Entwicklung
Schon mit dem Aufkommen des Begriffs Chor in der frühchristlichen Zeit ging immer auch die Frage des für die Einstudierung und die musikalische Leitung Verantwortlichen einher. So hat sich der Begriff Kantor (den auch J. S. Bach trug) bis in die heutige Zeit erhalten. Bei den kleinbesetzten Chören, etwa in der päpstlichen Kapelle des 15/16. Jahrhunderts, war es üblich, den Kantor auch primo corista zu nennen.
Spätestens mit der Entwicklung des Chorwesens hin zu großbesetzten Ensembless zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahm die Bedeutung des Chorleiters an Wichtigkeit zu und gipfelte letztlich in der Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem professionellen Berufsbild mit eigens entwickelter Literatur (z. B. Kurt Thomas, Lehrbuch der Chorleitung, 3 Bände).
Aufgabenfeld
In der heutigen Zeit kann das Aufgabenfeld eines Chorleites in etwa wie folgt umrissen werden:
- weiträumige Terminplanung von Chorkonzerten,
- rechtzeitige Besichtigung von Aufführungsorten, Prüfung der Platzverhältnisse, Klärung von Beleuchtung und Akustik,
- Erstellung einer logistischen Struktur (Engagement von Orchester und Solisten, Probenpläne, Finanzierung, Pressearbeit, Marketing),
- detaillierte terminliche Probenplanung zur rechtzeitigen und kompletten Erarbeitung des Chorkonzertes,
- Erstellung eines klaren Interpretationskonzeptes der einzustudierenden Werke (Tempo, Dynamik, Artikulation, Textaussprache usw.),
- Wissensaneignung um den musikgeschichtlichen Werkhintergrund,
- perfekte Beherrschung der Chorpartitur, Eintragen einer Dirigierstimme, genaue Kenntnis aller Einzelstimmen,
- völlige Beherrschung der Partitur auf einem Tasteninstrument, wobei die Einstudierung eínes a-cappella-Werkes weitgehend ohne Hilfe eines Instruments erfolgen sollte,
- Einsingen des Chores, genaue Kenntnis von Grundsätzen der Chorintonation, um gezielt Hifestellung geben zu können,
- methodisch durchdachte Planung einer jeden Chorprobe durch Erstellung eines verlässlichen Probenplans,wozu auch eine gezielte Nacharbeitung von in der Probe aufgetretenen Mängeln gehören sollte,
- motivierende Probenarbeit mittels geschickter Stimmkombinationen, Mischen von Ernsthaftigkeit und Humor, von Konzentration und Entspannung während der Probe
- Beherrschung der chorischen Schlagtechnik (Auftakt, Taktfiguren, Unabhängigkeit der Hände, Fermate, Abschlag), Kenntnis der Unterschiede zwischen Chor- und Orchesterdirigat,
- Durchführung einer zielführenden Generalprobe, ohne in Zeitdruck zu geraten,
- Dirigat des Konzertes.
Bekannte Chorleiter
Weblinks