Demut
Im Alten wie im Neuen Testament ist Demut eine wesentliche Eigenschaft des wahren Gläubigen, desjenigen, der mit Gott im Reinen ist. Gott demütigt Menschen, um sie zu ihm (zurück) zu bringen (z.B. 5.Mose 8,2-3), und Menschen demütigen sich selbst vor Gott, um von ihm angenommen (akzeptiert) zu werden (z.B. 1.Könige 21,29; 2.Chronik 7,14).»Demütig mit/vor seinem Gott zu wandeln« vollendet Gottes Anspruch an den Menschen (Micha 6,8).
In Psalm 18,35 (2.Sam. 22,36) wird die Eigenschaft »Demut« Gott selbst zugeschrieben: »deine Demut machte mich groß« (Martin Luther übersetzte: »wenn du mich demütigst, machst du mich groß.«).
»Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.« (Jes 57,15; vgl. Jes 66,2).
Entgegen manchen Fehlformen des religiösen Lebens, in denen eher Demütigung als Demut im Vordergrund stand, wird in der heutigen christlichen Spiritualität Demut nicht als ein sich Kleinmachen oder als Leugnen des eigenen Wertes gesehen, sondern als realistische Selbsteinschätzung des Menschen in seiner Position in der Welt: seiner eigenen Geringfügigkeit im Vergleich mit der Größe Gottes, aber zugleich seine Würde und seinen Wert als Geschöpf und Kind Gottes.