Burg
Dieser Artikel behandelt befestigte Wohnanlagen des Mittelalters. Für weitere Bedeutungen siehe Burg (Begriffsklärung).
Als Burg wird der verteidigungsfähige Wohnsitz eines Adligen im Mittelalter bezeichnet.
Befestigte Anlagen wurden seit dem Neolithikum errichtet und sind aus nahezu allen ur- und frühgeschichtlichen Perioden bekannt. Die Befestigungen waren zumeist aus Holz, Erde und Stein erbaut und sind heute als sogenannte Burgwälle erhalten, die zumeist als Bodendenkmal unter Schutz stehen. Im Römischen Reich wurden dagegen kaum Burgen im eigentlichen Sinne errichtet, sondern die Grenzen in langen limites verteidigt, von denen der Limes in Deutschland ein sehr anschauliches Beispiel liefert.
Im Frühmittelalter kamen die Burgen als Wehrbauten wieder auf. Im Fränkischen Reich setzte der Burgenbau spätestens in der Karolingerzeit wieder ein. Zur gleichen Zeit, d.h. im späten 8 und im 9. Jahrhundert begannen auch die Slawen mit dem Bau von Burgen.
Die Blütezeit des Burgenbaus war das Hoch- und Spätmittelalter. Aus dieser Zeit stammt der größte Teil der heute erhaltenen Burgen und Burgruinen. Der Burgenbau gehörte aufgrund der schwachen Infrastruktur des mittelalterlichen Europas zu den wichtigsten Mitteln der Machtausübung, weshalb er zu den Königsrechten (Regalien) zählte. Manche Herrscher ließen Zwingburgen in aufrührerischen Gebieten errichten. Waren die Könige der meisten europäischen Länder stark auf den Erhalt ihres Vorrechts zum Burgenbau bedacht, ging dieses Recht im Heiligen Römischen Reich während des Spätmittelalters auf die Territorialfürsten über. Die Rheinstrecke von Mainz bis Bonn ist wohl das bekannteste Beispiel einer deutschen Burgenlandschaft. In dem Umland einer Burg galt der so genannte Burgfriede, der Fehden streng untersagte. Durch den Burgbann war die im Einzugsbereich einer Burg lebende Bevölkerung dazu verpflichtet, zu baulichen Tätigkeiten und der Verteidigung der Burg beizutragen. Im Spätmittelalter wurden viele Burgen aufgrund des Niedergangs des Rittertums zum Stützpunkt von so genannten Raubrittern.
Die mittelalterliche Burg verlor ihren Zweck mit dem Aufkommen von Kanonen, welche die Burgmauern mit ihren Geschossen durchschlagen konnten. Zwar war dies vorher auch schon mit manchen Belagerungsmaschinen möglich, jedoch waren Kanonen wesentlich leichter zu transportieren und zu handhaben. Als Reaktion darauf verstärkte man seit dem 14. Jahrhundert die Burgmauern oftmals mit einer Erdaufschüttung und versah die Burg mit relativ niedrigen, massiven Rondellen. Diese Maßnahmen stellten keine ausreichende Antwort auf die Bedrohung durch Geschütze dar. Den Übergang in die Neuzeit mit ihren von Feuerwaffen getragenen Kriegen machten die Burgen nur in Ausnahmefällen mit. Sie mussten dafür komplett umgebaut und bastioniert werden, damit sie den mauerbrechenden Kanonen standhalten konnten. Beispiele für eine derartige Modifikation sind die Bielefelder Sparrenburg oder das Marburger Schloss. In den meisten Fällen wurde auf die Umwandlung von Burgen zu Artilleriefestungen verzichtet, zumal viele Burgen mit ihren hohen Gebäuden ein leichtes Ziel für Mörser darstellten.
Die Wohnfunktion der Burgen wurde von den Schlössern übernommen. Zahlreiche Burgen, die nicht zu Schlössern umgebaut oder anderweitig, z. B. als Domäne, genutzt wurden, verfielen und wurden zur Ruine.
Auch die neuzeitlichen Festungen hatten zunächst eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Burg. Der Schaffhauser Munot in der Schweiz ist dafür ein gutes Beispiel.
Im 19. Jahrhundert (Romantik) entstand eine Mittelalter-Sehnsucht, die dazu führte, dass man Schlösser im Stil alter Burgen baute. Beispiele hierfür sind Schloss Neuschwanstein und die Burg Hohenzollern. Auch im Nationalsozialismus wurde mit dem Bau von sogenannten Ordensburgen wie Sonthofen oder Vogelsang bzw. dem Umbau von bestehenden Anlagen wie der Wewelsburg auf den Mythos der mittelalterlichen Burg Bezug genommen.
Kennzeichnend für eine Burg war ihre Überhöhung über das umgebende Gelände sowie der kontrollierte Zugang zur Burg. Im Gebirgsraum errichtete man Höhenburgen auf Bergspornen, an Hängen und häufig auf schwer zugänglichen Berghöhen. Im Flachland wurden dagegen auf künstlichen Erdanhäufungen mit umlaufender Mauer und umgebendem Wassergraben, sogenannte Mottenn, angelegt. Im Mittelgebirgsraum kommen sowohl Höhen- und Wasserburgen vor, wobei letztere in erster Linie von Angehörigen des niederen Adels (sog. kleine Herrschaftsträger) angelegt worden sind.
Der bis heute augenfälligste Bestandteil einer mittelalterlichen Burg ist der Turm, der entweder als Wohnturm, im angelsächsischen Raum "Keep" und in Frankreich "Donjon" genannt, oder als Bergfried ausgeprägt war. Als Bergfried wird in der deutschsprachigen Burgenliteratur der Hauptturm einer Burganlage bezeichnet, der nicht für eine dauerhafte Wohnnutzung vorgesehen war, sondern in erster Linie Wehr- und Statusfunktionen übernahm. Auch Türme, die beide Funktionen - Wohnen und Verteidigung - vereinigen, sind bekannt (siehe z.B. auf der Neuenburg (Freyburg). Häufig wurde der Hauptturm durch weitere Türme insbesondere an den Toren sowie Mauer- und Flankierungstürme ergänzt.
Die Burg war von einer Mauer und weiteren Befestigungen wie Graben, Wall und anderen Annäherungshindernissen (Gebück, Hecke, Verhau) umgeben. Bei den Mauern wird je nach Höhe und Ausprägung zwischen Ringmauer, Mantelmauer und Schildmauer unterschieden. Von einzelnen Vorläufern abgesehen wurde ab dem 13. und 14. Jahrhundert der Umfassungsmauer häufig eine Zwingermauer vorgelegt.
Das Gelände innerhalb der Burg wurde durch zahlreiche und verschiedenartige Gebäude genutzt und gegliedert, wobei sich weitere verteidigungsfähige Abschnitte ergeben konnten. Eine zentrale Rolle, die von der älteren Forschung jedoch häufig unterschätzt wurde, kommt der Wohnarchitektur zu. Das Hauptgebäude einer hochmittelalterlichen Burg (10. bis 12. Jahrhundert) wird in der Forschung als "Festes Haus", "Saalgeschosshaus" bzw. allgemein als "Wohnbau" bezeichnet (Bsp.: Marburger Schloss, Bauphase 1). Seine Funktion wurde in jüngerer Zeit häufig durch den Wohnturm übernommen (Bsp.: Marburger Schloss, Bauphase 2, Neuenburg (Freyburg)), der im 14. Jahrhundert eine zweite Blütezeit erlebte. Aus dem früh- und hochmittelalterlichen "Saalbau" entwickelte sich im 12. Jahrhundert die Spezialform des Palas, dessen genaue Definition jedoch in der Burgenforschung noch stark umstritten ist. In enger Verbindung mit den Wohnbauten standen sakral genutze Räume oder Gebäude wie Burgkirchen und Burgkapellen.
Neben den zumeist sehr repräsentativen Wohnbauten gab es insbesondere in den Vorburgen nich weitere Wohn- und Wirtschaftbauten wie Werkstätten, Backhäuser oder Ställe sowie Lageräume für Vorräte, Nahrungsmittel, Werkzeuge und Waffen. Eine besondere Herausforderung stellte bei den Höhenburgen die Wasserversorgung dar. Sie wurde zumeist über Zisternen gesichert, in die das von den Dächern der Gebäude herablaufende Regenwasser eingeleitet wurde. Zumeist erst im späten Mittelalter wurden Brunnen angelegt, die beträchtliche Tiefen erreichen konnten (Bsp.: der 176 m tief in den Fels getriebene Brunnen der Reichsburg Kyffhausen).
Geschichtliche Entwicklung
Vorläufer der mittelalterlichen Burg
Burgen im frühen Mittelalter
Hoch- und Spätmittelalter
Das Ende des Burgenbaus
Nachfolger
Lage
Wichtige bauliche Elemente
Siehe auch
Literatur
Weblinks