Demokratische Partei
Die Demokratische Partei (Democratic Party, Democrats) ist neben der Republikanischen Partei eine der beiden großen Parteien in den USA. Ihr Wappentier ist der Esel, ihre Parteifarbe ist Blau.Als Gründerväter der Partei gelten Thomas Jefferson und Andrew Jackson.
Hervorgegangen ist die Partei aus der Partei der Demokratisch-Republikanischen Partei (auch: Jefferson Republicans). Ihre politischen Gegner fanden sich zuerst in den relativ schnell bedeutungslos werdenden amerikanischen Whigs, ab 1854 in den neugegründeten Republikanern.
1824/1825 löste sich die National-Republikanische Partei von den Demokraten-Republikanern.
Als Reaktion sammelten sich ab 1828 die Anhänger Andrew Jacksons in der neu gegründeten Demokratischen Partei. Jackson vertrat in einer Traditionslinie mit Thomas Jefferson die Interessen der Menschen, setzte sich gegen Privatansprüche, eine Nationalbank, gegen Protektionismus, und für massive Mittel für die Infrastruktur ein. Jackson gilt als einer früher Vertreter des Populismus sowie als erster amerikanischer Politiker im modernen Sinne des Wortes.
Im 19. Jahrhundert war das hauptsächliche innere Band der Partei vor allem vor dem Bürgerkrieg das Festhalten an der Sklaverei. Dies führte zu starken Spannungen innerhalb der Partei. Ein großer Teil der Mitglieder in den Nordstaaten trat ab 1854 den neugegründeten Republikanern bei. Nach dem Bürgerkrieg bildete die Bewahrung des traditionellen Lebensstils der Südstaaten ein internes Verständigungsfeld.
Ursprünglich waren die Hauptbastionen der Republikaner der Nordosten, der mittlere Westen und die Westküste, während die Demokraten im Süden und den Rocky Mountains-Staaten dominierten. Heute hat sich dieses Verhältnis größtenteils umgekehrt.
1896 übernahm erstmals der linke Flügel der Partei unter William Jennings Bryan die Führung innnerhalb der Demokraten.
Ebenfalls um die Jahrhundertwende herum gelang es der Partei großen Einfluss bei Arbeitern, insbesondere Einwanderern aus den europäischen Unterschichten in den Großstädten, zu gewinnen. Dies gelang durch eine straffe Parteiorganisation und das Prinzip der "Bosse", für die die Parteimaschinerie der Tammany Hall in New York City als beispielhaft gilt.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die Reformer des Progressivismus in der Partei Einfluss zu gewinnen. Die Demokratische Partei setzte sich zunehmend für soziale Reformen in Form eines aufgeklärten Sozialliberalismuses ein, z.B. die allgemeine Einkommensteuer, die Direktwahl des Senats, die Alkohol-Prohibition und das Frauenwahlrecht. Der demokratische Präsident Thomas Woodrow Wilson versuchte den Völkerbund, einen Vorläufer der UNO zu gründen. Der Völkerbund wurde gegründet, aber ausgerechnet die USA traten nicht bei, da dieser Plan keine Mehrheit im zunehmend isolationistischen Kongress fand.
Einen Höhepunkt dieser Reformen, die meist auch als Höhepunkt einer amerikanischen Version der Sozialdemokratie gelten, war der New Deal unter Präsident Franklin D. Roosevelt. Ab etwa 1960 gewann auch die Bürgerrechtsbewegung an Einfluss; entsprechende politische Programme sorgten unter anderem dafür, dass Afro-Amerikaner heute eine stabile Wählergruppe der Partei sind. Während der National Convention (dem Bundesparteitag) der Demokraten vom 26. August bis 28. August 1968 in Chicago protestierten dort Studenten gegen die Beteiligung am Vietnamkrieg. Chicagos demokratischer Bürgermeister Richard J. Daley setzte auf eine sehr repressive Polizeitaktik, es kam zu tagelangen Straßenschlachten. Die Auseinandersetzungen waren ein blutiger Höhepunkt der amerikanischen 68er-Bewegung.
Heute ist die Demokratische Partei eher fortschrittlich-liberal eingestellt als die Republikanische Partei. Der Rückhalt bei den weißen Arbeitern ist jedoch zunehmend im Schwinden begriffen.
Insbesondere die erzkonservativen Südstaaten waren nach dem amerikanischen Bürgerkrieg fest in Demokratischer Hand. Die meisten Südstaatler sahen die Republikaner als Yankee- und Industriellen-Partei an. Man gab der Partei die Schuld am Sezessionskrieg und der folgenden demütigenden Besatzung des Südens. Die Einwohnerzahl der Staaten war allerdings so gering, dass sie auf Bundesebene wenig Einfluss hatte.
Die Dominanz im Süden verlor die Partei grundlegend seit den 1960ern. Die von Demokraten eingeleitete Bürgerrechtspolitik wurde in den Südstaaten wieder als eine Art Besatzung aus dem Norden aufgefasst. Bei der Präsidentschaftswahl 1964 konnte Barry Goldwater, ein Befürworter der Rassentrennung vom rechten Rand der Republikaner die Staaten Mississippi, Louisiana, Alabama, Georgia und South Carolina für sich gewinnen.
Einige innerparteiliche Reformen seit den 1960er, die die innerparteiliche Demokratie stärken sollten -- vor allem die gesteigerte Bedeutung von Vorwahlen gegenüber Parteitagen -- haben dazu geführt, dass zunehmend (eher linke) Aktivisten gegenüber dem (eher gemäßigten) traditionellen Führungszirkel in der Partei den Ton angeben, was die Wählbarkeit der Demokraten insgesamt geschwächt hat.
Obwohl die Partei im Süden immer noch bedeutend konservativer ist als im Rest der USA, gilt der tiefe Süden heute bei Wahlen auf Bundesebene als republikanisches Stammland. Ausnahmen gibt nur in den Gemeinden, in denen Afro-Amerikaner oder Latinos die Mehrheit stellen, in einzelnen Hochburgen wie New Orleans, oder wenn - wie im Fall der Präsidenten Carter (1976) und Clinton (1992) - der Präsidentschaftskandidat selbst aus den Südstaaten stammt. Bill Clinton allerdings gewann seine Wahl 1992 vor allem auch deswegen, weil das konservative Lager durch den Dritten Kandidaten Ross Perot gespalten war.
Mit dem Einschwenken der konservativen Südstaatler auf die Republikaner scheint es schwer wieder eine bundespolitische Dominanz zu gewinnen. Insbesondere, da die zuvor sprichwörtlich rückständigen Südstaaten seit den 1960ern einen gewaltigen Modernisierungsprozess durchgemacht habe, und heute vor allem der Südosten und Texas zwei der dynamischsten Wachstumsregionen der USA einschließlich der damit verbundenen Einwanderung und Bevölkerungszunahme darstellen.
Dass die Demokraten heute vor allem in den bevölkerungsreicheren Staaten des Nordostens und in Kalifornien ihre Hochburgen haben, während die meisten kleineren Staaten von den Republikanern dominiert werden, hat durch das in den USA geltende Präsidentschaftswahlrecht den Effekt, dass die Demokraten für einen Wahlsieg tendenziell mehr Stimmen benötigen als die Republikaner. So verlor Al Gore 2000 gegen George W. Bush trotz eines Stimmenvorsprungs von etwa 500.000, weil jener mehr Stimmen im entscheidenden Wahlmännergremium hatte, wo die kleinen Staaten -- von der Verfassung gewollt -- überrepräsentiert sind.
Seit den Anschlägen des 11. Septembers versuchen die Demokraten eine Position zum Themenkomplex Terrorismus/ Nationale Sicherheit zu finden. Obwohl generell kritisch gegenüber der so wahrgenommen aggressiven Politik George W. Bushs reichen die Positionen von einer Fundamentalkritik bis hin zu Skeptizismus in Detailfragen.
Der Esel gilt als Symbol der Partei, obwohl er im Gegensatz zum Elefanten der Republikaner nie offiziell als solches angenommen wurde.
Die Demokraten haben bisher seltener den Präsidenten der USA gestellt als ihre jeweiligen politischen Gegner; darunter waren aber mehrere der historisch besonders herausragenden Präsidenten.
Die Präsidenten der Demokratischen Partei waren:
- 1829-1837 Andrew Jackson
- 1837-1841 Martin van Buren
- 1845-1849 James Knox Polk
- 1853-1857 Franklin Pierce
- 1857-1861 James Buchanan
- 1885-1889 S. Grover Cleveland
- 1893-1897 S. Grover Cleveland
- 1913-1921 Thomas Woodrow Wilson
- 1933-1945 Franklin D. Roosevelt
- 1945-1953 Harry S. Truman
- 1961-1963 John F. Kennedy
- 1963-1969 Lyndon B. Johnson
- 1977-1981 Jimmy Carter
- 1993-2001 Bill Clinton
- John Kerry (Gewinner des Vorwahlprozesses)
- John Edwards
- Howard Dean
- Wesley Clark
- Joe Lieberman
- Al Sharpton
- Dennis Kucinich