Bund der Kommunisten
Der Bund der Kommunisten bezeichnet die erste internationale Organisation der Arbeiterklasse als Vorläufer der Internationalen Arbeiterassoziation(IAA) und zugleich erste revolutionäre deutsche Arbeiterpartei.Der Bund der Kommunisten bestand von 1847 bis 1852. Der Bund wurde von Karl Marx und Friedrich Engels gegründet und stand unter ihrer Führung. Die Gründung erfolgte auf zwei Kongressen, die 1847 in London tagten, durch eine grundlegende Umgestaltung des Bundes der Gerechten.
Nachdem Marx und Engels mit Hilfe des Kommunistischen Korrespondenz-Komitees starken Einfluß auf den Bund der Gerechten gewonnen hatten, traten sie Anfang 1847 dem Bund bei. Auf dem ersten Kongress (Anfang Juni 1847) wurden die gewonnenen Erkenntnisse von Engels und Wilhelm Wolff vertreten.
Der von Marx geprägte Kampfruf "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" wurde zur Losung des Bundes, der sich in Bund der Kommunisten umbenannte. Der Entwurf neuer Bundesstatuten wurde beraten. Auf dem zweiten Kongress, der am 29. September 1847 zusammentrat und etwa 14 Tage dauerte, legten Marx und Engels den Entwurf eines Programms vor und wurden mit der Ausarbeitung des Manifestes der Kommunistischen Partei beauftragt. Außerdem wurden die Statuten endgültig angenommen.
Der von den Regierenden scharf verfolgte Bund war eine geheime Organisation. Er zählte rund 500 Mitglieder - Angehörige der verschiedensten Nationen, zumeist aber deutsche Handwerksgesellen -, die in den bestehenden Arbeiterorganisationen (Arbeitervereine u.a.) tätig waren oder diese ins Leben riefen.
Nach Ausbruch der Pariser Februarrevolution 1848 wurde die Zentralbehörde des Bundes, die ihren Sitz in London hatte, zuerst nach Brüssel, dann nach Paris verlegt und neu gebildet. Marx und Engels übernahmen jetzt unmittelbar die Führung des Bundes. Außer ihnen gehörten Heinrich Bauer, Joseph Moll, Karl Schapper, Karl Wallau und Wilhelm Wolff der neuen Zentralbehörde an.
Diese gab Ende März 1848 die von Marx und Engels verfassten Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland heraus, die die politische Plattform des Bundes während der Märzrevolution von 1848/1849 in Deutschland bildeten. Im April 1848 wurde die Zentralbehörde des Bundes nach Köln, wo Marx und Engels die "Neue Rheinische Zeitung" herausgaben, verlegt. Die Mitglieder des Bundes waren in Arbeitervereinen, aber auch in verschiedensten demokratischen Organisationen tätig und kämpften für eine konsequente Vollendung der Revolution - in der Hoffnung, sie würde noch eine sozialistische Wende nehmen.
Doch blieb den Versuchen von April 1848 bis Juni 1848 der Erfolg versagt, eine öffentliche Arbeiterpartei zu schaffen.
Gegen Ende des Jahres 1848 suchten einige Mitglieder des Bundes von London aus, wo sie eine neue Zenralbehörde gebildet hatten, den Bund in Deutschland als geheime Organisation zu reorganisieren. Dieses Vorhaben entsprach jedoch nicht den Verhältnissen in Deutschland, die vor allem ein öffentliches Auftreten erfordert hätten, und führte zu keinem ernsthaften Ergebnis.
Anfang 1849, als die Arbeiter durch die Revolution mehr Erfahrungen gesammelt hatten, ergriffen Marx und Engels organisatorische Maßnahmen, mit denen sie die Bildung einer breiten und öffentlichen Arbeiterpartei vorbereiteten. Am 14. April 1849 erklärten Marx und seine Anhänger den Austritt aus dem Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten. Zur Vorbereitung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses wurde von ihnen der Rheinisch-Westfälische Arbeiterkongreß einberufen.
Diese Entwicklug wurde durch die Kämpfe der Reichsverfassungskampagne ab Mai 1849, in der die Mitglieder des Bundes in vorderster Linie fochten, unterbrochen (siehe Willichsches Freikorps). Nach der Niederlage der Märzrevolution mussten viele Mitglieder des Bundes vor der Vefolgung ins Ausland flüchten. Ende August/Anfang September 1849 wurde unter der Führung von Marx und Engels in London eine neue Zentralbehörde des Bundes gebildet, der außerdem Heinrich Bauer, Johann Georg Eccarius, Karl Pfänder, August Willich u.a., ferner seit Juni 1850 auch Karl Schapper, angehörten.
Die Zentralbehörde nahm die Reorganisation des Bundes der Kommunisten in Angriff. In zwei Ansprachen der Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten (1850) verallgemeinerten Marx und Engels die Erfahrungen aus der Revolution und legten die Aufgaben des Bundes dar. Die Mitglieder des Bundes waren erfolgreich in Deutschland in den noch bestehenden Arbeiterorganisationen tätig und gewannen Einfluß auf die Allgemeine Deutsche Arbeiterverbrüderung. Im Sommer 1850 kamen Marx und Engels zu dem Ergebnis, daß angesichts des ökonomischen Aufschwungs mit dem baldigen Ausbruch einer neuen Revolution nicht gerechnet werden könne.
Diese Erkenntnis wurde von einigen Mitgliedern der Zentralbehörde abgelehnt; es bildete sich die Fraktion Willich-Schapper. Am 15. September 1850 kam es in der Zentralbehörde zum offenen Bruch. Die unter der Führung von Marx und Engels stehende Mehrheit beschloss, den Sitz der Zentralbehörde nach Köln zu verlegen. Die Kölner Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten schloss die Fraktion Willich-Schapper aus dem Bund aus, unterrichtete Anfang Dezember 1850 in einer Ansprache die Bundesmitglieder in Deutschland von der eingetretenen Lage und von den ergriffenen Maßnahmen und beschloss neue Statuten.
Anfang Mai 1851 fielen in Leipzig der Polizei einige Dokumente des Bundes in die Hände. Dadurch wurde eine die Organisation des Bundes in Deutschland fast zum Erliegen bringende Hausdurchsuchungs- und Verhaftungswelle ausgelöst. Im Herbst 1852 wurden führende Mitglieder des Bundes im Kölner Kommunistenprozess 1852 vor Gericht gestellt und teilweise zu hohen Festungsstrafen verurteilt. Im November 1852 zog Marx aus der eingetretenen Lage die Konsequenzen: Auf seinen Antrag hin löste sich die Organisation des Bundes in London auf und erklärte "die Fortdauer des Bundes auf dem Kontinent für 'nicht mehr zeitgemäß' " (Marx).
Als die deutsche und internationale Arbeiterbewegung in den 1860er Jahren einen neuen Aufschwung nahm, spielten in ihr neben Marx und Engels die ehemaligen Bundesmitglieder Eccarius, Friedrich Leßner, Wilhelm Liebknecht, Georg Lochner, Pfänder und Joseph Wedemeyer eine bedeutende Rolle.
siehe auch: Bund der Gerechten, Kommunistische Partei