Combino
Die Combino ist eine Niederflur-Straßenbahn der Verkehrstechnik Sparte der Siemens AG, die 1996 erstmals als Prototyp gebaut wurde. Wegen ihrer Modularität galt die Combino zunächst als eine der erfolgreichsten Straßenbahn-Marken. Rund 500 Straßenbahnen dieses Typs wurden in die Städte Amsterdam, Augsburg, Basel, Bern, Düsseldorf, Hiroshima, Erfurt, Freiburg im Breisgau, Nordhausen, Melbourne, Potsdam, Ulm und Verona verkauft.
Durch die Modularisierung ist der Combino in unterschiedlichen Längen, Wagenbreiten und Spurweiten, als Ein- oder Zweirichtungsfahrzeug, und als DuoCombino mit zusätzlichem Dieselantrieb lieferbar. Die Fahrzeuge haben eine Länge von 19 m (Nordhausen) bis 43 m (Basel).
Der Combino besitzt keine Drehgestelle – die Achsen werden direkt von kurzen Waggonsegmenten aufgenommen, die dann über Drehgelenke und Faltenbalg mit achslosen, längeren Waggonsegmenten verbunden sind. Vorteil dieser Bauart ist der durchgehende Niederflur, der ein bequemes Einsteigen für jedermann und eine Barrierefreiheit (für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen) in der gesamten Bahn erlaubt. Dieses Konstruktionsprinzip hat aber auch besonders unruhige Laufeigenschaften zur Folge, da die Gleisführung auch bei kleinen Richtungskorrekturen auf gerader Strecke unmittelbar auf das gesamte Gefährt einwirkt, was zu erhöhtem Verschleiß der Radreifen wie auch des Gleiskörpers führt.
2004 - Rückrufaktion wegen Baumängeln
Siemens hat am 12. März 2004 Probleme mit der Festigkeit der Karosserie eingeräumt und alle Verkehrsbetriebe angewiesen, Combinos mit einer Laufleistung von mehr als 120.000 km vorläufig still zu legen. Bei folgenden Untersuchungen wurden Haarrisse an den Verbindungsstellen der Aluminiumkarosserie festgestellt, die bei Unfällen zum Einsturz des Daches führen könnten. Am 12. April 2004 gab Siemens zu, den Combino aufgrund von Berechnungen nach einer falschen Norm konstruiert zu haben. Als Folge waren am 18. Mai 2004 noch immer viele Fahrzeuge bis zu einer noch nicht erfolgten Umrüstung stillgelegt. Siemens stellte bisher 300 Millionen Euro für die Sanierung zurück, einige Analysten erwarten einen noch höheren Schaden.
Potsdam
Die Verkehsbetriebe der Stadt Potsdam schafften bereits 1997 - als erste Kommune weltweit - den Siemens Combino an. Bei der Einführung wurde die Barrierefreiheit der neuen Wagen hervorgehoben. Insgesamt sollten bis 2009 insgesamt 48 Fahrzeuge angeschafft werden.
Die Bestellung aus Potsdam spielte in den folgenden Jahren eine große Rolle bei PR-Aktionen in anderen Städten. Waren dort Neuanschaffungen geplant, wurden Fahrzeuge aus Potsdam dort zu Demonstrationszwecken vorgeführt.
Nach kurzer Nutzungszeit beobachteten jedoch viele Einwohner Potsdams zunehmende Betriebsgeräusche, die schließlich sogar die zuvor genutzten Tatra-Fahrzeuge übertrafen. Im März 2004 bestätigte Siemens dann konstruktionsbedingte Abnutzungsschäden an den Rahmen. Dies führte zu einer unverzüglichen Stilllegung der 16 bereits ausgelieferten Combinos in Potsdam. Als Ersatz wurden neben den noch im Einsatz befindlichen Tatras kurzzeitig auch Fahrzeuge eingesetzt, die bereits an Museen übergeben worden waren. Verschärft wurde der Engpass dadurch, dass die Betreibergesellschaft nur einen Monat vor dem Hinweis von Siemens Tatras an die Ukraine verkauft hatte.
Im Juni 2004 verkündeten Potsdam und Siemens "einvernehmlich", auf die "Abrufung der noch ausstehenden 32 Fahrzeuge zu verzichten". Diese Entscheidung dürfte auch Auswirkungen auf andere Städte haben.