Bundestagswahl 1998
Die Bundestagswahl am 27. September 1998 bedeutete eine tiefe Zäsur in der Geschichte der Bundesrepublik: Erstmals wurde eine Bundesregierung komplett abgewählt, wohingegen bei den Regierungswechseln 1969 und 1982 lediglich der "Seniorpartner" (SPD, bzw. CDU/CSU) wechselten.Kanzlerkandidat der CDU/CSU war zum fünften mal in Folge nach 16 Jahren im Amt des Bundeskanzlers Helmut Kohl (wobei er bereits 1976 erstmals, allerdings erfolglos, kandidierte). Für die SPD trat erstmals der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder an.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Fraktion | Ergebnis prozentual | Mandate | Besonderheit |
---|---|---|---|
SPD | 40,9 % (+4,5 %) | 298 (+46) | Zum ersten mal seit 1972 stärkste Bundestagsfraktion |
CDU/CSU | 35,1 % (-6,3 %) | 245 (-49) | Erstmals seit 1949 unter der 40 %-Grenze |
Bündnis 90/Die Grünen | 6,7 % (-0,6 %) | 47 (-2) | |
FDP | 6,2 % (-0,7 %) | 43 (-4) | Zweitschlechtestes Ergebnis auf Bundesebene überhaupt |
PDS | 5,1 % (+0,7 %) | 36 (+6) | Erstmals Fraktionsstatus |
Sonstige | 6,0 % (+2,4 %) |
Das Ergebnis ließ erstmalig eine rot-grüne Koalition auf Bundesebene zu, der Gerhard Schröder als Bundeskanzler und Joschka Fischer als Außenminister und Vizekanzler angehören.
Helmut Kohl erklärte noch in deren Wahlnacht seinen Rücktritt vom CDU-Vorsitz, den er seit 1973 innehatte. Sein Nachfolger wurde der seit 1991 amtierende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble.
Ebenfalls seinen Rücktritt erklärte der CSU-Vorsitzende Theo Waigel. Sein Nachfolger wurde der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber.
Zum Nachfolger von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth wurde in der konstituierenden Sitzung des 14. Deutschen Bundestages am 26.10.1998 mit SPD-Vize Wolfgang Thierse erstmals ein Ostdeutscher in eines der hohen Staatsämter der Bundesrepublik gewählt.
Gerhard Schröder wurde vom Deutschen Bundestag am 27.10.1998 mit 351 Stimmen zum Bundeskanzler gewählt, obwohl nur 344 Abgeordnete der Koalition anwesend waren.