findet sich eine Schreibweise mit dem Komma als Tausendertrennzeichen und als Dezimaltrennzeichen, der gebrochene Zahlenteil ist kleiner gesetzt.
Im englischen Sprachraum bleibt der Punkt das vorwiegende Dezimaltrennzeichen. Das Wort decimal point (Dezimalpunkt) wird 1771 in der Encyclopaedia Britannica im Kapitel "Arithmetick" erwähnt.
In den Ländern, in denen das Dezimalkomma verwendet wird, wird als Gruppierungszeichen häufig ein Zwischenraum genommen. Wird der Dezimalpunkt verwendet, dient das Komma als Tausendertrennzeichen. 1798, während der französischen Revolution, empfahl Leblond das Semikolon als Dezimaltrennzeichen, damit das Komma als Tausendertrennzeichen verwendet werden könne.
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Im englischen Sprachraum durfte die Null vor dem Dezimaltrennzeichen ausgelassen werden, so dass eine Schreibweise wie .35 erlaubt ist, im kontinentaleuropäischen Raum war das nicht erlaubt, und es musste 0,35 oder sogar 0,0 geschrieben werden, woraus sich das scherzhafte "Nullkommanix" entwickelte.
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