Carl von Linde
Carl Paul Gottfried von Linde (*11. Juni 1842 in Berndorf (Oberfranken); † 16. November 1934 in München) war ein deutscher Ingenieur.Linde begann 1861 ein Studium am Polytechnikum Zürich, wo Rudolf Julius Emanuel Clausius, Gustav Anton Zeuner und Franz Releaux seine Lehrer waren. 1864 musste er die Universität verlassen. Releaux vermittelte ihm eine Volontärstelle in der Lokomotivfabrik Borsig in Berlin, die er im selben Jahr antrat. 1866 folgte er einem Ruf der Polytechnischen Schule München, wo er zunächst außerordentlicher Professor, 1872 dann ordentlicher Professor für Maschinenbau wurde. Am Polytechnikum richtete Linde ein Maschinenlabor ein, wo unter anderem Rudolf Diesel ausgebildet wurde. 1878 gab Linde sein Lehramt auf, um in Wiesbaden Lindes Eismaschinen AG zu gründen (heute Linde AG). 1892 nahm er seine Professur wieder auf, 1901 folgte die Errichtung einer Anlage zur Gewinnung von Sauerstoff und Stickstoff. Linde war Mitglied wissenschaftlicher und Ingenieurvereinigungen, unter anderem gehörte er dem Kuratorium der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an.
Linde schuf wesentliche Grundlagen der modernen Kältetechnik. 1871 konzipierte er eine mit Methylether arbeitende Kältemaschine, die er in einer Augsburger Maschinenfabrik herstellen ließ. Die zweite, 1876 folgende Generation von Kühlmaschinen arbeitete mit Stickstoff. Das Prinzip der Abkühlung von Gas, das vorher mechanische Arbeit geleistet hatte, war beiden gemein. Auf der Grundlage der Arbeiten von James Prescott Joule, Sir William Thomson (Lord Kelvin of Largs) und der Einführung des Gegenstromverfahrens konnte Linde 1895 erstmals größere Mengen Luft verflüssigen (Linde-Verfahren). Damit schuf er die Möglichkeiten für physikalische Tieftemperaturuntersuchungen und zur Trennung der Luftbestandteile durch fraktioniertes Destillieren. Ab 1901 entwickelte er ein Verfahren zur Gewinnung von reinem Sauerstoff und Stickstoff.