Charles Alexandre de Calonne
Charles-Alexandre de Calonne (* 1734 in Douai; † 30. Oktober 1802) war französischer Staatsmann.Calonne ergriff den Beruf des Anwalts und machte in Artois und Douai Karriere, bevor er Intendant von Metz (1768) und Lille (1774) wurde.
Er scheint ein Mann mit gutem Geschäftssinn gewesen zu sein, heiter und sorglos im Temperament und überaus skrupellos im politischen Handeln. In der fürchterlichen Krise, die der Französischen Revolution vorausging, als Minister auf Minister vergeblich versuchte, die leere Staatskasse wiederaufzufüllen und wegen Erfolglosigkeit entlassen wurde, wurde Calonne herbeigeholt, um die Führung der Dinge zu übernehmen. Am 3. November 1783 übernahm er sein Amt. Er verdankte seine Position Vergennes, der ihn für dreieinhalb Jahre weiter unstützte; der König aber war ihm nicht gut gewogen, und – der Aussage eines österreichischen Botschafters zufolge – war sein Ansehen in der Öffentlichkeit extrem schlecht.
Bei seiner Amtsübernahme fand er ausstehende Zahlungen in Höhe von 600 Millionen vor, aber weder Geld noch Kredit. Zunächst versuchte er letzteren zu besorgen und die Regierung mit Hilfe von Darlehen auf eine solche Weise fortzuführen, dass das öffentliche Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des Staates erhalten bliebe. Im Oktober 1785 ließ er die Goldmünzen umprägen und entwickelte die caisse d'escompe. Als diese Massnahmen nichts helfen, schlug er dem König die Abschaffung interner Zölle und Abgaben und die Besteuerung des Eigentums des Adels und des Klerus vor. Turgot und Necker hatten diese Reformen versucht, und Callone schrieb ihr Scheitern der böswilligen Kritik durch die Parlamente zu. Deshalb ließ er im Januar 1787 eine Notabelnversammlung einberufen, der er das Defizit in der Schatzkammer darlegte. Er schlug die Einführung einer subvention territoriale vor, die auf jede Art von Eigentum ohne Unterschied erhoben werden solle. Diese Abschaffung von Privilegien wurde von den privilegierten Notabeln schlecht aufgenommen. Callone, verärgert, ließ nun seine Berichte drucken und brachte damit den Hof gegen sich auf. Ludwig XVI entließ ihn am 8. April 1787 und exilierte ihn nach Lothringen.
In Paris gab es allgemeine Erleichterung, da man Calonne beschuldigte, die Abgaben erhöhen zu wollen; er war als "Monsieur Deficit" bekannt. In Wirklichkeit hätte sein kühner Reformplan, den Necker später wiederaufnahm, die Monarchie vielleicht retten können, wenn er nur vom König ernsthaft unterstützt worden wäre. Calonne begab sich bald darauf nach England und hielt mit Necker eine polemische Korrespondenz über die Finanzen aufrecht. 1789, als die Generalstände vor der Einberufung standen, kam er zurück nach Flandern, in der Hoffung, sich für die Wahl aufstellen zu lassen; ihm wurde aber streng verboten, Frankreich zu betreten. Als Rache schloss er sich der Emigrantenpartei in Koblenz an und schrieb für sie. Auf diese Weise gab er fast sein ganzes Vermögen aus, dass seine Frau, eine reiche Witwe, in die Ehe eingebracht hatte. 1802, nachdem er wiederum in London Domizil bezogen hatte, erhielt er von Napoleon die Erlaubnis, nach Frankreich zurückzukehren. Er starb einen Monat nach der Ankunft in seinem Heimatland.