Dendrochronologie
Die Dendrochronologie ist eine Datierungsmethode der Archäologie und Kunstwissenschaft. Hierbei werden die Jahresringe von Bäumen gezählt. Jahresringe von Jahren mit guten Wachstumsbedingungen sind breiter als solche von Jahren mit schlechten Lebensbedingungen. Da für alle Bäume einer Art in einem bestimmten Gebiet die Lebensbedingungen annähernd gleich sind, weisen also alle Bäume einer Art dieser Region das gleiche charakteristische Muster von schmalen und breiten Jahresringen auf. Ganz unproblematisch ist dies jedoch nicht, da noch andere Faktoren beim Zuwachs der Bäume eine Rolle spielen, wie z.B. die Nährstoffzufuhr, die Konkurrenz von Nachbarbäumen, Beschädigungen und Schädlingsbefall.Durch Überlagerung der Ringmuster vieler Bäume entsteht so eine gemittelte Baumringabfolge, die aufgrund der überlappenden Lebenszeiten der Bäume viele Jahrtausende abdecken kann. Eine fehlerfreie Dendrochronologie erlaubt es, jedem Baumring das Jahr seiner Entstehung zuzuordnen.
In einigen Gebieten konnten so für einige Baumarten relativ lückenlose Jahresringtabellen für die letzten 10.000 Jahre erstellt werden, sonst meistens für die letzten 5.000 Jahre. Holzproben aus dieser Zeit können anhand dieser Tabellen verglichen und ggf. aufs Jahr genau datiert werden. Dabei kann natürlich nicht nur lebendiges Holz, sondern auch totes Holz verwendet werden. Diese toten Hölzer wurden vor Tausenden von Jahren von Gletschern „überrollt" und überdauerten dort oder wurden in Mooren und Seen luftdicht abgeschlossen und somit konserviert.
Entdeckt wurde die Dendrochronolgie von dem jungen Astronom Andrew Eliott Douglass aus Flagstaff, Arizona. Dieser suchte nach einem Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und Klima. Dafür vermaß er die Dicke der Jahresringe an alten Kiefern über einen Zeitraum von 585 Jahre und trug die Werte in ein Diagramm ein. Dadurch erstellte er eine Datensammlung , indem er die extrem schmalen und breiten Jahrringe auf einer Zeitskala zur Deckung brachte. Im Jahre 1929 gelang ihm der Durchbruch, als er die Jahrringmuster archäologischer Fundhölzer in den älteren Abschnitt seines Kalenders einhängen konnte.
Spektakuläre Erfolge erreichte die Dendrochronologie inzwischen bei Untersuchungen zur spätmittelalterlichen Tafelmalerei. Die Analysen der Eichentafeln, auf denen etwa Hieronymus Bosch zu malen pflegte, führten zu dem eindeutigen Ergebis, dass eine ganz Reihe von bislang Bosch zugeschriebenen Werken aus dem Gesamtoevre ausgeschieden werden mussten. Die Tafeln stammten von Bäumen, die zum Teil erst Jahrzehnte nach Boschs Tod gefällt worden waren.
Peter Klein: Dendrochronological Analysis of Works by Hieronymus Bosch and his Followers. In: Jos Koldeweij/Bernard Vermet (Hrsg.): Hieronymus Bosch. New Insights Into His Life and Work, NAi Publishers, Rotterdam o.J. (2001), ISBN 90-5662-214-5.
http://web.utk.edu/~grissino/principles.htm
Siehe auch: Altersbestimmung
Literatur
Weblinks