Buddhismus - Schulen und Systeme
Der Buddhismus hat im Verlauf seiner 2500-jährigen Geschichte verschiedene Schulen und Systeme hervorgebracht. Die Begriffe »Schule«, »Fahrzeug« (yana) oder »Weg« (vada) sind in etwa vergleichbar mit den Begriffen »Richtung«, »Denomination«, »Konfession« oder »Sekte«, wobei dem Wort »Sekte« keine negative Wertung anhaftet und alle genannten Begriffe die gleiche Bedeutung haben.Im Wesentlichen bestehen zwei große Hauptrichtungen: Das Hinayana, das »Kleine Fahrzeug« [über den Strom des Leidens] und das Mahayana, das »Große Fahrzeug« [über den Strom des Leidens]. Alternativ werden die beiden Fahrzeuge auch die »Kleine« und die »Große Laufbahn« genannt.
Von den beiden großen Hauptrichtungen ist das Hinayana die ältere, dieweil das Mahayana erst um die Wende zur christlichen Zeitrechung – also rund 500 Jahre nach dem Hinayana – entstanden ist. Oft wird als dritte große Hauptrichtung noch das Vajrayana oder Tantrayana genannt, das trotz spezifischen Eigenheiten aber dem Mahayana zuzuordnen ist.
Der Begriff »Hinayana« kam übrigens erst mit der Entstehung des »Mahayana« in Gebrauch, in dem sich Letzteres als in seiner Zielsetzung »größer« oder »umfassender« betrachtete und die Schulen des Alten Buddhismus demnach als »klein« oder »gering« bezeichnete. Der anfänglich geringschätzigen Bezeichnung »Hinayana« kommt heute aber keine Bedeutung mehr zu, zumal das Mahayana inzwischen auch rein numerisch die größere der beiden Hauptströme des Gesamtbuddhismus verkörpert.
Hinayana und Mahayana bilden jedoch keine eigentlichen und in sich geschlossenen Glaubensrichtungen (»Konfessionen«). Sie sind nicht mehr als Überbegriffe für eine Vielzahl von untereinander eigenständigen Schulen und Denkrichtungen, die dennoch aber eine gemeinsame Grundlinie aufweisen und eben deshalb dem einen oder anderen »Fahrzeug« zugerechnet werden.
Alle Richtungen des Buddhismus halten sich an die »Vier Edlen Wahrheiten« Buddhas vom Leiden, seiner Entstehung, seiner Überwindung und dem zur Überwindung des Leidens führenden »Achtfachen Pfad«, der zur Leidenserlöstheit (= Befreiung aus den Fesseln des Daseins) führt. Diese Leidenserlöstheit wird Nirvana (das »Erlöschen«) genannt, welches das allen Denominationen gemeinsame Heilsziel darstellt. Die in der Realisierung des Nirvana bestehende Zielsetzung ist also überall die gleiche, verschieden sind lediglich die Wege, die zu diesem Ziel führen.
Die nachfolgende Auflistung nennt nicht sämtliche Schulen, Sekten oder Denksysteme, die sich im Verlauf der langen Geschichte des Buddhismus herausgebildet haben. Aufgeführt werden lediglich die wichtigsten, die in der Vergangenheit oder Gegenwart von großer Bedeutung waren resp. sind.
Table of contents |
2 Systeme des Mahayana 3 Weblinks |
Theravada (Erkenntnisschule)
Entstehung : 4. Jh. v.Chr. in Indien.
Erloschene Systeme
Mahasanghika. Gegründet im 4. Jh. v.Chr. Vorbereiterin des Mahayana, in dem sie schließlich aufging. Systeme des Hinayana
Gründer : Moggalana Tissa (3. Jh. v.Chr.)
Systematiker : Buddhadatta (4./5. Jh.), Buddhaghosa (5. Jh.), Dhammapala (5. Jh.), Anuruddha (12. Jh.)
Verzweigungen : ---
Heutige Verbreitung : Sri Lanka, Myanmar (Burma), Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam.
Wichtigste Quellen : Tipitaka (Dreikorb) oder Pali-Kanon; Visuddhimagga, Milindapañha, Abhidhammatthasangaha.
Heilsweg : Überwindung des Leidens durch Aufhebung der Leidensursachen Gier, Hass und Wahn mittels Selbstzucht und Erkenntnis.
Pudgalavada. Gegründet im 3. Jh. v.Chr. Eine der großen frühbuddhistischen Schulen. Untergang im 7. Jh.
Sarvastivada. Gegründet im 3. Jh. v.Chr. Frühbuddhistische Schule mit großer Wirkmächtigkeit. Ging mit der islamischen Eroberung Indiens unter.
Sautrantika. Gegründet im 2. Jh. n.Chr. Frühbuddhistische Schule, die mit ihren Lehren viele Impulse zur Entstehung des Mahayana lieferte, mit dessen Entstehung sie im 1. Jh. erlosch.