Claude Victor-Perrin
Victor Claude Perrin, genannt Victor, duc de Bellune (* 7. Dezember 1764 in Lamarche (Vogesen), † 1. März 1841 in Paris), Marschall von Frankreich, war ein französischer General. Marschall von Frankreich 13. Juli 1807 |
Dem Ruf der Revolutionsrregierung "Das Vaterland ist in Gefahr" folgend, schloss er sich 1792 einem Freiwilligenbataillon an, das er bereits ein Jahr später kommandierte. 1793 erwarb er sich vor Toulon, wo er auch verwundet wurde, den Brigadegeneralsrang. Bis 1795 nahm er an den Feldzügen in Spanien und Italien teil.
1797 zum Divisionsgeneral befördert, siegte er über die päpstlichen Truppen und zwang den Papst zum Frieden von Tolentino. 1798 bis 1799 diente er in Italien.
Nach dem 18.Brumaire (9. November 1799) schloß er sich dem Ersten Konsul an und folgte ihm 1800 abermals nach Italien, wo er namentlich bei Montebello und Marengo mit Auszeichnung focht. Für seine Leistungen bei Marengo erhielt er einen Ehrensäbel.
Im Juli 1800 trat er in die Armee der Batavischen Republik ein. 1805 ging er als Gesandter Napoleons nach Kopenhagen.
1802 erfolgte die Scheidung von seiner Frau, um zwischen 1802 und 1804 Julie Vosch d'Avesaat zu heiraten.
Im Feldzug von 1806 focht er in der Schlacht bei Jena und Auerstedt als Chef des Generalstabes des V. Armeekorps unter Marschall Lannes. In dieser Schlacht wurde er ebenfalls verwundet. Im Januar 1807 fiel er auf einer Reise in die Hände des Schillschen Freikorps. Bald darauf gegen Blücher ausgetauscht, erwarb er sich am 14. Juni 1807 als Befehlshaber des 10. Korps für seine Leistungen in der Schlacht bei Friedland den Marschallsstab.
Nach dem Frieden von Tilsit ernannte ihn Napoleon I. zum Gouverneur von Berlin. 1808 verlieh er ihm den Titel eines Herzogs von Belluno schickte ihn nach Spanien, wo er Ende 1808 den Befehl über das 1. Armeekorps übernahm und den Sieg von Espinosa de los Monteros, der den Vormarsch auf Madrid ermöglichte, sowie die Siege von Uclés und Medellín (April 1809) erfocht. Dagegen wurde er von Wellington in der Schlacht bei Talavera geschlagen. Anfang 1810 nahm Victor an Marschall Soults Zug nach Andalusien teil und blockierte im Februar Cádiz, dessen Belagerung er aber 1812 aufgab, um am Feldzug gegen Rußland teilzunehmen. An der Spitze des 9. Armeekorps sicherte er auf dem Rückzug am 17. November 1812 den Übergang der Franzosen über die Beresina.
1813 befehligte er das 2. Korps und hatte wesentlichen Anteil am französischen Sieg bei Dresden. An der Völkerschlacht bei Leipzig und an dem Hanau war er ebenfalls beteiligt. An der Spitze zweier neu gebildeter Divisionen Junger Garde wurde er im Gefecht bei Craonne (7. März 1814) leicht verwundet. Nach Unstimmigkeiten mit Napoleon I. bei der Verteidigung von Montereau-sur-Yonne, fiel er in Ungnade und musste sein Kommando an Gérard übergeben. In seiner Ehre verletzt nahm er Kontakt mit den Bourbonen auf.
Von Ludwig XVIII im Dezember 1814 mit dem Kommando der 2. Militärdivision betraut, folgte er nach Napoleons Rückkehr von Elba dem König nach Gent. Nach der zweiten Restauration wurde er Pair und Generalstabschef der königlichen Garde sowie Präsident der Kommission, die über das Verhalten der französischen Offiziere während der Hundert Tage Napoleons zu richten hatte. In diesem Amt stimmte er 1815 wegen Hochverrats für die Hinrichtung von Marschall Ney.
1821 erhielt er den Oberbefehl über vier Militärdivisionen und am 15. Dezember des gleichen Jahres das Kriegsministerium.
Bei Beginn des spanischen Feldzugs von 1823 gab er sein Ministeramt ab und begleitete den Herzog von Angoulême als Generalstabschef nach Spanien. Durch die Verträge, die er mit dem Hauptunternehmer aller Militärlieferungen, Ouvrard, schloss, wurde er später in den daraus entstehenden Prozess einbezogen und verlor seine Stellung.
Bis zur Julirevolution von 1830 Generalmajor der Königlichen Garde lebte er danach völlig zurückgezogen und zählte mit zu den Führern der Legitimisten. Er starb in Paris am 1. März 1841.
"Extraits de mémoires inédits de feu Claude V. Perrin, duc de Bellune" , Paris, 1846
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem entsprechenden Eintrag in Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage von 1888-90