Compagnie Internationale des Wagon Lits
Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL, deutsch ISG, "Internationale Schlafwagengesellschaft")
Während einer USA-Reise 1872 ist der 27-jährige Belgier George Nagelmackers dermaßen von den Pullman-Nachtzügen beeindruckt, dass er beschließt, in Europa ebenfalls ein Netz von Nachtzügen aufzubauen. Diese Züge sollten höchsten Ansprüchen an Komfort genügen und international verkehren.
1874 wurde die Firma "Compagnie Internationale des Wagons-Lits" gegründet und 1884 mit dem Zusatz "et des Grands Express Européens" versehen.
Ab 1886 wurde Nagelmackers' Firma der Hauptorganisator für Staatsreisen der meisten europäischen Staatsoberhäupter. Das Symbol "WL", das von zwei Löwen gehalten wurde, entwickelte sich zum Markenzeichen.
Die Firma CIWL bot in der Folgezeit jedes Jahr eine neue Verbindung an, so z.B. den Orient-Express, den Nord-Express oder den Süd-Express. Auch Verbindungen außerhalb Europas wurden in das Programm aufgenommen, so z.B. den südafrikanischen Blue Train oder den Transsibérien.
1914 im Ersten Weltkrieg musste die CIWL die Beschlagnahme ihres Wagenparks für militärische Zwecke hinnehmen. 1916 wurde in Deutschland die Mitropa gegründet, die eine Konkurrenz zur CIWL aus dem damaligen Kriegsgegnerland Belgien werden sollte und die alle Schlaf- und Speisewagen der CIWL in Deutschland und Österreich für 2,4 Millionen Mark übernahm. 1918 beschlagnahmten die Kommunisten in Russland 161 Schlafwagen, Hotels und andere Einrichtungen der CIWL.
Nach dem Ersten Weltkrieg verlangte die CIWL ihre bisherigen Schlafwagen- und Speisewagenkurse in Mitteleuropa zurück. In Österreich, Polen und der Tschechoslowakei erhielt die CIWL erneut das Monopol, während die Reichsbahn und deren Tochter Mitropa den Betrieb der CIWL in Deutschland nach Möglichkeit sabotierten. Dieser Konflikt wurde erst 1924 durch ein Abkommen beigelegt, das am 23. April 1925 unterzeichnet wurde und die Interessen von Mitropa und CIWL abgrenzte. Die CIWL übernahm die internationalen Züge durch Deutschland sowie zwischen Deutschland einerseits und Belgien, Frankreich, Italien, Polen und der Tschechoslowakei andererseits. Die Mitropa übernahm die Züge zwischen Deutschland einerseits und Dänemark, den Niederlanden und Schweden andererseits sowie die Korridorzüge nach Danzig und Ostpreußen. Zwischen Berlin und Wien betrieben beide Gesellschaften Schlafwagen: die Schlafwagen der CIWL verkehrten über Breslau bzw. Prag, die Schlafwagen der Mitropa verkehrten über Passau.
In den 1920ern jedoch erholte sich die Firma und baute ihr Streckennetz erneut aus. Blau und Gold wurden die Firmenfarben. Während der 1930er Jahre fuhren 4000 Schlafwagen auf europäischen Gleisen. Nach der Eingliederung Österreichs im Jahre 1938 musste die CIWL ihren Betrieb in Österreich zugunsten der Mitropa einstellen. Nach der Eroberung Frankreichs im Jahre 1940 verlor die CIWL auch ihre Vorrechte in Rumänien und Ungarn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte die CIWL ihren Schwerpunkt auf Reisebüros. 1967 wird die Firma daher in "Compagnie Internationale des Wagons-Lits et du Tourisme" (CIWLT) umbenannt, später nur noch als "Wagons-Lits" bezeichnet.
Heute ist Wagons-Lits ein in Paris beheimateter Reisekonzern, Bestandteil des Accor-Konzerns. Der Schwerpunkt liegt auf dem Betrieb von Schlafwagen sowie der Bewirtung in Zügen in Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien und Österreich. Zahlreiche Schlafwagen werden von Wagons-Lits an die Bahngesellschaften vermietet und instandgehalten. Außerdem wird der Pullman-Orient-Express aus historischen Wagen für Sonderfahrten bereitgehalten.Geschichte