Briefwechsel vom Wesen der Seelen
Der Briefwechsel vom Wesen der Seelen bezeichnet eine 1713 in Den Haag erschienene Schrift, die wahrscheinlich von Urban Gottfried Bucher (* 1679), Leibarzt des Fürsten zu Fürstenberg (Adelsfamilie) in Sachsen, verfasst wurde. Der vollständige Titel lautet Zweier guten Freunde vertrauter Briefwechsel vom Wesen der Seelen.Der Briefwechsel, im Rahmen der deutschen Frühaufklärung entstanden, bildet eines der ersten Dokumente materialistischen Denkens in Deutschland.
Unter dem Einfluss Sir Isaac Newtons, insbesondere aber John Lockes, entwickelt der Verfasser eine materialistisch-psychologische Lehre, der zufolge die Seele kein autonomes, immaterielles, geistiges Wesen sei, sondern sich im Intellekt und im Willen herausgebildet habe, die ihrerseits die Sinne zur Grundlage haben.
Die Denktätigkeit des Menschen sei im wesentlichen zweifach determiniert: erstens durch das Funktionieren der Sinnesorgane, die "Bewegung der Hirnfibern", zweitens durch die Einwirkung der Außenwelt auf die Sinnesorgane sowie durch Übung und Gewohnheit.
Ähnlich gelte für den Willen ein notwendiger Zusammenhang mit körperlichen Funktionen, Beeinflussung durch die Außenwelt und darüber hinaus die Abhängigkeit des Willens vom Intellekt.
Aus alledem wird, ganz im Geiste der Aufklärung, die Erziehung des Menschen als Voraussetzung zur Besserung der Gesellschaft angesehen.
Die Schrift wirkte in Deutschland das gesamte 18. Jahrhundert hindurch fort. Insbesondere ist dies bei Denkern nachweisbar, die sich, dann auch unter dem Einfluss der englischen Assoziationspsychologie, um die Ausarbeitung einer materiellen Psychologie und Erkenntnistheorie bemühten:
- Johann Heinrich Schulz, der Prediger des Atheismus (1729 bis 1823)
- Karl von Knoblauch (1756 bis 1794)
- Melchior Adam Weikart (1742 bis 1803)
- Johann Christian Lossius (1743 bis 1813)
- Micheal Hißmann (1752 bis 1784)
Weblinks
- http://www.bbf.dipf.de/pdf/ScriptaPaedagogicaOnline.pdf - Zu Michael Hißmann