Der Hessische Landbote
Der Hessische Landbote, von Georg Büchner 1834 geschriebenes und nach redaktioneller Überarbeitung des Butzbacher Pfarrers Friedrich Ludwig Weidig in Gießen in einer Auflage von etwa 1000 Stück veröffentlichtes 8-seitiges Pamphlet, das nach einem kurzen "Vorbericht" mit Verhaltensanweisungen an die Leser mit dem Aufruf begingt: "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!". Die Autoren vergleichen die gesellschaftlichen Zustände im Hessen jener Zeit mit einem veränderten Beispiel aus der Schöpfungsgeschichte der Bibel, indem sie fragen, ob im Gegensatz zu dieser die Bauern und Bürger am fünften statt am sechsten Tage geschaffen worden seien und demzufolge den Tieren zuzurechnen seien, die von den am sechsten Tage erschaffenen Menschen, nämlich dem Adel, beliebig beherrscht werden könnten. Außerdem beschuldigen die Autoren die Justiz als "Hure der Fürsten". Sie sei "nur ein Mittel, euch in Ordnung zu halten, damit man euch besser schinde...".Das Inovative dieses Pamphlets war die Verbindung dieses biblischen Duktus´ mit der Nennung von Zahlen über die Steuereinnahmen und Ausgaben des Großherzogtums Hessen. So versuchten Büchner und Weidig das an die Bibel gewöhnte Volk von der Dringlichkeit einer Revolution zu überzeugen.
Das Flugblatt ist noch einige Male überarbeitet und in Offenbach und Marburg nachgedruckt worden. Bei diesen Überarbeitungen wurden teilweise komplette Passagen entfernt, bzw. hinzugefügt. Vergleicht man beispielsweise die Fassungen vom Juli und November 1834 miteinander, fehlt in der Novemberfassung oben genannter Einleitungstext und das Flugblatt beginnt direkt mit dem Aufruf "Friede den Hütten...". Büchners Urtext, nämlich die von Weidig unbearbeitete Form, ist nicht überliefert.
Die Obrigkeit reagierte mit mehreren Prozessen heftig auf das Erscheinen des Flugblattes, Büchner wurde steckbrieflich gesucht, konnte 1835 aber über die französische Grenze nach Straßburg fliehen. Pfarrer Weidig wurde mit anderen Oppsitionellen verhaftet und kam ins Zuchthaus.