Camille Pissarro
Camille Pissarro (* 10. Juli 1830 im Städtchen Charlotte Amalie auf der Antilleninsel St. Thomas, † 13. November 1903 in Paris) war einer der bedeutendsten und produktivsten Maler des Impressionismus und Wegbereiter des Neoimpressionismus.
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2 Werke (Auswahl) 3 Quellen |
Camilles Vater besaß in der Hauptstraße von Charlotte Amalie ein Geschäft. Die Familie unterhielt feste Verbindungen zu Frankreich, von wo der Vater 1824 ausgewandert war. Im Alter von 11 Jahren wird Camille in ein Internat in einen Vorort von Paris geschickt. Er zeigt bereits in diesem Alter großes Interesse am Zeichnen, und sein Zeichenlehrer Auguste Savary, gleichzeitig Rektor und Gründer seiner Schule und ein angesehener Salonmaler, bestärkt Camille in dieser Neigung. Camille füllt seine Hefte mit Zeichnungen von Palmen und Plantagen seiner Heimat.
1847 holt der Vater ihn zurück auf die Antillen, um ihn in das Geschäft der Familie einzuführen. Camille zieht es jedoch vor, jede freie Minute am Hafen zu verbringen und zu zeichnen. Eines Tages begegnet er dort dem dänischen Maler Frederik Siegfried George (Fritz) Melbye, der nur vier Jahre älter als er selbst ist, aber schon ein arrivierter Maler ist, der mehrmals in Kopenhagen ausgestellt hat. Melbye erkennt Camilles Talent und ermutigt ihn. Trotz des Widerstands seines Vaters schließt sich Camille ihm an, als Melbye 1852 nach Venezuela weiterreist.
In Caracas mieten sich Melbye und Pissarro gemeinsam ein Haus, und Pissarro zeichnet das Stadtleben, den Markt und die Gebäude, die Tavernen, aber auch das ländliche Leben und die Vegetation in der Umgebung.
1854 kehrt er nach St. Thomas zurück. Schließlich gelingt es ihm, seinen Vater zu überzeugen, dass er sein Leben der Malerei widmen will. Im September 1855 verlässt er endgültig St. Thomas und reist nach Paris.
Dort kommt er gerade rechtzeitig zur Weltausstellung, wo nahezu 5000 Werke der Malerei zu bewundern sind, unter anderem Bilder von Eugène Delacroix, Jean-Auguste-Dominique Ingres und Camille Corot.
Pissarro wird Schüler von Antoine Melbye, einem Bruder von Fritz Melbye, und Corot. Vom Vater gedrängt, nimmt er auch Unterricht bei Meistern der Ecole des Beaux-Arts, doch deren dogmatischer Ansatz sagt ihm nicht zu.
Statt dessen arbeitet er lieber im Kreise junger Kollegen, die sich in den Cafés treffen und dort über den Realismus und die Malerei im Freien debattieren. 1858 beginnt er, sich diese Themen anzueignen, und malt in den Wäldern nördlich von Paris. Eines dieser Bilder, Landschaft bei Montmorency, wird zum Salon von 1859 angenommen, findet dort jedoch keine große Beachtung.
1857 ziehen auch seine Eltern wieder zurück nach Frankreich, und Pissarro wohnt bei wieder bei ihnen in deren Haus in Montmorency. 1859 kommt Julie Valley als Bedienstete in den elterlichen Haushalt. Camille und sie beginnen ein Verhältnis, aus dem bald zwei uneheliche Kinder hervorgehen.
1859, an der Académie Suisse, einer freien Malschule, begegnet Pissarro Claude Monet, dann Paul Cézanne.
Mitte der 1860er Jahre beginnt Pissarro, sich von seinem Lehrer Corot zu lösen und seinen eigenen Stil zu finden. 1866 und 1868 werden jeweils zwei seiner Bilder zum Salon zugelassen. Der junge Kritiker Émile Zola findet Gefallen an ihnen und lobt sie überschwenglich. Besonders hebt er die Gewissenhaftigkeit des Künstlers Pissarro hervor, der sich nur der Wahrheit verpflichtet sehe.
Diese Erfolge bei der Kritik bedeuteten jedoch mitnichten Erfolge bei Käufern und Händlern. Er gerät in finanzielle Not und muss sich den Lebensunterhalt mit dem Bemalen von Markisen und Rollos verdienen.
1869 und 1870 arbeitet er eng und regelmäßig mit seinen Freunden Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir. Oft stellen sie ihre Staffeleien nebeneinander auf und malen gemeinsam die gleichen Motive, wobei jedoch jeder seinen eigenen Stil bewahrt. Im Gegensatz zu Monet bezieht Pissarro Menschen und Passanten viel stärker in seine Gemälde ein: Orte, Landschaften und Straßen sind bei ihm fast immer wesentlich mitbestimmt von arbeitenden, miteinander sprechenden oder flanierenden Menschen.
Im November 1870 flieht er vor dem deutsch-französischen Krieg nach London, nachdem er vorher seine Familie in der Bretagne einigermaßen sicher untergebracht hat. Fast seine gesamte Bildproduktion muss er in Louveciennes bei Paris zurücklassen. In London trifft er Monet wieder, der ebenfalls vor dem Krieg dorthin geflohen ist. Der Kunsthändler Durand-Ruel wird auf ihn aufmerksam und kauft ihm vier seiner Bilder ab, hat jedoch seinerseits keinen Erfolg mit dem Weiterverkauf.
Am 14. Juni 1871 heiratet er in Croydon südlich von London seine Geliebte Julie Vellay, die inzwischen mit dem dritten Kind von ihm schwanger ist. Ende dieses Monats kehrt er nach Frankreich zurück - und muss erfahren, dass seine Bilder von deutschen Soldaten zertrampelt worden sind. Sie hatten mit ihnen den Fußboden ausgelegt, damit ihre Stiefel nicht schlammig werden.
Pissarro lässt sich davon nicht entmutigen, sondern arbeitet in den Folgejahren produktiver denn je. Besonders intensiv arbeitet er mit Paul Cézanne zusammen; beide beeinflussen sich sehr stark gegenseitig in ihrer künstlerischen Entwicklung. In finanzieller Hinsicht schöpft er Zuversicht, als im Januar 1873 seine Gemälde auf einer Auktion hohe Preise erzielen, doch danach hat er kaum Einnahmen und ist Ende desselben Jahres wieder mittellos.
1874 gehört er zu den treibenden Kräften, die die erste Impressionisten-Ausstellung organisieren. Das Ergebnis bei der Kritik ist enttäuschend, und Pissarros Einnahmen aus der Ausstellung betragen nur 130 Franc. Die ganzen 1870er Jahre hindurch kämpft Pissarro verzweifelt um Verkäufe und um den schieren Lebensunterhalt für sich selbst und seine Familie.
Er ist ein überzeugter Verfechter des Austauschs und der Zusammenarbeit zwischen Künstlern und beteiligt sich an sämtlichen weiteren Impressionisten-Ausstellungen bis 1882.
Ab Anfang der 1880er Jahre wandelt sich sein Malstil: Er interessiert sich für die Farbenlehre und arbeitet mit reinen, unvermischten Komplementärfarben, die er in immer kürzeren Pinselstrichen einsetzt, um eine Vermischung der reinen Farben zu einer Gesamtharmonie zu erreichen. Damit wird er zum Wegbereiter des Neo-Impressionismus und des Pointillismus. 1885 trifft er die jungen Künstler Paul Signac und Georges Seurat, die seine Auffassung teilen und in für die damalige Zeit radikaler Weise weiter entwickeln. 1886 stellt er gemeinsam mit Signac, Seurat und seinem Sohn Lucien in einem separatem Raum auf der Ausstellung der Unabhängigen aus. Trotz wohlwollender Kritiken bleibt ihm abermals der Durchbruch beim Käuferpublikum versagt.
Um 1890 herum wendet sich Pissarro wieder "seinem" ursprünglichen, freieren Impressionismus zu. 1892 gelingt ihm endlich der Durchbruch: mit einer großen Retrospektive bei seinem Förderer, dem Kunsthändler Durand-Ruel.
In den letzten 10 Jahren seines Lebens malt er eine Serie von wunderbaren Stadtbildern aus Rouen, Dieppe und Paris. Als er 1903 stirbt, hinterlässt er eine riesige Zahl an Bildern.
Biografie
Kindheit und Jugend
Der junge Künstler
Die mittleren Jahre
Die späten Jahre
Werke (Auswahl)
Quellen