Düsseldorfer Karneval
Eine kleine Kulturgeschichte des Karneval:Die "närrischen Tage" haben ihren Höhepunkt, wenn man am Rhein den Karneval, in München den Fasching und in vielen ländlichen Gegenden, so in Oberschwaben und am Oberrhein, die Fastnacht feiert. Kaum jemand kann sich dem "närrischen Treiben" ganz entziehen. Schon seit 5000 Jahren gibt es diese Narrerei.
Begonnen hat der Karneval im Zweistromland, im Land mit den ersten urbanen Kulturen. Ein altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr gibt Kunde davon, dass unter dem Priesterkönig Gudea ein siebentägiges Fest gefeiert wurde und zwar nach Neujahr als symbolische Hochzeit eines Gottes. Die Inschrift besagt: "Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrnn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet." Hier wird zum ersten Mal das Gleichheitsprinzip bei ausgelassenen Festen praktiziert und es ist bis heute ein charakteristisches Merkmal des Karnevals.
In den ganzen mittelmeerischen Kulturen lassen sich ähnliche Feste, die meist mit dem Erwachen der Natur im Frühling in Zusammenhang stehen, nachweisen: In Ägypten feierte man das ausgelassene Fest zu Ehren der Göttin Isis, die Griechen veranstalten es für ihren Gott Dionysos und die Römer weihten es ihrem Gott Saturn und nannten die Festtage die Saturnalien.
satuer
In Rom feierten die Sklaven mit ihrem Herrn, man saß myrtenbekränzt bei Tische, trank und aß nach Herzenslust, konnte jedes freie Wort wagen und überschüttete sich mit kleinen Rosen. Aus den Rosen wurde in unseren Tagen das Konfetti.
Die Römer veranstalteten farbenprächtige Umzüge, bei denen ein geschmückter Schiffswagen, der "carrus navalis", mitgeführt wurde. Daraus bildete sich die Bezeichnung Karneval und nicht aus dem italienischen "carne vale", "Fleisch lebe wohl", wie so oft behauptet wird. Die Römer kannten nämlich den Aschermittwoch, auf den das "carne vale" zutreffen würde, gar nicht. Der Aschermittwoch mit seinen Bußübungen kam erst im christlichen Mittelalter auf.
Die Anfänge der rheinischen Karnevals gehen möglicherweise auf die römischen Saturnalien zurück, denn es dürfte feststehen, dass die römische Besatzung am Rhein sie nach heimatlichen Brauche mit einem Umzug und einem Schiffswagen beging. Allerdings gab es nach dem Abzug der Römer jahrhundertlange Unterbrechungen in diesem Brauchtum.
Erst im christlichen Mittelalter wurden die althergebrachten Frühlingsfeste wieder organisch in den Rhythmus der Feste eingefügt. Nun kamen auch die Namen Fastnacht und Fasching für die Feste auf. Das kann mit der "Nacht vor dem Fasten", aber auch mit faseln, was soviel heißt wie fabulieren, zusammenhängen.
Erst im 12. Jahrhundert finden wir die ersten Anzeichen für größere Fastnachtsfeiern. So ist überliefert, dass der erste Karnevalswagen 1133 in Aachen gebaut wurde. Und im Jahre 1341 fand der erste Karnevalsumzug in Köln statt. In diesem Jahrhundert breitete sich die Festnacht beziehungsweise der Karneval verhältnismäßig rasch über weite Teile Mitteleuropas aus.
Die Reformation verdammte das fröhliche Treiben und so gerieten viele Bräuche zum Teil wieder in Vergessenheit. Im Barock und Rokoko jedoch wurden vor allem auf Schlössern und an den Fürstenhöfen rauschende Karnevalsfeste gefeiert. Und bald machte es das reiche Bürgertum in den Städten den Adligen nach.
Während der internationale Karneval sich häufig zu Künstlerfesten stilisierte und recht exklusiv wurde, entwickelte sich die Fastnacht – vor allem in ländlichen Bezirken und in Kleinstädten zu Hause – ganz anders. Hier hatte sich noch altes heidnisches Brauchtum gleichsam im Unterbewusstsein erhalten. Alte Tänze, Masken und Kostüme bestimmten hier das Bild – und bestimmen es heute noch. Das gilt vor allem für Österreich, die Schweiz, Bayern und Baden-Württemberg. Diesem Brauchtum liegt die heidnische Austreibung des Winters zugrunde, eine Art Dämonenvertreibung. Einmal im Jahr feiert man ausgelassen.
Nicht überall konnte sich der Fasching und der Karneval etablieren, nicht in England, auch nicht in den nordischen Ländern und in den USA erst neuerdings in schüchternen Anfängen.
Es muss auch der Menschenschlag vorhanden sein, der übermütig und lebensfroh zu feiern versteht.
Zurückzuführen lässt es sich in Düsseldorf zumindest bis 1833: Nach einem Maskenspiel auf dem Burgplatz wurde abends, wie es heißt, die "Verlobung des Hanswursten unter Helau und Habuh mit Anna Dorothea Petronella Weichbusen" gefeiert.
Erklärungsversuche gibt es genug. Manche vermuten hinter dem "Helau" eine Abwandlung des Anrufs "Hallo", der englisch ausgesprochen – "hällou" – dem Schlachtruf der Narren noch näher kommt. Andere bringen das Wort mit "Hellblau" oder "Halbblau" im Gegensatz zu Ganzblau (Zustand) in Zusammenhang. Ebenso zweifelhaft wie diese Deutungen dürfte jene sein, die "Helau" vom alten Ruf "Hol-über" ableitet, mit dem "Spätheimkehrer" nach dem Besuch – nicht nur – karnevalistischer Veranstaltungen die Fähre von der anderen Rheinseite heranholten. Am Niederrhein soll das "Helau" auch einmal ein Hirtenruf gewesen sein.
Vor 5000 Jahren
Feste anlässlich des Erwachens der Natur im Frühling
Im alten Rom
Die Anfänge der rheinischen Karnevals
Im Mittelalter
Erste Karnevalswagen in Aachen 1133
Barock und Rokoko
Künstlerfeste
Düsseldorf Helau
Düsseldorfs Närrische Parolen von 1928 bis Heute
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