Carl Schmitt
Carl Schmitt (* 11. Juli 1888 in Plettenberg, Westfalen; † 7. April 1985 in Plettenberg-Pasel) war ein deutscher Staatsrechtler und Philosoph.
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Leben
Carl Schmitt, Sohn eines Krankenkassenverwalters, entstammte einer katholisch-kleinbürgerlichen Familie, die aus Bausendorf/Eifel ins Sauerland gezogen war. Nach dem Studium (ab 1907) in Berlin, München und Straßburg promovierte er 1911 in Straßburg mit der Schrift Über Schuld und Schuldarten.
Im Frühjahr 1915 errang er nach dem Examen den Titel eines Assessors, um dann Pawla Dorotic, eine vermeintliche Gräfin aus Serbien, zu heiraten.
In Straßburg wurde er 1916 für Staats- und Verwaltungsrecht, Völkerrecht und Staatstheorie auch habilitiert. Nach einer kurzen Lehrtätigkeit an der Handelshochschule in München folgte er 1921 in kurzen Abständen den Rufen nach Greifswald(1921), Bonn([[1922]/1923]), Berlin(Handelshochschule 1926), Köln(1933) und wieder Berlin(Universität 1933 - 1945).
In Bonn hatte Schmitt einige Kontakte zum Jungkatholizismus, die sich beispielsweise in seiner Schrift Politische Theologie (1922) niederschlugen. Dann aber zog er sich davon zurück, denn inzwischen hatte sich seine Frau als Hochstaplerin erwiesen, die eine zwielichtige Vergangeheit besaß. 1924 wurde die Ehe vom Landgericht Bonn aufgehoben. Danach heiratete er seine Assistentin Duska Todorovic, obwohl seine vorige Ehe kirchlich nicht für nichtig erklärt worden war.
Im Jahre 1928 wechselte er an die Handelshochschule in Berlin, um dort seine wichtigsten Werke zu schreiben. So entwickelte er gegen die herrschenden Ansichten die Theorie vom unantastbaren Wesenskern der Verfassung(in: Verfassungslehre). Andererseits näherte er sich reaktionären Strömungen, indem er Stellung gegen den Pluralismus und Parlamentarismus bezog. Als akademischer Hochschullehrer war seine Kritik in Schrift und Wort an der Weimarer Verfassung bekannt und gefürchtet. Die Weimarer Verfassung sei nach seiner Ansicht eine Schwächung für den Staat, hänge dem Liberalismus an und sei nicht fähig, den Problemen der Massensdemokartie geeignete Lösungen zu bieten. Seine Kritik gipfelte in der Demokartiekriktik überhaupt, die parlamentarische Demokratie sei eine "veraltete bürgerliche Regierungsmethode".
Ab 1930 plädiert er für eine Präsidialdiktatur und pflegt enge Bekanntschaften zu Kreisen der Reichsregierung wie Kurt von Schleicher und Johannes Popitz. Trotz seiner Kritik am Pluralismus stand er vor der Machtergreifung der NSDAP in Opposition zu rechts- und linksextremen Bestrebungen, und unterstütze die Politik Schleichers, das "Abenteuer Nationalsozialismus" nicht einzugehen oder zu beenden. Im gleichen Jahr vertritt er dann die Reichsregierung im Preußenschlag-Prozess vor dem Staatsgerichtshof. Nach dem Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 bewegt er sich auf die NSDAP zu und feiert diese Ermächtigung Hitlers als "vorläufige Verfassung der deutschen Revolution".
Im Jahre 1933 siedelte er nach Köln, da er mit dem Ende der Weimarer Republik an Einfluss verlor. Hier vollzog er binnen weniger Wochen eine Wandlung in die Rolle eines Staatsrechtlers im Sinne der neuen nationalsozialistischen Herrschaft. So trat er am 1. Mai 1933 in die NSDAP ein. Schmitt hatte einen bedeutenden Einfluss bei der Formulierung des Reichsstatthaltergesetzes und wurde zum Preußischen Staatsrat ernannt. Er wurde zum Herausgeber der Deutschen Juristenzeitung (DJZ) und Mitglied der Akademie für Deutsches Recht. Er wurde sowohl Leiter der Gruppe Universitätslehrer im NS-Juristenbund als auch Fachgruppenleiter im NS-Rechtswahrerbund.
Für die Führung der NSDAP stellte er eine rechtliche Legitimation aus, dabei betonte er die Rechtmäßigkeit der "nationalsozialistischen Revolution". Dadurch, dass er juristisch und verbal für den Staat der NSDAP eintrat, avancierte er zum "Kronjuristen" des Dritten Reiches.
Im Herbst 1933 nimmt er eine Stelllung an der Universität Berlin an, wo er durch weitere Studien und Veröffentlichungen die Lehre vom konkreten Ordnungsdenken entwickelte, womit er seinen Ruf im System festigte.
Als Reaktion auf die Morde des NS-Regimes vom 30. Juni 1934 im Zuge der Röhm-Affäre rechtfertigte er in der DJZ die Selbstermächtigung Adolf Hitlers mit einem Artikel "Der Führer schützt das Recht" in der DJZ (1. August 1934, Heft 15 des 39. Jahrgangs, Spalten 945 - 950).
Im Jahre 1936 vollzog er nochmals eine geistige Wandlung und bekannte sich im Oktober auf einer Tagung zum nationalsozialistischen Antisemitismus, als er dort forderte, jüdische Autoren in der juristischen Literatur nicht mehr zu zitieren oder diese als Juden zu kennzeichnen.
Dann wurde er der SS auffällig, die ihm seine früheren Kontakte zu Franz von Papen und Bekanntschaften zu Juden vorwarf, worauf er alle seine Ämter verlor, blieb aber bis zum Ende des Krieges Professor an der Humboldt-Universität in Berlin. Seinen Titel als Staatsrat konnte er behalten.
Bis zum Ende des Nationalsozialismus setzte er seine Studien zum Völkerrecht fort, so dass er 1939 zur "Völkerrechtlichen Großraumordnung" abschließen konnte. Nach der Kapitulation wurde er für einige Zeit in Haft genommen, um sich dann wieder nach Plettenberg zurückzuziehen, wo er mehrere Veröffentlichungen verfasste.
Da Schmitt sich nie ausdrücklich von den Nationalsozialisten distanziert hat, ist ihm zu Lebzeiten eine Rehabilitation, wie sie vielen anderen NS-Rechtstheoretikern zuteil wurde (zum Beispiel Karl Larenz, Theodor Maunz), versagt geblieben. Auch ließ die rabiate Unterstützung des Antisemitismus der NS-Ideologie erhebliche Zweifel an der intellektuellen Qualität zumindest seiner in der NS-Zeit entstandenen Werke aufkommen.
Das vor allem in den letzten Jahren stark gestiegene Interesse an Carl Schmitt und seinem Werk macht allerdings deutlich, welche geistesgeschichtliche Bedeutung sein unter anderem die Grundlagen des Liberalismus in Frage stellendes Denken immer noch hat.
Andererseits ergeben sich intellektuell-politische Parallelen, wenn in gegenwärtigen Zeiten, wo wieder der politische und militärische Interventionismus in den Vordergrund des Politischen rückt, auf Werke von Schmitt zurückgegriffen wird. So leistet er heute nicht nur in der Frage des Kampfes gegen den "Feind", sondern auch in der Frage der Aufteilung und Beherrschung des "Großraumes" gedankliche Stützen, wie er es dem deutschen Nationalsozialismus gegenüber leistete.
Eines seiner bekanntesten Werke ist "Der Begriff des Politischen", in dem er versuchte, dem Politischen klare Kriterien zuzuordnen, die es von anderen Gebieten menschlichen Handelns (Moral, Wirtschaft, Ästhetik) unterscheiden. Schmitt sah das Politische überall dort, wo eine existenzielle Unterscheidung zwischen Freund und Feind vorliegt. Die Bedeutung dieses Textes zeigt sich an der nie abgerissenen, bisweilen erbittert geführten wissenschaftlichen Auseinandersetzung über dieses Werk.
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