Devianz
Devianz: Abweichung, vom frz. "dévier" abstammend, meist im Zusammenhang mit von allgemeinen Normen und Wertvorstellungen abweichendem Verhalten. Die Bezeichnung eines Verhaltens als deviant ist immer mit einem Werturteil verbunden. Mit der Wirksamkeit von Normen tritt stets der soziale Tatbestand auf, dass von ihnen abgewichen wird; in diesem Sinne ist Devianz 'normal'.
Table of contents |
2 Funktionen 3 Literatur 4 Abweichende Bedeutung in der Geschichtsschreibung |
Arten
Untersucht wird die Devianz und das deviante Verhalten vor allem in der Soziologie. Hier wurden die verschiedenen Arten der Devianz herausgefiltert.
So unterscheidet man zwischen primärer und sekundärer Devianz. Bei der primären Devianz handelt es sich um ein einmaliges Übertreten bzw. Missachten der herrschenden gesellschaftlichen Normen und Werte, ohne dass daraus längerfristige Folgen für das Individuum und sein Ansehen in der Gesellschaft entstehen. Dies ist bei der sekundären Devianz der Fall. Hier wird die Devianz zum beherrschenden Lebensstil und grenzt den Einzelnen oder die Gruppe vom Rest der Gesellschaft aus (z.B. Alkoholkrankheit, Punk, Aufklärung, Kriminalität)
Funktionen
Die Devianz kann sowohl eine progressive (voran bringende) als auch eine regressive (selbstzerstörerische) Funktion haben. Als Beispiele für progressive Devianz fungieren zum Beispiel gesellschaftliche Umwälzungen, die bestehende Normen und Werte, die ihre Gültigkeit überlebt haben, erneuern oder ersetzen. Konkret kann man hier die Aufklärung oder die Reformation nennen.
Regressive Devianz richtet sich nicht nur gegen die Gesellschaft, sondern hat auch eine zersetzende Wirkung auf die deviante Person. Treffende Beispiele sind hier Alkoholismus, Kriminalität und Sekten.
Wichtig zu beachten ist, dass die Wahrnehmung der Devianz immer von der Gesellschaft und den bestehenden Normen und Werte abhängig ist. So stellt zu Beispiel die Familie selbst einen gesellschaftlichen Mikrokosmos dar, in dem es Normen und Werte gibt, die bestimmend für den Einzelnen sind. Wenn zum Beispiel die Mitglieder der Familie streng gläubig sind, liegt es im Bereich des möglichen, dass entweder die Mitglieder die Gesellschaft als deviant empfinden oder umgekehrt. Insofern ist beim gesellschaftlichen Umgang mit dem Fremden (z.B. zugewanderte Bevölkerung, aber auch psychisch Kranke) im Auge zu behalten, dass abweichendes Verhalten immer aus Sicht der herrschenden Werte und Normen definiert wird. Deutlich wird dies z.B. bei der gegenwärtigen Auseinandersetzung um kopftuchtragende Musliminnen im deutschen Schuldienst, bei der das Kopftuch zum Symbol einer unerwünschten Werteordnung wird und Kopftuch tragen zunächst im öffentlichen Dienst, dann im Arbeitsbereich allgemein als deviant definiert wird (siehe:Kopftuchstreit).
Bedeutende Vertreter auf dem Themengebiet sind
- Erich Fromm,
- Klaus Holzkamp
- Giovanni Jervis